Die Klosterangestellten (Familiares) der Jahre 1449-1566 |
Übersicht der Klosterangestellten |
In Aldersbacher Klosterrechnungen und in zwei Stiftbüchern des späten Mittelalters bzw. der frühen Neuzeit sind für etliche Jahre Übersichten der Klosterangestellten („familia abbatis“) erhalten. Die zuerst in lateinischer, später in deutscher Sprache notierten Funktionen, Funktionsinhaber und deren Bezahlung ("conductio familiae") stellen eine wichtige Quelle zur Wirtschaftsgeschichte des Klosters dar. In der Regel werden die Löhne als Geldwert angegeben, wie üblich ab Mariä Lichtmess (02.02.) für ein Jahr berechnet. Zudem findet man für gewöhnlich Informationen darüber, ob zusätzlich eine Bezahlung in Form von Naturalien (Getreide, Brot, Wein, Bier, Holz, Kerzen, Beinschienen, Stiefel etc.) erfolgte und in welchen Raten und von wem der Geldbetrag ausbezahlt worden war.
Im Kloster waren Angestellte vor allem in der Küche, im Gästehaus, im Refektorium und in den zum Klosterareal gehörenden Wirtschaftsbetrieben Taverne, Mühle, Sägemühle, Bäckerei, Brauerei, Fischzucht und Kastnerei beschäftigt. Pro Jahrgang lassen sich so meist über 80 Familiares, also Angestellte, die zur „familia abbatis“ gehörten, nachweisen. Eine Zusammenstellung der Funktionsstellen ist weiter unten zu finden. Daran anschließend folgt eine Auswahl an Berufsbezeichnungen für nicht angestellte Arbeiter, die in den ausgewerteten Quellen Erwähnung finden.
Das Kloster Aldersbach war mit etwa 700 Besitzungen ein bedeutender Wirtschaftsbetrieb. So lassen sich am Ende des Mittelalters etwa 46 Grangien (Wirtschaftshöfe) nachweisen, in der Neuzeit kamen 13 Hofmarken bzw. Sitze hinzu. Für die Frühzeit des Klosters konnte noch nicht geklärt werden, ob, und wenn ja, welche Grangien von Konversen des Klosters bewirtschaftet worden waren. Spätestens seit dem Ende des 13. Jahrhunderts kann man jedoch davon ausgehen, dass alle klosterfernen Grangien verpachtet waren. Selbst die benachbarten Wirtschaftshöfe in Atzenberg, Gumperting, Weng und in Würding wurden schon sehr früh durch Pächter bewirtschaftet. Lediglich vier Höfe blieben unter der direkten Verwaltung des Klosters: Die Viehbetriebe bzw. Schwaigen in Strass (heute der Aldersbacher Ortsteil Schwaig) und in Neustift (nördlich von Walchsing) sowie der Landwirtschaftsbetrieb Swent- bzw. Spenthof direkt nördlich an das Klosterareal angrenzend ("curia colonorum" -> Hof der Bauern bzw. "Paw[ern]hoff"). Auf diesen Höfen waren ein Verwalter bzw. auf den Viehhöfen eine Verwalterin (Schwaigerin) und weitere Angestellte beschäftigt. Eine weitere Ausnahme stellte die Grangie (Weinwirtschaftshof) in Gneixendorf dar, die in der Regel von einem dort lebenden Mönch verwaltet wurde. Neben den arrondierten Grangien besaß Aldersbach umfangreichen Streubesitz in Form von Höfen oder Teilhöfen, Häusern, Wiesen und Äckern. Da sich ein Großteil dieser Güter um die Städte Pfarrkirchen und Landau a.d.I. konzentrierte, beschäftige man dort Amtmänner zur regionalen Verwaltung. ("officialis in districtu Pfarrkirchen et Landau"). Für die Bewachung und Pflege des umfangreichen Waldbesitzes wurden Förster angestellt ("custodes forestarum").
Die Zusammenstellung enthält derzeit die Jahrgänge 1449-51, 1457-64, 1466-72, 1486-87, 1491-94, 1504, 1518 und 1566. Weitere Jahre sind in Bearbeitung und sollen hier nach und nach ergänzt werden. Die Geldbeträge sind, wenn nicht anders angegeben, in der Wiener Währung berechnet. Angaben in Regensburger Münze wurden in die Wiener Währung umgerechnet. Abkürzungen: lb. = Pfund, s. = Solidus, d. = Denar. 1 lb. ≙ 240 d. | 30 d. ≙ 1 s. | 8 s. ≙ 1 lb.
Einsatzorte (u.a.)
- Klosterareal, mit Getreide- und Sägemühle, Pferdestallungen, Bäckerei, Brauerei und Kastnerei
- "Curia Colonorum" (Hof der Bauern): Wirtschaftshof (Grangie), der im Norden an das Klosterareal anschließt (alternative Bezeichnungen: Swent- bzw. Spenthof, Paw[ern]hof)
- "Armentaria in Strass": Vieh-Wirtschaftshof (Grangie), westlich des Klosters (alternative Bezeichnung: Schwaig)
- "Armentaria in Newstifft" bzw. "Armentaria superior": Vieh-Wirtschaftshof (Grangie) in Neustift, nördlich von Walchsing gelegen, auch als Schwaige bezeichnet
Quellen
- Rechnungsbücher für die Jahre 1449-51 (KAAA 342, Altsignatur: KL Aldersbach 43)
- Rechnungsbücher für die Jahre 1455-57 (KAAA 343, Altsignatur: KL Aldersbach 44)
- Rechnungsbücher für die Jahre 1458-62 (KAAA 344, Altsignatur: KL Aldersbach 45)
- Rechnungsbücher für die Jahre 1463-64 (KAAA 345, Altsignatur: KL Aldersbach 46)
- Rechnungsbücher für die Jahre 1466-72 (KAAA 346, Altsignatur: KL Aldersbach 47)
- Rechnungsbücher für die Jahre 1486-94 (KAAA 348, Altsignatur: KL Aldersbach 49)
- Rechnungsbücher für die Jahre 1504-05 (KAAA 350, Altsignatur: KL Aldersbach 50a)
- Stiftbuch und "Consuetudines Monasterii" ("Hausordnung") aus dem Jahr 1518, Autograph des Abtes Wolfgang Marius (KAAA 379, Altsignatur: KL Aldersbach 11)
- Stift- und Gültbuch aus dem Jahr 1566, Autograph des Abtes Bartholomäus Madauer (KAAA 404, Altsignatur: KL Aldersbach 13)
Funktionensstellen im Kloster und in den klosternahen Grangien
Die deutschsprachigen Bezeichnungen nach "|" beziehen sich auf die Quelle BayHStA KAAA 404, wobei die Orthographie der Vorlage beibehalten wird.