Abt Johannes IV. Dietmair

Abt Johannes IV. Dietmair

Johann Dietmayr wurde um 1550 in Dießen am Ammersee als Sohn achtbarer Eltern geboren, die ihn an die Klosterschule der Abtei Fürstenfeld brachten. Mehr ist über seine Herkunft nicht bekannt. Nach der Priesterweihe sandte Abt Leonhard Treutwein den vielversprechenden Konventualen zum Studium an die Universität Ingolstadt (Abschluss 1577 mit Auszeichnung). Gerühmt wurden damals schon seine große Beredsamkeit und seine Kenntnis der hl. Schrift.

Nach Fürstenfeld zurückgekehrt, wurde Dietmayr von Abt Leonhard zum Professor an der Hauslehranstalt bestellt, aber noch im selben Jahr vom Regens des Ingolstädter Georgianums, Dr. Rudolf Clenkh, angefordert. Ob Abt Leonhard dem Ansinnen ensprochen hat, ist nicht sicher überliefert. Gewiss ist, dass Dietmayr 1578 wieder zu Hause war. 1579 nahm er an einer Disputation in Ingolstadt teil und wurde dafür zum Bakkalaureus der Theologie promoviert und zum Pfarrer des Liebfrauenmünsters, der Pfarr- und Universitätskirche, bestellt. da Abt Leonhard die Bestallung zum Pfarrer nur für kurze Zeit gestattete und nur unter der Bedingung, dass Dietmayr auch den „Cursus“ absolviere, kehrte dieser bald als Lizentiat der Theologie und Magister liberalium artium wieder nach Fürstenfeld zurück. Zum Doktor der Philosophie war er schon 1577 promoviert worden.

1581 übernahm er die Leitung des Seminarium Religiosorum in Ingolstadt, eine Berufung als Prediger an die Stiftspropstei Ellwangen wies Abt Leonhard ab. 1583 ging er auf Befehl Herzog Wilhelms V. von Bayern als Prediger nach Parsberg in der Herrschaft Waldeck, um dort lutherische Einflüsse zurückzudrängen. Noch im selben Jahr wechselte er in gleicher Eigenschaft nach Straubing, von da 1584 nach Miesbach und Schliersee, 1585 wurde er Stadtprediger in Aichach und zu Beginn des Jahres 1586 von Herzog Wilhelm als Berater nach München gerufen.

Im Laufe des Sommers 1586 erbat sich Abt Andreas Haydecker vom Kloster Aldersbach, der sich aus Alters- und Gesundheitsgründen mit Resignationsabsichten trug, Dietmayr als Administrator, wodurch dieser unerwartet an die Spitze der Fürstenfelder Mutterabtei Aldersbach gestellt sah. Am 15. Oktober 1586 legte Abt Andreas, wie der spätere Abt Gerhard Hörger[1] (reg. 1651–1669) berichtet, sein Amt nieder und übergab die Verwaltung Johann Dietmayr, der nach Heydeckers Tod († 10. Aug. 1587), wohl Anfang 1588, vom Konvent einhellig zum Nachfolger gewählt wurde.

Die Lage der Abtei war bei Dietmayrs Regierungsantritt nicht ungünstig. Abt Andreas II. hatte sich bemüht, die Schäden, die sein Vorgänger Bartholomäus Madauer (reg. 1552–1577) durch schlechte Verwaltung angerichtet haben soll, zu beheben. Auch die Zahl der Mönche wuchs wieder, nachdem die Pest 1572 alle Konventualen bis auf einen und den Abt hinweggerafft haben soll.

Die erste Sorge des neuen Prälaten galt der Instandsetzung sämtlicher Klostergebäude, von denen manche baufällig waren. Das Langschiff der Stiftskirche ließ er durchgängig wölben; die am Eingang zum Klosterhof stehende St. Leonbardskapelle so gründlich restaurieren, dass man eher von einem Neubau sprechen kann. Das Richterhaus daneben und die Stallungen wurden vollständig umgebaut, außerdem dem Kloster zum Garten hin ein neuer Flügel angefügt; Bibliothek, Sakristei und Abteiwohnung wurden neu erstellt, schöner und größer als zuvor.

Für die Gottesdienste schaffte Abt Dietmayr mehrere Ornate in verschiedenen Farben an, dazu auch viele Meßgewänder. Die Altäre der Kirche erhielten damastene Antipendien. Ebenso erwarb er neue Kirchengeräte. Seine Hauptsorge galt jedoch der Ausbildung und Bildung der Mönche, deren begabteste er – wie es sein Abt Leonhard Treutwein in Fürstenfeld getan hatte – zum Studium nach Ingolstadt schickte. Der Chordienst musste pünktlich und genau verrichtet werden. Die Bibliothek wurde durch zahlreiche Werke vermehrt, die er zum Tteil selbst besorgte.

Auch bei der Vermehrung des Klostergutes hatte Abt Johann eine glückliche Hand. Am 31. Juli 1591 erwarb er einen größeren Hof in Aufheim, einen Monat später einen weiteren in Walchendorf. 1592 kam die Abtei in den Besitz von Gütern in Reisach. Eine wichtige Erwerbung war die Hofmark Abtshofen, die einst dem Stift Ebersberg gehört hatte, dann in den Besitz des Jesuitenkollegiums in München übergegangen. Dazu kamen noch die beiden Hofmarken in Thurm bei Frontenhausen und Piegendorf. Ende 1611 war das Stift schuldenfrei und hatte ein Vermögen von 116.750 fl. Einen Teil des Bargeldes (13.750 fl.) hatte der vorsichtige Abt nach Fürstenfeld in Verwahrung gebracht, weil er befürchtete, dass damals donauabwärts ziehende Kriegsvölker Aldersbach plündern könnten.

Nachdem am 7. Juli 1595 Abt Leonhard Treutwein von Fürstenfeld gestorben war, setzten die Fürstenfelder Konventualen ihren Vaterabt Dietmayr neben den Patres Johann Puel und Sebastian Thoma auf die Kandidatenliste, die man bei der Regierung in München einreichen musste. Doch Dietmayr verzichtete aus Rücksicht auf sein Kloster. Stattdessen bestellte ihn der in Fürstenfeld weilende Generalabt Edmond de la Croix von Cîteaux zum Generalkommissar und Visitator aller Zisterzienserklöster in Bayern und übertrug ihm die Vollmacht alle Äbte und Äbtissinnen dieser Provinz zu benedizieren. Die Regierung bestellte ihn zum ersten Landschaftsverordneten des Rentamts Landshut.

Diese vielfältige Inanspruchnahme hatte jedoch zur Folge, dass Abt Dietmayr manchen seiner Verpflichtungen nicht mehr selber nachkommen konnte. So konnte er 1605 beim Generalkapitel in Cîteaux nicht persönlich erscheinen, weshalb er den Großkellner der Abtei Raitenhaslach, Konrad Tachler, und den Fürstenfelder Subprior Sebastian Thoma als Vertreter der bayerischen Provinz delegierte; desgleichen Tachler wieder 1609. Die von Konrad Tachler dort vorzutragenden drei Punkte lassen erkennen, wie wichtig dem Aldersbacher Abt die Bewahrung der Ordensdisziplin und die Ordensprivilegien waren (Näheres bei Gloning, S. 327–328).

Da Abt Johann wegen seiner anderweitigen Verpflichtungen, vielleicht auch wegen Kränklichkeit, die Verwaltung seines Stiftes über den Kopf wuchs, betrieb er den Plan, sich einen Koadjutor an die Seite stellen zu lassen. Der Plan wurde von Vaterabt Hieronymus Hölein von Ebrach (reg. 1591—1615) und Herzog Maximilian I. gebilligt und am 19. Mai 1605 von der Mehrzahl des Konventes (13 Stimmen) der Kellermeister Michael Kirchberger zum Koadjutor gewählt. Da diese Regelung aber nicht alle Mönche zufriedenstellte, wurde das Vorgehen 1608 von dem 1607 vom Generalkapitel zum Visitator für Süddeutschland, die Schweiz, Böhmen und Polen bestellten Abt von Clerlieu, Jean Martin, untersucht und bestätigt.

Während der Versammlung der Landstände in München, an der er als Landschaftsverordner teilnahm, erkrankte Johann Dietmayr und starb am 22. Januar 1612 ebenda. Sein Leichnam wurde nach Aldersbach gebracht und vor dem St. Walburgisaltar an der Südseite der Stiftskirche bestattet.

Quelle: Dietmayr, Johann, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 8.11.2019, Online: www.zisterzienserlexikon.de/. Basierend auf Marian Gloning: Johann VI Dietmayr, Abt von Aldersbach (1588–1612), in: Cistercienser Chronik 18 (1906), 321–330.

P. Michael Mannstorf berichtet in seiner Chronik Folgendes über Dietmair:

Mittler Zeit hatte das Closter Fürstenfeld einen Religiosen, Nahmens Joannes Dietmayr, welcher durch seine Gelehrt- und Wohlredenheit sich grossen Ruhm erworben hatte. Der Ruff hievon kame auch nacher Alderspach, und er wurde ersuchet von Abbten Andrea die Administration des Closters zu übernehmen, welche er auch durch 2. Jahr so löblich geführet, daß er einhellig zum Abbten dises Closters erwählet worden. Joannes Dietmayr tratte die Regierung an Anno 1588. ware einer derer vortrefflichisten Prælaten, welcher dem Closter ewige Denckmahle hinterlassen; dann ausser seines Ruhm-würdigen Tugend-Wandels, wegen welchen er bey Geistlich- und Weltlichen hohen Häuptern beliebt und werth geschätzet ware, also zwar, daß er von dem General unseres Ordens, Edmundo a S. Cruce, den Gewalt eines Commissarii Generalis und Visitatoris über alle dises Ordens Clöster des gantzen Bayrlands überkommen, nicht weniger auch bey einer Löblichen Landschafft Rent-Ambts Landshut erster Commissarius erwählet, und hierin zu des Lands und Closters Nutzen höchst rühmlich gestanden ware, so suchte er auch das Closter in allem zu zieren und zu be reichen, er führte verschidene Gebäu, und mehrte jedannoch die Einkünfften. Den Kirchen-Schatz vermehrte er mit kostbahren Ornaten und Paramenten, deren einige annoch vorhanden. Die Bibliothec vermehrte er mit vortrefflichen Büchern, deren er die meisten hergeschaffet. Die Besitzungen des Closters vermehrte er durch Erkauffung derer Hofmarchen Abshoven, Thurn, Piegendorff, sambt verschidenen anderen Güthern. Joannes ware dem Closter sehr ersprießlich durch 25. Jahr, und hatte sich hierbey so wohl bey dem Heiligen Orden, als auch bey denen sammentlichen Lands-Ständen grosses Lob verdienet, weßwegen er auch um so hefftiger bethrauert wurde, als er Anno 1612. wehrendallgemeinen Land-Tag in München den 22. Jenner von diser Welt Urlaub genohmen. Sonderbar aber fielle diser Verlust dem Closter sehr empfindlich, in welches sein Leichnam mit grossen Spesen überbracht, und in der von ihme erbauten Capellen zur Erden bestattet worden ist.

Auch Abt Gerard Hörger schreibt in seiner Klostergeschichte über Dietmair:

Johannes Thiettmayr zu Aichen geborn, hat den Heyl. Cistercienser orden, in dem Closster Fürsstenfeldt ann: unnd also ihm verstanndt, Tugent, unnd wissenschafft zuegenommen, das Er war ein Mann, unnder den Mannern, deme Er zu seiner Zeit nit leichtlich ainer bevor thätte, auf der hochen schuel zu Ingolstatt ist Er von den vornembsten Doctoribus als Herrn Albrecht Hunger derzeit procancellarii: wie auch P. Gregorii de Valentia der Societet Jesu würdtig erkhenndt worden, der heilligen schrüfft licentiat zuwerden, welchen gradt Er auch aldort empfanngen, und nachmahls würdtig unnd nutzlich gebraucht, Er wär ein vortrefflicher Predtiger, der sich auf villen vornemmen Canzlen in sein: unnd hiesigem Closster, zu Aichen, Augspurg, und Minichen, derffte sechen: unnd zu seinem Ruemb der Zuehörer nutz und auferspauen hören lassen.

Welches dann ein ursach gewest, daß Ihme Abbt Anndre [Niderhofer] die Abbteylichen Würdten Anno .1586. den .15. Octobris wie auch oben angedeut freywillig resigniert, welche Er dann .2. Jahr als administrator so Loblich getragen, das Er nachmahls Anno .1588. durch ein ordentliche Wahl zu ein em praelathen dises Clossters alhier erwöhlt worden. Nit zubeschreiben ist, wie Lob: unnd nutzlich Er disem Closster im Geistlich: unnd Weltlichem vorgestanndten, sein lob unnd Namb were in dem ganntzen orden wie auch landt wol: unnd also bekhandt, das Er in dem gehaltenen Capitl zu Fürssten- feldt, inn welchem der Hochwürdtigiste Vatter Edmundus a Cruce Abbt, unnd General zu Cisterz vorgesessen, unnd die in dem ganntzen orden bekhandte Statuta Fürstenfeldensia gemacht worden, Er nit allein beigewohnt: sonnder auch den Titl Commissarii Generalis unnd in obern: unnd Nidern Bayrn Visitatoris neben dem Gewaldt alle Abbt und Abbtissinen zu Penedicirn empfangen, welchen Titl unnd Gewaldt Er nachmahls Threu unnd vleissig gebraucht. Er wär ein Ernsthaffter Mann, hielte nit allein in seinem Closster, sonnder auch in der ganntzen provinz ein strenge der Regel unnd Statuten geines, Disciplin, Unnder dennen bey der lob. Landtschafft in Payrn deputierten Renntambts Landtshuet were Er vor den Ersten vornembsten Commissarii zu grossem nutz des lanndts: unnd des Closters erwöhlt.

Deß Clossters ist Er billich zunenen, Gleichsamb der anndere Stüffter, in deme Er dasselbige in denn gebeyen, güettern, unnd dero Stüfft, Gilt, Traidtdiennst, merkhlicher staigerung, Khürchenschatz unnd annders mehrers als kheiner unnder allen seinen vorfahrern gemehrt; sein gefiehrtes gebey, hat Er Erstlich die Khürchen das Langhaus genant gewölben: die Khürchen aber, zu St. Lienhart gleichsamb auf ein neues, wie auch das ganntze Richterhaus, unnd den ganntzen Stockh biß zu dem gartten von Grundt auf Pauen lassen. Zum anndern hat Er auch denn ganntzen Stockh der Spiegelstuben, Bibliothec, alte Sagristey, wie auch entgegen die hofstuben, Abbtey, unnd Cammer gefiehrt. Den Khürchenschaz betr. hat Er dise ornäth; Erstlich den plab sameten mit Guldenem Grundt: Rauchmandl: dann die darzue gehörige Mössgwandt: Levithen Röckh mit gelbem Grundt: dann auch den gelb guldenen: und weis silberen ornath mit aller Zuegehör, wie Nitweniger von allen Farben: sonnderlich Weis, Roth, Glab, Grien Mößgwandt Levithen Röckh sambt allerlai antebentia zu allen Altärn von gethrukhtem domasst machen lassen, unnd annders mehr welches Khürze halber nit alhero gesezt worden.

Die Hofmarch unnd Güetter, die Er die Zeit seiner Regierung zu dem Closster erkhaufft, seint dise, Hofmarch Abshoven Anno .1610. von P. Jacobo Kheller, derzeit des Collegii der Societet Jesu in Minichen Rectori, Hofmarch zum Thurn unnd Piegendorf Anno .1611. von Herrn Ulrich Eckher von Khäpfing zu Piegendorf, unnd Thurn bey Frantzenhausen etc. Ainschichtige Güetter aber, seindt dise. Aufhaimb Anno .1591. Au bey Reispach anno .1592. Wollen dorf, das würthshaus: Paurnhof unnd Sölden alda Anno .1591.|. 72 Alß Er nur dem Closster in die .25. Jahr so Lob unnd nutzlich vor gestanndten, sich auch sowol bey dem orden; alß Lanndt: und lob. Lanndtschafft, hoch verdiennt gemacht.

Ist Er zu Minichen Anno .1612 in wehrenten allgemainen Lanndtag mit aller Weldt Traurigen in Gott seeligelich entschlaffen, sein leichnamb ist von Minichen aus durch Lanndtshuet, unnd anndere Stött unnd Märkht mit sehr khläglichem beglaidthellen ein: unnd aus leithen, aber nit ohnne grosse Spessa unnd uncossten bis alhero inn das Closster gefiehrt: mit Hertzens laidt von dem gantzen Convent: auch aller unnderthonen unnd benachbarten empfangen; unnd in seiner von ihme zu disem enndte erpauten Capeln [Portenkapelle] begraben worden, Amen.




Biographische Informationen der Mönchsdatenbank
BiographieJohannes (VI.) Dietmair, Dr. phil. et theol., * um 1550 in Diessen am Ammersee, Profess des Klosters Fürstenfeld, Administrator seit 15.10.1586, 10.08.1587 - † 22.01.1612 Abt, verstorben in München, begraben in der Portenkapelle
Wirkungszeitraum1596 bis 1612
Abt-Nr.37
Zusatzinformationen1574 Mai: Dr. theol. in Ingolstadt 1574 996-13. Supralibros mit dem Abtwappen in dem Druck der British Library (1120a1) aus 1607.
Externer Linkhttps://www.alderspach.de/geschichte/gelehrte/index.php