Beschreibung der Brauerei Aldersbach von der Säkularisation (1803) bis 1933

aus Franz Xaver Nagl: Die Brauerei Aldersbach Aretin-Werke AG in Aldersbach, Aldersbach 1933, S. 17ff. Mit einem einleitenden Kommentar von Edgar Krausen zur Situation direkt nach der Säkularisation (* Edgar Krausen: Zur Geschichte der Brauerei Aldersbach, in: Festschrift zum 700jährigen Jubiläum der Brauerei Aldersbach, Aldersbach 1970, 9-17, hier 12-13).




*Am 01.04.1803 wurde die Abtei Aldersbach im Zuge der Durchführung der Säkularisation nach mehr als 650 jährigem Bestehen aufgehoben. Die Brauerei wurde zunächst in landesherrlicher Regie weitergeführt. Nach der Aufstellung vom 27.06.1803 waren im letztvergangenen Jahr aus 419 Schäffl Malz und 11 Zentner 13 Pfund Hopfen 2836 Eimer 21 Maß gemeines Schankbier (im Wert von 8211 Gulden 27 Kreuzer) und aus 456 Schäffl Malz und 17 Zentner 3 Pfund Hopfen 2280 Eimer Sommer- oder Lagerbier (im Wert von 7410 Gulden) gesotten worden. Diese Zahlen decken sich mit der vom Aufhebungskommissar Karl Schattenhofer gemachten Angabe, wonach der durchschnittliche Jahresausstoß der Klosterbrauerei zuletzt 5000 Eimer betragen hätte, das sind etwas über 3000 Hektoliter.

Noch nicht beglichene Hopfenrechnungen zeigen, dass man sowohl einheimischen Hopfen wie vor allem solchen aus der Gegend von Saaz verwendete. Hopfengärten lagen in unmittelbarer Nähe des Klosters, seitwärts bei der Schwaige sowie auf dem Bernhardsberg. Als Schätzwert für das Bräuhaus, das unter der Regierung des Abtes Paulus Genzger (reg. 1734-45) [vermutlich] von dem Baumeister Josef Wolf aus Stadtamhof aufgeführt worden war sowie für den Bierkeller, für die Kastnerei, die Pfisterei und die herinnern Mühle wurden 5700 Gulden angegeben; zum Vergleich: die Klosterkirche samt Turm wurde auf 13.500, das Bibliotheksgebäude mit den herrlichen Fresken von Matthäus Günther nebst dem Refektorium auf nur 1300 Gulden geschätzt.

Da der Verschleiß des Bieres aus der Brauerei Aldersbach nach dem Abzug der Mönche rapide zurückging, entschloss man sich staatlicherseits, die kostspielige Selbstregie baldmöglich aufzugeben und die Brauerei zu versteigern. **Von den beiden Bewerbern, Ignaz Koller, Pächter des von Mayenbergischen Brauhauses zu Passau, und Kaspar Bachmayr, Bierbrauer zu Vilshofen, erhielt der letztere auf Grund seines höheren Angebots von 21.450 Gulden den Zuschlag. Mit Allerhöchster Entschließung vom 10.08.1804, unterzeichnet vom Landesherrn, Kurfürst Max IV. Joseph, und dem leitenden Staatsminister, Maximilian von Montgelas, wurde der Kauf genehmigt. Im Jahr 1811 [falsch -> November 1812] kaufte der Kgl. bayerische Staatsrat und nachmalige Gesandte beim Bundestag in Frankfurt, Adam Freiherr von Aretin, die ehemaligen Klostergebäude, [später auch] die Ökonomie und die Brauerei**. Ein neues Blatt in der Geschichte der Brauerei Aldersbach wurde damit aufgeschlagen.




**Aus Akten des BayHStA geht hervor, dass im August 1804 nicht Kaspar Bachmayr, sondern der Passauer Brauer Georg Koller den Zuschlag für den Kauf der Brauerei erhielt. Im Jahr 1807 wird dessen Bruder Johann Nepomuk Koller als Brauer in Aldersbach genannt. Bisher nicht klar zu belegen ist das Datum des Weiterverkaufs der Brauerei an Baron Adam von Aretin, in der Literatur werden die Jahre 1811 und 1817 genannt. Ersteres kann man u.a. deswegen ausschließen, da in Protokollen des BayHStA vom 15.06.1812 [der Bruder?] Ignaz Koller als "Bräuhausbesitzer von hier" und am 14.09.1812 Georg Koller als "Innhaber des Bräuhauses zu Allersbach" bezeichnet wird (BayHStA KB LBKS 1363, fol. 542 und 545v ff.). Ignaz scheint (stellvertretend für Georg) "Geschäftsführer" in Aldersbach gewesen zu sein. Johann Nepomuk Koller verstarb im Januar 1814 42jährig in Aldersbach, er wird in den Sterbematriken als "Bräumeister" bezeichnet. Der "Bräuhaus-Besitzer zu Altersbach" Georg Koller heiratete hier im Februar 1816. Der Verkauf an die Familie von Aretin muss folglich später stattgefunden haben.




Bis zum Jahre 1830 betrieb das Haus Aretin auch eine Brauerei in Haidenburg und in Oberndorf bei Galgweis. In jenem Jahr wurden diese beiden letzteren Brauereien stillgelegt und mit Aldersbach vereinigt. Aldersbach hatte damals einen Bierausstoß von jährlich 1600 bis 1700 Eimern Winterbier und 2500 Eimern Sommerbier, das waren 2600 bis 2700 Hektoliter, aus 555 Scheffeln Malz. Davon waren neun Wirte zu beliefern. Der Jahresausstoß von Haidenburg stellte sich auf 1000 Eimer Winterbier und 1100 Eimer Sommerbier, das waren 1400 Hektoliter, aus 250 Scheffeln Malz. Fünf Wirte schenkten das Bier aus. Oberndorf war die kleinere Brauerei mit 260 Eimern Bier und einem Wirt. Der Keller in Aldersbach war damals verpachtet an den Weinwirt Vöckerer in Passau um 50 Gulden. Bis 1850 hatte sich so der Bierausstoß in Aldersbach gehoben auf 6500 Eimer. Dazu kamen noch 16 Eimer Trester-Branntwein. Die Zahl der Wirte betrug 13. Adam Freiherr von Aretins Sohn Peter Karl, geboren 1814, konnte als Nachfolger seinen Grundbesitz wesentlich vergrößern, namentlich 1852 um die Güter Münchsdorf mit Brauerei und 1854 um Kriestorf (S. 18) mit Brauerei. Sein Sohn Ludwig Freiherr von Aretin, ein Patenkind König Ludwig I., kam nicht in den Besitz der väterlichen Güter. Er hatte im dritten Chevauxlegers-Regiment den Feldzug 1870/71 mitgemacht und starb 1884 in jungen Jahren an dem ihm aus dem Feldzug gebliebenen Leiden. Als 1887 auch der Vater Peter Karl Freiherr von Aretin mit Tod abgegangen war, war der erst zwei Jahre alte Enkel Heinrich Freiherr von Aretin im Familienbesitz zur Nachfolge bestimmt. Nach Ablauf der Vormundschaft übernahm er am 03.05.1896 den gesamten Besitz, von dem jedoch schon 1887 die Güter Münchsdorf und Kriestorf durch Erbteilung abgetrennt worden waren.




Ansicht Brauerei und ehemaliges Kloster, ca. 1860. Foto: © Brauerei Aldersbach



Der Grundstein zur heutigen Größe der Brauerei wurde in den neunziger Jahren gelegt. Heinrich Freiherr von Aretin hatte in diesen Jahren die glückliche Hand, zwei Mitarbeiter außergewöhnlichen Formats zu gewinnen: Johann Nepomuk Liebl als Güterdirektor und Max Hausl als Braumeister. Damit begann ein ersichtliches Wachstum der Brauerei, als ein lebendiger Beweis dafür, was im Wirtschaftsleben der Weitblick und die Tatkraft einzelner Persönlichkeiten vermögen. Früher war diese Erkenntnis freilich eine Selbstverständlichkeit, aber heute im Zeitalter der „Sozialisierung“, des „Kollektivismus“ und einer im privaten Wirtschaftsleben herumpfuschenden „öffentlichen Hand“ verlangen solche Beispiele eine erhöhte Beachtung.

Johann Nepomuk Liebl hatte also die Leitung des gesamten freiherrlichen Besitzes übertragen erhalten, und Braumeister war seit 1894 Max Hausl aus Fürstenzell. Wohl beraten von der wirtschaftlichen Voraussicht und der geschulten technischen Einsicht dieser beiden Männer, die sich in ihrer Art aufs trefflichste ergänzten, entschloss sich Freiherr von Aretin schon frühzeitig zur Einführung des allgemeinen maschinellen Betriebs sowie der künst(S. 19)lichen Kühlung aller Kellerabteilungen und sonstiger Bedarfsstellen, was trotz des notwendigen großen Kapitalaufwandes bereits 1897 abgeschlossen war. Das bedeutete aber nur einen Auftakt. Schon wenige Jahre darauf wurde in dem ehemaligen geräumigen Klostergebäude eine neue Mälzerei mit Weichanlage, Tennen und Darre errichtet, worüber die eingestreuten Abbildungen Aufschluss geben. Dass diese Unternehmungslust reiche Früchte trug, beweist nichts deutlicher, als der damit angebahnte Aufschwung der Brauerei, die es bis zu Kriegsbeginn auf rund 24000 Hektoliter Jahresausstoß brachte.







Braumeister Hausl hatte den Erfolg für sich. Dabei war er ein Mann von der Pike auf, ohne besondere wissenschaftliche Schulung, aber ausgestattet mit der Energie und der Zielsicherheit des, sagen wir ruhig, genialen Praktikers. Bei seiner ihm angeborenen Einfachheit und Bescheidenheit machte er nicht viel Wesens von seinen technischen Fähigkeiten. Er fand es ganz natürlich, sich seine Projekte und Pläne selbst anzufertigen, immer wieder auf Verbesserungen sinnierend. Nach 35-jähriger, im wahren Sinne des Wortes verdienstvollen Tätigkeit zum Wohle der Brauerei starb Braumeister Max Hausl im Jahre 1929. Sein Andenken wird, solange die Brauerei steht, unvergessen sein. Doch selbst der Beste kann sich bekanntlich nicht auswirken, wenn ihm nicht das nötige Verständnis zuteilwird. Und hierin liegt das unschätzbare Verdienst des Ökonomierats Johann Nepomuk Liebl. Selbst ausgestattet mit einem Scharfblick für vorhandene Möglichkeiten und für zukunftsverheißende Bedürfnisse, förderte und unterstützte er das Arbeiten des Braumeisters, wo es nur anging. (S. 20) Heil einem Unternehmen, das über solche Köpfe und Charaktere verfügt!

Bei diesem Wohlstand der Dinge in der Brauerei Aldersbach kann es nicht wundernehmen, dass auch die Kriegszeit, die zahlreichen Landbrauereien zum Untergang werden sollte, ihr nichts anhaben konnte. Sie erwarb vielmehr in diesen Jahren die Kontingente der Karl Freiherr von Aretin, fürstliche Thurn u. Taxis'scher dirigierender Geheim-Rat, einem Onkel des Dr. Heinrich Freiherren von Aretin, gehörigen Brauerei im benachbarten Kriestorf, der Anton Freiherr von Aretin, Regierungspräsident, ebenfalls einem Onkel, gehörigen Brauerei in Münchsdorf, sowie der Brauerei Trost in Altenmarkt Damenstift bei Osterhofen. Die Brauerei Münchsdorf wurde 1921 endgültig stillgelegt, die Brauerei Kriestorf ab 1923. Die Eigenwirtschaften der Brauerei Kriestorf gingen auf Freiherr Dr. Heinrich von Aretin über.




Ansicht Brauerei und ehemaliges Kloster, ca. 1930. Foto: © Brauerei Aldersbach



Die Gegenwart.
So erhöhte sich der Ausstoß in Aldersbach bis zum Jahre 1930 auf das Zweieinhalbfache, was natürlich eine nochmalige Erweiterung der Gebäude und der Fabrikationseinrichtungen zur Voraussetzung hatte. Dieser Ausbau wurde wesentlich erleichtert durch die im Jahre 1923 erfolgte Überführung des Unternehmens in die moderne Geschäftsform der Aktiengesellschaft. Dem Aufsichtsrat der Brauerei Aldersbach Aretin-Werke AG gehören heute an die Herren: Geheimer Justizrat Dr. Karl Schad, Notar in München, als Vorsitzender. Dr. Heinrich Freiherr von Aretin auf Haidenburg. Albert Freiherr von Aretin in Vagen und Oberingenieur Fritz Leyh in München.

(S. 21) Brauereileitung: Vorstand: Dipl.-Ing. Alois Sagmeister, Gründungsmitglied der AG und Braumeister August Markl.

Brautechnischer und biologischer Berater der Gesellschaft ist Geheimer Hofrat Prof. Dr. Hans Vogel in München (gebürtig in Regen im Bayerischen Wald), der ja in Brauerkreisen rühmlichst bekannt ist. Anlässlich seines 80. Geburtstages im Vorjahr feierte die Brauerwelt in Geheimen Hofrat Prof. Dr. Hans Vogel einen Mann, „der wie selten einer dem praktischen Brauer durch sein theoretisches Wissen und vor allem sein auf scharfer Beobachtungsgabe beruhendes Können das Werkzeug in die Hand gab, um aus einem mehr auf bloßer Erfahrung beruhenden Betrieb mit seinen vielen Zufälligkeiten eine Produktionsstätte mit sicherer und zuverlässiger Grundlage zu machen. Betriebsstörungen, die damals, als das Brauen von vielen noch als eine Kunst mit allerhand geheimen Kniffen betrachtet wurde, noch häufiger vorkamen, fanden durch Vogel sachliche Aufklärungen und Beseitigung, und das Vertrauen zu seinem Wissen und Können wurde bald so gefestigt, dass sich jeder Braumeister gern vertrauensvoll an ihn um Rat und Hilfe wandte. Aus seiner umfassenden Tätigkeit bei seinen Betriebsrevisionen erwuchs nicht nur den einzelnen Brauereien, sondern dem ganzen bayerischen Braugewerbe, das nicht zuletzt durch Vogels Verdienst auf die höchste Stufe gebracht wurde, reichster Segen.“ So steht denn auch die Brauerei Aldersbach Aretin-Werke AG nicht an, zu erklären, dass sie es seinen großen, gediegenen Kenntnissen und seiner äußerst reichen Erfahrung aus seinem langen Leben verdankt, dass sie sich einer ständig hervorragenden und gleichbleibenden Bierqualität zu erfreuen hat, durch die es ihr (S. 22) gelungen ist, in so kurzer Zeit den Namen der Brauerei weithin bekannt zu machen und den Absatz so sehr zu vergrößern.

Auch derjenigen unter dem 70 Köpfe zählenden Personal sei gedacht, die durch langjährige Dienstzeit den Aufstieg miterlebt haben und als Jubilare der Arbeit mit der Verdienstmedaille des Bayerischen Industriellen-Verbandes ausgezeichnet wurden. Es sind dies die Herren: 1. Hausl Max, Braumeister, Dienstzeit 35 Jahre. 2. Burkhardt Hans, Hauptkassier, Dienstzeit 28 Jahre. 3. Feldl Johann, Obermälzer, Dienstzeit 38 Jahre. 4. Huber Joseph, Bierführer, Dienstzeit 34 Jahre. 5. Feldl Karl, Brauer, Dienstzeit 33 Jahre. 6. Moser Franz, Brauer, Dienstzeit 30 Jahre. 7. Straubinger Franz, Maurer, Dienstzeit 28 Jahre. 8. Brunnwieser Ignaz, Zimmerer, Dienstzeit 27 Jahre. 9. Kneidinger Karl, Maurer, Dienstzeit 27 Jahre. 10. Eder Franz, Brauer, Dienstzeit 26 Jahre. 11. Nagl Max, Gärführer, Dienstzeit 26 Jahre. 12. Baumgartner Franz, Mälzer, Dienstzeit 25 Jahre. 13. Perzl Joseph, Mälzer, Dienstzeit 25 Jahre und 14. Baur Joseph, Oberbinder, Dienstzeit 25 Jahre.

Eine Reihe von Arbeiterveteranen befindet sich wegen vorgerückten Alters im Ruhestand. Sie erhalten ausnahmslos entsprechend der in der Brauerei zurückgelegten Dienstjahre eine Monatspension und mit angemessener Kürzung ebenso die Witwen solcher Arbeiter.

Vergessen sind auch nicht die Mitarbeiter des Betriebs, die im Weltkrieg ihr Leben für das Vaterland gegeben haben: 1. Nagl Joseph, Mälzer, 2. Feldl Ludwig, Brauer. (S. 23) 3. Hausner Alois, Lehrbursche. 4. Kneidinger Georg, Lehrbursche. 5. Nachtmann Johann, Lehrbursche. 6. Unertl Karl, Lehrbursche und 7. Wimmer Joseph, Lehrbursche.







Und nun machen wir einen Rundgang durch die Brauerei, die mit ihren ausgedehnten Anlagen und ihrer auf den letzten technischen Stand gebrachten maschinellen Einrichtung jedem Fachmann Hochachtung abnötigt. Wir stehen zunächst noch im Freien, am Fuße des Schlossberges, um den sich der Aldersbach windet. Dieses aus der Pfarrkirchner Richtung kommende Gewässer mag früher hier wohl die Mühle der Zisterzienser getrieben haben. Heute ist seine Wasserkraft der Brauerei dienstbar gemacht durch zwei Turbinen, welche Voit Heidenheim a. Br. geliefert hat. Etwas bergaufwärts sehen wir die Eisgerüste zur Erzeugung von Natureis, das von den Gerüsten unmittelbar in den 4000 Zentner fassenden Eiskeller wandert. Von da geht es in die Treber-Trocknungsanlage. Die Trockentreber wird durch ein Gebläse in ein Silo befördert, in dem 500 Zentner Raum finden. Nebenan treten wir in das Maschinen- und Kesselhaus. Wir finden hier eine Einzylinder-Dampfmaschine mit 80 PS, gekuppelt mit zwei Ammoniak-Kompressoren von je 65000 Kalorien Stundenleistung, von der Gesellschaft Lindes Eis-Maschinen, Filiale München, aufgestellt, sowie eine Lokomobile für Heißdampf, 90 PS, Fabrikat Heinrich Lanz Mannheim und einen Zweiflammrohr-Dampfkessel.

Die eigene Stromerzeugungsanlage (Gleichstrom) weist, da das Werk auch einen Überlandanschluss mit 20000 Volt Drehstrom besitzt, einen Umformer (S. 24) von Drehstrom auf Gleichstrom auf. Dazu gehört der 100 PS Drehstrom-Motor. Die Hochspannungsanlage wurde geliefert von der Ostbayerischen Stromversorgungs-AG in München, Überlandwerk Eggenfelden. Außerdem ist hier zu ebener Erde noch der Ammoniak-Verdampfer für Salzwasser-Kühlung, der Süßwasserkühler für Würze- und Gärkellerkühlung in einem eigenen Apparatenraum untergebracht. Im dritten Stockwerk kommen wir zur Wasserenthärtungs­anlage für Kesselspeisewasser, Dampfvorwärmer, für Warmwasser­zwecke und zum Ammoniak-Berieselungs­kondensator und zum Hochspannungs­anschluss mit Transformator. Die Leistung der Kälteanlage wurde 1929 durch Aufstellung neuer Apparate verdoppelt.

Im Mälzereigebäude geht es vorbei an den Garderoben, Waschräumen und Brausebädern für das Personal. In vier Luftwasserweichen, System Dornkaat, geliefert von F. J. Sommer Landshut, sehen wir dann die Einleitung des Mälzungsvorganges. Die hellen, luftigen Tennen liegen in drei Stockwerken übereinander und fassen je 200 Zentner (für den Betrieb unterteilt), beziehungsweise 100 Zentner. Die Darre ist eine Zweihordendarre von Topf & Söhne Erfurt von je 60 Quadratmeter. Die Darrhorden haben selbsttätige Wender und sind so eingerichtet, dass man, unabhängig vom Wetter, auch im Sommer mälzen kann. Zu erwähnen ist hier auch noch die wichtige Pressluft-Anlage, die ja in der ganzen Brauerei eine Rolle spielt.

Besonders eindrucksvoll ist die mächtige Malz-Siloanlage. In sechs eisernen Silos werden 5000 Zentner fertiges Malz gelagert. Ohne jede Handarbeit wandert aus diesen Silos das Malz zum Elevator, zur Poliermaschine, zur Schrotmühle und schließlich zum Sudhaus.

(S. 25) Im ersten Stockwerk des Mälzereigebäudes befindet sich auch noch die 1923 von Van Gülpen Emmerich am Rhein eingerichtete Malzkaffee-Rösterei. Sie enthält zwei Schnell-Großröster. Ihr Produkt wird in ganz Südbayern verkauft lose und in Säcken, aber auch in Pfundpaketen mit gefälliger Ausstattung. Der Aldersbacher Malzkaffee wird von allen Hausfrauen, die ihn einmal kennengelernt haben, wegen seiner gleichbleibenden Qualität und seiner Preiswürdigkeit geschätzt. Im zweiten Stockwerk stoßen wir auf den Hopfen-Gebrauchslagerraum, in dem bemerkenswerter Weise nur heimisches Erzeugnis zu finden ist. Die vorhandene Schrotmühle ist eine moderne Seckmühle (Firma Seck in Dresden). Wieder einige Schritte weiter finden wir die Brauwasser-Enthärtungsanlage, Kalksättiger mit Klärreserve. Das Kühlschiff von F.J. Sommer Landshut verrät noch seine einjährige „Jugend“. F.J. Sommer hat auch den Schwaden-Kondensator zur Ausnutzung des Pfannendunstes vom Sudhaus für Warmwasserzwecke eingerichtet. Der Malzkeim-Silo hat einen Fassungsraum für eine Ladung. Ferner bemerken wir noch die Gersteputzerei, ebenfalls von Sommer Landshut und ein weiteres Malzsilo mit 1500 Zentnern Fassungsvermögen. Der bis zum Letzten durchgeführten „Mechanisierung“ entspricht der Aufzug im Pendelsystem, der das Grünmalz von zu unterst bis hinauf unters Dach befördert, und der bei jeder Maschine zu beobachtende motorische Einzelantrieb, der Transmissionen überflüssig macht. Das dritte Stockwerk beherbergt die Gerstenempfangs­anlage, die Malzputzerei, Malzpolier­maschine und drei Gerstenböden, die eine Lagerungsmöglichkeit für 10000 Zentner bieten.

Nach diesem abwechslungsreichen „Spaziergang“ sind wir wieder unten zu ebener Erde. Vorbei an der (S. 26) Filtermasse-Wäscherei kommen wir in das Sudhaus, ein Doppel-Sudwerk für 30 Zentner Schüttung, das Mauerwerk mit Fliesenverkleidung, und zwar die Würzeseite vor zwei Jahren von F.J. Sommer Landshut, die Maischeseite von der Maschinenfabrik M.A.N. Augsburg vor drei Jahren geliefert.

Und nun zu den Kellern! Der Gärkeller hat zwei Abteilungen mit zusammen 1500 Hektolitern Fassungsraum. Die Holzbottiche haben Patentabseiher und stehen auf gusseisernen Füßen und Schienen, was höchste Sauberkeit verbürgt. Vom Gärkeller wird das Bier mittels Druckregler auf die Fässer im Lagerkeller gepumpt. Dieser besteht aus den alten Klosterkellern mit 3000 Hektoliter Fassungsvermögen und aus den neuen Kelleranlagen, die, tief in den Schlossberg sich eingrabend, zusammen 8000 Hektoliter bergen. Eine dieser Kellerabteilungen fasst nicht weniger als 6o übereinander geschichtete riesige Lagerfässer.

Aus den Lagerfässern wird das Bier durch eine 85 Meter lange Kupferleitung in die Abfüllhalle gepumpt. Diese Halle wurde in dem weiten Brauereihof 1929/30 in eigener Regie ausgeführt. In ihr sind außer dem Bräustüberl und den Stapelräumen untergebracht: die Bierfilteranlage von der Brauereimaschinenfabrik Karl Lutz München, ein Fassfüllautomat von Enzinger Worms, eine bürstenlose Flaschenreinigungsmaschine „Cerevisia“ der Brauereimaschinenfabrik Knöllner Magdeburg, der Flaschen-Abfüllapparat mit 30 Hähnen von Enzinger Worms und drei Etikettiermaschinen von der Spezialmaschinenfabrik Fortuna-Werke A. G. Stuttgart Cannstatt. Die Brauerei verwendet aus Gründen der Reinlichkeit und der größeren Sicherheit gegen Missbrauch nicht die zumeist üblichen Klebeetiketten, sondern Etiketten-Fähnchen mit Faden. (S. 27) Auch Limonaden aus reinen Natursäften werden in diesem Raum fabriziert, wie der vorhandene Limonadenapparat von Eckert Regensburg ausweist. Zu vergessen ist nicht die Fasswichse mit ihrer Maschine zur automatischen Fassreinigung von Oskar Bothner Leipzig. Die Pichhalle und die Rampe zur Einfuhr des leeren Geschirrs ergänzen die Anlage, die so angeordnet ist, dass auf der einen Seite das leere Geschirr Aufnahme findet, um auf der anderen Seite wieder versandfertig die Halle zu verlassen.

Ihre eigene Unterkunft hat die seit 1928 bestehende Weißbier-Abteilung mit der entsprechenden Einrichtung. In Reserve steht außerdem noch eine komplette Flaschenwäscherei- und Füllerei-Anlage, geliefert von Alfred Frei München.

In Seitengebäuden sind die Binderei, Zimmerei und die Schreinerei untergebracht und mit modernen Holzbearbeitungsmaschinen versehen. Etwas abseits von der Brauerei ist das Sägewerk; in ihm, das mit zwei Vollgattern neuester Ausführung von Esterer Altötting und Wurster & Dietz Tübingen, mit kombinierter Mehrfachkreissäge und Pendelsäge ausgerüstet ist, wird sowohl auf Lohnschnitt wie für Lokalbedarf und Handel gearbeitet. Die erforderliche Betriebskraft wird zum Teil aus dem Aldersbach mit einer Landes-Turbine, zum Teil einem M. A.N.-Dieselmotor entnommen. Im von Krumrein & Katz Feuerbach Stuttgart eingerichteten Hobelwerk, das sich an die von der M.A.N. stammende Holztrocknungsanlage anschließt, werden Riemenböden und Stabbretter für Vertäfelungen und profilierte Leisten mit einer Fünfwellen-Maschine in einem Arbeitsgang hergestellt. Das Nutzholz liefern die in nächster Umgebung befindlichen Wälder des Dr. Heinrich Freiherren von Aretin.

(S. 28) Der Fuhrpark der Brauerei besteht aus fünf Pferden, vier Kraftwagen der M.A.N., drei Kraftwagen von Hansa Lloyd Bremen, vier Anhängern und zwei Personenwagen (Adler-Limousine und N.A.G.-Limousine). Einer der M.A.N.-Kraftwagen wurde im letzten Spätherbst mit einer Holzgasgenerator-Anlage ausgerüstet und läuft seitdem jeden Betriebstag einwandfrei. Soweit für den sogenannten „Stoßverkehr“ mehr Fuhrwerke notwendig sind, stellt sie die freiherrliche Ökonomie zur Verfügung, die eine musterhafte Anlage darstellt. Um das Bier in die Depots im Bayerischen Wald zu bringen, stehen eigene Spezial-Bierwaggons im Dienst.







Die volkswirtschaftliche Bedeutung einer Brauerei vom Range der Brauerei Aldersbach AG wird aber noch weiter klar, wenn man in die Liste der Lieferanten Einblick nimmt und sieht, in welchem Umfange ein solcher Betrieb in der Lage ist, die Wirtschaft zu beleben. Da finden wir beispielshalber als Lieferanten für Kohle die Firmen Hans Nagl in Aidenbach und Rettinger in Regensburg; für Pech die Pechfabrik Aschenbrenner in Blaibach; für Flaschen die Amberger Flaschenhütten AG in Amberg, die Deutsche Flaschenverkaufsgesellschaft in Düsseldorf und die Glashütte Heilbronn AG in Heilbronn; für Fässer die Faßfabriken Dorn und C. Heigl in München; für Hopfen die Hopfenhandlungen Bernhard Frohmann Sohn, Gebrüder Hesselberger, Vetsburg & Walther, sämtliche in Nürnberg, Gandorfer in Geisenfeld und Hugo Marx in Bamberg; für Oele und Naphtaprodukte Max Noack in München, die Optimol-Gesellschaft in München und die Deutsch-Baltische Oel-Gesellschaft in Nürnberg; für Bürsten die Heidelberger Fassbürsten- & Brauereiartikelfabrik Gallus Mahler in Heidelberg; für Säcke die Sackfabrik Adolf Fuchs in München; für Schraubenspunde Groß & Fröhlich in Stuttgart; für Flaschenverschlüsse die Firma (S. 29) Herzog & Co. in München; für Flaschenkasten die Bayerische Holzindustrie Saturn in Nürnberg und das Holzkontor AG in Nürnberg; für Autos und Autozubehör die Firma Josef Lichtinger, Landau an der Isar. Brauereibedarf aller Art liefern die Firmen Hans Raible, Ob.=Ing. in Heidelberg, Franz Herb, München, Oswald Kropf, München, Otto Puchner, München, Sigmund Ehrlich, Nürnberg, Vitus Herb, Planegg, Ludwig Eckert, Regensburg. Chamottesteine liefert das Thonwerk Kolbermoor AG in Rittsteig bei Passau. An der Lieferung von Geschäftsbüchern und sonstigem Bürobedarf sind beteiligt: Majer & Finkh, Geschäftsbücherfabrik in München, die Münchner Bürobedarfsgesellschaft und die Geschäftsbücherfabrik Georg Kanzler in Passau. Zu ihren Bankkunden zählen die Brauerei Aldersbach die Bayerische Vereinsbank Filiale Passau und die Bank für Landwirtschaft und Gewerbe in Vilshofen.

Wir haben somit die Brauerei besichtigt. Der Verfasser hat natürlich auch mit seiner etwas verwöhnten Münchner Zunge das Bier probiert und zwar das Dunkle ebenso wie das Helle, das hochfeine Aldersbacher Tafelbier, und das Weiße. Dass ihm das Bier ausgezeichnet geschmeckt hat, wird wohl keine Einbildung gewesen sein, denn – anderen Leuten geht es ja auch so. Nicht umsonst erstreckt sich der Kundenkreis der Brauerei heute bis tief ins Rottal, bis in den Gäuboden nach Straubing und bis an die tschechische Grenze des Bayerischen Waldes. Die vollständige Modernisierung der Brauerei-Einrichtung und das sorgfältig und gewissenhaft betriebene Brauverfahren haben das Aldersbacher Bier zu hoher Qualität gebracht und auch in ihr erhalten.

Die Zahl der Verkaufsstellen und der Wirte hat sich dadurch ständig vermehrt. Der Absatz ist gefestigt, sodass das Unternehmen trotz der gegenwärtigen un(S. 30)sicheren Wirtschaftslage für die Zukunft mit großer Stabilität rechnen kann.




Übrigens – für den Satz „Wer Bier trinkt, hilft der Landwirtschaft“ ist die Brauerei Aldersbach ein überzeugender Beweis. Sieht doch die Brauereileitung darauf, dass an Hopfen und Gerste (in ihrer besten Zeit rund 30000 Zentner im Jahr) nur einheimische Produkte aus der nächsten Umgebung verwertet werden. Der bedrängten Ostmark hilft die Brauerei ihrerseits dadurch, dass sie für ihren Heizbedarf Torf aus dem Bayerischen Wald bezieht. Auch alle sonstigen Materialien und Einrichtungen werden, soweit irgend möglich, aus der engeren Heimat bezogen. Und besondere Berücksichtigung finden im Ort und in den benachbarten Gemeinden alle jene Geschäftsleute, für die es in einem so weitverzweigten Brauereibetrieb Arbeit gibt. Mit Rücksicht auf dieses heimische Gewerbe hat auch die Brauerei bewusst darauf verzichtet, sich eine eigene Werkstätte größeren Umfangs einzurichten.




Und nun haben wir zum Schluss noch eine kleine Überraschung. Wir befinden uns zwar auf dem Boden einer Brauerei, aber trotzdem beziehungsweise gerade deshalb spielt hier eine große Rolle – das Wasser. Und welcher Braumeister und Brauereileiter hätte noch nicht davon geträumt, über Nacht ein Wasser erbohrt zu haben, das an Weichheit alles bisher Dagewesene, auch das in Pilsen mit nur zwei deutschen Härtegraden, übertrifft: So hat man denn auch in Aldersbach vor drei Jahren gebohrt. Einen Tiefbrunnen bis auf 56 Meter hinab! Und siehe da, nach unendlichen Mühen – mit einem 10 Zentner schweren Meißel musste gearbeitet werden – sprang der Quell. Zwar nicht, wie sich herausstellen sollte, zum Bierbrauen geeignet, aber ein Quell merkwürdiger Zusammensetzung, die vom Charakter aller Brunnen der Umgegend weit abweicht. (S. 31) Er enthält eine große Menge an Natronsalzen. Das Wasser steht nach den eingehenden Untersuchungen des Universitätsprofessors Dr. R. Dietzel, Mitglieds der Deutschen Forschungsgesellschaft für Lebensmittelchemie in München, den alkalischen Tafelwässern nahe und ist noch durch einen schwachen Gehalt an Lithium- und Jodverbindungen ausgezeichnet. Seine Radioaktivität wurde mit 10.1 Mache-Einheiten festgestellt. Allen alkalischen Quellen gemeinsam ist ihre schleimlösende, antikatarrhalische Wirkung, ihr wohltätiger Einfluss auf entzündete Schleimhäute. Dieser reizmildernde Effekt ist eine der Hauptursachen der günstigen Wirkungen, welche die alkalische Quelle bei Katarrhen der Luftwege, des Magen=Darmkanals, der Gallen- und der Harnwege entfalten. Aus der Wirkung der Alkalien auf die Magensaft-Sekretion (Herabsetzung der Übersäure) erklärt sich die große Bedeutung der alkalischen Wässer bei der Bekämpfung des chronischen Magenkatarrhs und der häufig damit verbundenen Übersäure. Die Nierentätigkeit wird durch die alkalischen Wässer im Sinne einer Durchspülung und Auswaschung des Körpers beeinflusst. Unzweifelhaft ist auch ihre harnsäurelösende Eigenschaft. Die alkalischen Wässer sind deshalb wirksame Heilfaktoren für die Behandlung der harnsauren Veranlagung und der harnsauren Steinbildung. Die alkalischen Quellen werden demnach angewandt gegen chronische Katarrhe jeder Art, insbesondere des Magens und Darmkanals, der Gallen- und der Harnwege, bei Steinbildung in den Gallenwegen und in den Nieren, bei überschüssiger Harnsäurebildung, gegen Gicht und Rheumatismus. Dieser neue Quell in Aldersbach liefert also ein hochwertiges Natur-, Heil- und Tafelwasser, das sich in medizinischen Kreisen zunehmender Beachtung erfreut. Der bereits aufgenommene Versand hat sicherlich (S. 32) eine Zukunft. Die Quelle wurde „Aldersbacher Bernhard-Quelle“ genannt, nach dem „Stifter“ des Zisterzienser-Ordens.




Man sieht, die Tradition ist in Aldersbach lebendig für und für. Das 20. Jahrhundert und Zisterzienser-Überlieferung reichen sich die Hand. Die moderne Brauerei in Aldersbach hat ihre Pioniere im weißen Zisterzienser-Habit noch nicht vergessen. Und die gleichen Worte, die schon vor nahezu 200 Jahren gelegentlich des 600-jährigen Jubiläums der Zisterzienser-Abtei P. Maurum Wimer in seiner Festpredigt sprach, sind heute wiederum am Platze: „Aldersbach ist alt. Solte aber einem, welcher aus tausend Erfahrenheiten weiß, wie die Zeit und das Alterthum alles zernagt und zermahlt, beyfallen dörffen, zu meinen, Aldersbach seye altersschwach und nicht mehr jung, so habe ich erfahren und gefunden, dass Aldersbach zwar schon würcklich 600 Jahre zurückgelegt hat, aber trotzdem noch gar nicht alt, sondern noch gar sehr jung seye.“ Diese in Aldersbach gewahrte Überlieferung ist gut so, nicht zuletzt im Interesse der Biertrinker. Das Bierbrauen ist nicht ein Geschäft, das man zu jeder Zeit an der nächsten Straßenecke aufmachen kann, sondern ein Produkt treubewahrter Tradition. Wer wissen will, was das heißt, der komme nach Aldersbach!




Ergänzung und Weiterführung der Brauereigeschichte bis zum Jubiläumsjahr 1970 in der Festschrift zur 700-Jahrfeier durch Baron Anton Freiherr von Aretin.


Peter Carl von Aretin legte um 1840 die drei in seinem Besitz befindlichen Brauereien zusammen. Aldersbach belieferte damals neun Wirte mit einem Jahresausstoß von 2700 hl, die Brauerei in Haidenburg hatte fünf Wirte mit 1400 hl und die Brauerei Oberndorf bei Gergweis einen Wirt mit 200 hl. 1840 betrug der Ausstoß also 4300 hl. Er erhöhte sich bis 1850 auf 4800 hl, wozu noch 16 Eimer Trester-Branntwein kamen. Aus einer Aufzeichnung aus dem Jahre 1887 ersehen wir, dass der Bierausstoß 9628 hl betrug. Es wurden dreißig Wirte beliefert. Ein gewisser Markstein in der Brauereigeschichte ist der Eintritt des Braumeisters Hausl 1892. Dieser baute 1899 die erste mechanische Kühlung in Niederbayern in eine Brauerei ein. Dies war eine echte Pioniertat; war es doch dadurch möglich, (S. 21) den Brauereibetrieb ununterbrochen während des ganzen Jahres aufrecht zu erhalten, während bis dahin nach Aufbrauch der vorhandenen Eisvorräte wegen fehlender Kühlung eine Sudpause eingelegt werden musste. Es ist vielleicht ganz interessant, hierzu zu bemerken, dass 1891 die erste Kühlung dieser Art in der Pschorr-Brauerei in München eingebaut wurde. Unsere Kühlung wurde durch eine Dampfmaschine angetrieben, welche ununterbrochen bis 1965 gelaufen ist. Der heiße Sommer des Jahre 1903 brachte auf Grund des fortschrittlichen Denkens bereits gute Ergebnisse. Der Ausstoß steigerte sich auf 17600 hl. Braumeister Hausl vergrößerte den Lagerkeller, füllte 1907 das erste Flaschenbier ab und begann 1912 mit der Herstellung alkoholfreier Getränke. Bis dahin hatte sich der reine Bierausstoß auf fast 26000 hl erhöht.

Nach dem Rückschlag, welchen der erste Weltkrieg mit sich brachte, ging es wieder weiter aufwärts. Durch den Ankauf der Brauerei Trost in Altenmarkt gelang es, 21 Wirte dazuzugewinnen. 1921 wurde die Brauerei Münchsdorf, welche im Eigentum eines Vetters des damaligen Besitzers stand, stillgelegt. Sie hatte einen Friedensausstoß von 3500 hl. 1923 wurde die Brauerei Kriestorf, welche ebenfalls im Eigentum eines Familienmitgliedes der Familie Aretin stand, eingebracht.

Mit der Inflation kamen ungeahnte Schwierigkeiten auf den Betrieb zu. Um sich ein Bild davon zu machen, erlaube ich mir, darauf hinzuweisen, dass die Bierrechnung eines Kunden im Monat Oktober 1923 566.473.610.000.- Mark betragen hat. Die nächste Bierrechnung für die erste Woche November betrug bereits über 22 Billionen.

Die nächsten Jahrzehnte standen unter dem Zeichen des Herrn Direktors Sagmeister. Dieser brachte aus seiner Tätigkeit als technischer Direktor bei der Pschorr-Brauerei die Erfahrung einer Großbrauerei und die damit zusammenhängenden Kenntnisse des technischen Fortschrittes in den ländlichen Betrieb. Unter seiner tatkräftigen Leitung überstand die Brauerei die schweren Wirtschaftskrisen der Dreißigerjahre. Unter seiner Leitung wurde übrigens auch bis 1943 Malzkaffee erzeugt. Der Umsatz betrug bis zu 10000 Zentner im Jahr.

Zudem war der Brauerei ein Sägewerk angeschlossen. Für diesen Gesamtbetrieb hat Direktor Alois Sagmeister als Sammelbegriff den etwas großtönenden Namen (S. 22) „Aretin-Werke“ aufgebracht. 1928 wurde die Erzeugung von obergärigem Weißbier aufgenommen. Dieses wurde zeitweilig auch in einem kleineren Zweigbetrieb in Tittling gebraut. In den Dreißigerjahren verschickte die Brauerei ihre Erzeugnisse sogar bis nach Berlin. Sie hatte einen Jahresausstoß von etwa 35.000 hl.

1940 trat Dr. Albert Rigal als Geschäftsführer in die Brauerei Aldersbach ein. Er war mit dem Betrieb durch seine langjährige Tätigkeit bei der Landestreuhand Weihenstephan bereits verbunden. In seine Zeit fällt insbesondere auch die Umstellung auf die D-Mark und die schwere Aufbauarbeit der Nachkriegsjahre. 1967 ging Direktor Dr. Rigal nach 27-jähriger Tätigkeit in nicht immer ganz leichten Zeiten in den wohlverdienten Ruhestand. Bekannt geworden ist Dr. Rigal in der Fachwelt auch als Vorsitzender der Bezirksgruppe Niederbayern des Bayerischen Brauerbundes und als Delegierter des Bayerischen Brauerbundes zum Deutschen Brauerbund.

Nachdem Carl Adam Freiherr von Aretin alleiniger Komplementär geworden war, setzte eine rege Tätigkeit der Erweiterung und Modernisierung des alten Betriebes ein. Als erster Schritt wurden die alten und dunklen Büros aufgegeben und die Arbeitsräume in ein neues helles Gebäude verlegt. Es folgte der Neubau des Gärkellers mit Bottichen aus nichtrostendem Stahl. 1964 begann der Neubau der Fass- und Flaschenfüllerei. Hand in Hand damit ging die Umstellung der Holzbierkästen auf die modernen Kunststoff-Kästen, womit wir auch in Niederbayern als erste diesen Schritt gewagt haben. Der Versand erfolgte nach Fertigstellung des Neubaus 1966 mit Hilfe von Gabelstaplern und Paletten und steht somit auf dem modernsten Stand der Entwicklung. Es folgte der Um- und Ausbau des Maschinenhauses, des Kühlsystems und der elektrischen Anlagen. Selbstverständlich wurde die Kapazität des Lagerkellers laufend dem steigenden Ausstoß angepasst. Im Zuge der weiteren Rationalisierung wurde 1967 ein Klein-Computer angeschafft, zur Bewältigung der immer mehr anschwellenden Buchungsvorgänge. Seit 1969 erfolgt die Befeuerung des Hauptkessels mit Schweröl mit mittelbarer Beaufsichtigung.

Nachdem der Ausstoß in dem ersten einigermaßen normalen Nachkriegsjahr 1948 auf etwa 19.000 hl gefallen war, beträgt er heute ca. 120.000 hl.

Weitere Brauereiübernahmen: 1954 die Osserbrauerei in Lam, 1955 die Brauerei Häring in Prienbach, 1964 die Brauerei Baumgartner in Haid und die altrenommierte Schlossbrauerei Gossersdorf, 1966 die Turmbrauerei Mühldorf, 1969 die Gutsbrauerei Simpering und die Schlossbrauerei Schönau.
Am 01.01.1967 übernahm Direktor Walter Müller († 23.06.2021) die Leitung der Brauerei.

Zusammenstellung: Robert Klugseder