Bartholomäus Madauer, Metzgerssohn aus der Aldersbacher Klosterpfarrei Rotthalmünster, wurde um 1514 geboren. Eine Förderung Maudauers durch den späteren Abt Wolfgang Marius bereits in jungen Jahren ist mit einiger Sicherheit auszuschließen, da Marius nur bis 1514 als Pfarrvikar in Rotthalmünster wirkte. Der Novize Bartholomäus legte im Jahr 1534 die Profess im Kloster ab, unbekannt ist allderdings, wo er zuvor seine schulische Ausbildung erhalten hatte. Abt Marius soll den begabten Mönch zum Studium nach Heidelberg geschickt haben, in den Matrikeln der Universität lässt sich Madauer jedoch nicht nachweisen (auch nicht in Ingolstadt oder Wien). Aus den Chroniken Abt Gerhard Hörgers (reg. 1651-69) und P. Michael Mannstorffs († 1765) ist zu einem möglichen Studium ebenfalls nichts zu erfahren. Maudauer soll zudem Schüler des berühmten Mathematikers Petrus Apianus gewesen sein. Hörger formuliert eher allgemein, Bartholomäus habe die Wissenschaft der freien Künste erlernt, jedoch ohne konkrete Angabe, wo er sich dieses Wissen aneignete. Madauer tritt in der Wahlurkunde seines Vorgängers Johannes V. Zankher von Gumperting vom 16.10.1544 zum ersten Mal in Erscheinung, wo er als einer der neun Wahlberechtigten Mönche auftritt. Einen weiteren Hinweis liefert der Humanist, Poet und Geschichtsforscher Kaspar Brusch (Gasparius Bruschius), der sich mehrmals, vor allem aber im Jahr 1552, zu Studienzwecken im Kloster aufhielt. Lobend erwähnt der Forscher die Hilfe des gelehrten Mönches und „Maior-Cellae Praefectus" (Oberkellner) Bartholomäus Madauer. Wenige Wochen nach dem Zusammentreffen mit Bruschius starb Abt Johannes Zankher am 07.07.1552, wenige Tage später (11.07.) wurde Madauer zum 35. Abt von Aldersbach erwählt.
In der späteren Klostergeschichtsschreibung findet das Abbatiat Madauers wenig Beachtung, seine Nähe zum Luthertum und die Resignation wegen Häresieverdachtes disqualifizierten ihn für eine umfangreichere Darstellung seiner durchaus beachtenswerten Regierung. Mannstorff hebt die hohe Gelehrsamkeit des Abtes hervor: „Ein gelehrter und in verschiedenen Wissenschaften wohl erfahrener Mann, auch durch seine Schriften bekannter Poet und vornehmer Mathematiker“. Caspar Brusch rühmte Madauer als herausragenden Mathematiker, Dichter, Astronomen, als talentierten Maler und hervorragenden Schachspieler. Bruschius widmete ihm auch ein Gedicht, in dem er unter anderem die gesellige Zeit, die er mit dem späteren Abt mit Trinken und Singen verbrachte, preist. Dass Madauer auch Sinn für Humor hatte, zeigt er in einem hämischen Vierzeiler auf den jungen Aldersbacher Mönch Sigismund, der sich aus religiösem Übereifer selbst kastrierte: „Sigismund wird man, sogar in allen möglichen Gegenden, feiern, ihn, der sich selbst die eigenen Hoden abgeschnitten. Es ist schon was, nach dem Himmelreich zu trachten – auf solche Weise freilich möchte ich nach dem Himmelreich lieber nicht trachten“. Madauers bekanntestes Vermächtnis ist seine selbst entworfene und hergestellte „Sonnenbecheruhr“, die heute im British Museum aufbewahrt wird.
Abt Hörger deutet in seiner Klosterchronik in einer kurzen Stellungnahme zur angeblichen Verschwendungssucht seines Vorgängers an, dass in Aldersbach jährlich der beachtliche Betrag von 45 Gulden für die hauseigene Kantorei ausgegeben wurde. Tatsächlich lässt sich dieser Betrag in den Rechnungsbüchern der Regierung Madauer unter der Rubrik „Hoffirer und Spilleut“ nachweisen. Da hier auch Ausgaben für auswärtige Chöre und Musiker angeführt werden, ist klar, dass das „Cantoreygeld“ ausschließlich für den Aldersbacher Chor vorgesehen war. Aus den Rechnungsbüchern geht auch hervor, dass auch Kantoreien und solistisch auftretende Musiker der benachbarten Klöster Niederalteich, Vornbach oder Reichersberg zur Unterhaltung des Abtes auftraten, unter ihnen der damalige Schulmeister von St. Nikola und berühmte Komponist Leonhard Paminger. Für die Volksmusikforschung interessant sind weitere Ausgabenvermerke, die zu den frühesten Nachweisen für die Bräuche des „Christkindlansingens“ und des „Sternsingens“ gerechnet werden können. So empfing Abt Bartholomäus im Januar 1564 die „Knechte im Bauhof so sie uns den Stern gesungen“. Bereits 1562 sind Zahlung an „etliche so das neu geborn Kindl angesungen haben“ nachweisbar.
Auch von musikhistorisch interessanten „Saufgelagen“ in Aldersbach, die um das Jahr 1570 stattfanden, berichtet Abt Hörger in seiner Klostergeschichte: „Der Wein macht fröhlich und einen guten Mut, unterdrückt aber den Geist und schwächt seine Kräfte. Dies war täglich und besonders an den Freitagen in der Klostertaverne zu sehen und zu hören, im Trinken, Tanzen, Singen und Springen und zwar dergestalt, dass auch die Geistlichen ihres geistlichen Standes und Ehre vergessend, sich auf dem offenen Tanzboden mit gleicher Üppig- und Sündigkeit haben sehen lassen.“ Die Erzählungen von diesem wilden Treiben drangen bis nach Salzburg vor und veranlassten Erzbischof Johann Jakob Kuen von Belasy, Abt Madauer einen ernsten Verweis und scharfen Befehl zu erteilen, dass „dergleichen unklösterliche Vermessenheiten und Untaten alsobalden abzustellen seien.“ Ungewöhnlich kritisch beurteilt Hörger nachfolgend das Verhalten Madauers: „dass allhier wenige Religiosen und eine schlechte Ordens-Disziplin gehalten worden ist, welches darum desto weniger verwundert, dieweil damals das Luthertum dessen Lehr und Gifft fasst das gannze Deutsch- als auch besonders unser Bayerland überzogen, vieler nicht allein weltlicher, sondern auch der geistlichen Herz und Gemüht vergiftet und an sich gezogen, welches vielleicht auch allhier geschechen, dann viel in dieser Meinung und Muthmaßung stehen, das gleich wie Bartholomäus, mit den Lutherischen durch Schreiben und anderem gar zuviel Gemeinschaft gehabt; also Er auch sich in deren Aneignungen suspekt und sehr verdächtig gemacht hat“.
Im Jahr 1577 musste Madauer resignieren, sein Nachfolger im Amt Andreas Haydecker übernahm zunächst als Administrator die Klosterleitung. Der Altabt residierte in den Häusern des Klosters in Passau und später in Vilshofen, wo er am 25.08.1579 verstarb. Bestattet wurde Madauer in der erst von seinem zweiten Nachfolger Abt Johannes IV. Dietmair (reg. 1687-12) wiedererbauten Portenkapelle („negst der Khürchenthier“). [Abt Madauer erhielt 1566 die Erlaubnis zum Abbruch der mittelalterlichen Portenkirche. Ob die Abrissarbeiten und der Neubau bereits unter ihm begonnen hatten, ist nicht überliefert. Sicher ist allerdings die Fertigstellung unter Abt Dietmair. Wie auch immer, Madauer hatte eine gewisse Bedeutung für den Neubau, da unter den Prälaten nur er und Johannes IV. hier bestatteten worden waren.] Der Grabstein Madauers, der mit einiger Sicherheit in der Portenkapelle aufgestellt war, ist nicht erhalten, im „Aldersbacher Grabsteinbuch“ wird dieser jedoch beschrieben (mit Abbildung des Abtes und Nennung des Todesjahres 1578). Eine Gedenktafel an die Wahl Madauers im Jahr 1552 mit einer bildlichen Darstellung befindet sich heute im Kapellenumgang der Klosterkirche.
Zu den Bautätigkeiten Maudauers weiß Hörger zu berichten: „Gleich im ersten Jahr seiner Regierung hat Er als ein kunstliebender und guter Baumeister seinen Sinn und Gedanken auf das Bauen gelegt und sein Hand wirklich ausgestreckt, auch selbe niemals bis zu dem Ende seiner ihm anvertrauten Vorstehung abgezogen. Schlussendlich erwählte Er allzeit gute und wohlerfahrene Meister, als Zimmerman, Schreiner, Schlosser und andere etc. Ich glaube und setze ohne allen Zweifel, dass Er den ganzen Stock von der Priester Stuben oberhalb des Saales bis zu dem Regensburger Zimmer von oben, unten aber bis zu dem Noviziat meistens von Grund auf habe erbauet, oder doch gewisslich in einen ganz anderen und zwar dieser Form wie er sich an jetzt sehen lässt, gerichtet. Alle Zimmer mit schönen, zierlichen und kunstvollen von Schreiner Arbeit angezogenen Böden und Tafelwerk zieren. Alle Vorzimmer der Novizen- und Mönchszellen, des Wasser- und Regensburger Zimmers, das Langhaus der Kirche als auch endlich und vermutlich den ganzen Kreuzgang mit gutem weiß- und roten von Salzburg und Kelheim teuer und mühsam hergebrachten Marmorsteinen habe pflastern lassen. Auch den großen Weinkeller graben und machen lassen. So hat Er auch alle Zimmer mit schönen Kasten mit kunstvoller Schlosserarbeit versehen und mit Malerei geziert.“ Abt Bartholomäus ließ im Jahr 1566 auch den Chor der Peterskirche und die Abteilkapelle zu Ehren Philippus und Jakobus instandsetzen.
Abt Hörger fand durchaus auch lobende Worte für seinen Vorgänger, diese sollen den Abschluss der Lebensbeschreibung Madauers bilden: „Unter dem seligen und ehrwürdigen Gedächtnis Abt Wolfgangs in den heiligen Orden durch öffentliche Profession eingetreten und angenommen. In diesem Stand hat Er sich nicht allein um das geistliche Wesen eifrig, sondern auch und vor allem durch die Erlernung der Wissenschaft der freien Künste emsig angenommen. Sonderlich aber in der Mathematik und Sternschen Kunst hat er sich vollkommen und hoch berühmt gemacht. Dermaßen dann nicht allein die von Ihm gemacht und angegebenen mathematischen Instrumente, Sonnenuhren und anderes, sondern auch die in dieser Kunst in offenen Druck ausgegangene und unter seinem Namen dedizierten Bücher solches beweisen. Dieser Ruhm ist nicht ein wenig Ursache und Bewegung gewesen, dass nach dem Ableben Abt Zanckhers die Konventualen dieses Klosters und Gotteshauses bewegt worden, durch eine ordentliche Wahl Bartholomäus am 11. Juli 1552 zu einem Vorsteher zu erwählen.“ Hörger endet mit einer Ermahnung und dem Totengedächtnis an den verstorbenen Madauer: „Dass sowohl von der geistlichen als auch der weltlichen Obrigkeit der Befehl ergangen, Bartholomäus vor seinem Tod zur Strafe und Buße ernstlich und eifrig zu ermahnen. Er aber weder diesen Befehl noch Ermahnung erwartete, sondern ihn der Tod ergriffen und den Garaus gemacht habe. Wollen wir doch ein besseres Gedenken von ihm hoffen und halten und dem unergründlichen und unerforschlichen Urteil Gottes nicht vor- und eingreifen. Bartholomäus aber die ewige Ruhe und Auferstehung gewünscht haben“.
Zusammenstellung: Robert Klugseder
Weitergehende Informationen:
Detailstudie von Robert Klugseder im Vilshofener Jahrbuch
Sammlung von Informationen zur "Sonnenbecheruhr" von Reinhold Kriegler
Als Bauvorlage für diese „Sonnenbecheruhr“ dienten dem Abt vermutlich die Arbeiten des Astronomen Erasmus Oswald Schreckenfuchs, der Madauer im Jahr 1573 eine autographe Abschrift seines Werkes "De constructione astrolabii" widmete. Das Buch ist unter der Signatur Clm. 2885 in der Bayerischen Staatsbibliothek erhalten.