Frühester Hinweis auf eine Schönertinger Florianiwallfahrt in einer Aldersbacher Klosterhandschrift

von Robert Klugseder, zuerst erschienen im "Donauboten", Ausgabe 13/2016

Florianiwallfahrt Schönerting

Die jährlich am Vorabend des 04.05., dem Namenstag des hl. Florian, stattfindende Gedenkfeier in der Schönertinger Kirche hat eine lange Tradition. Bisher galten ein beeindruckendes Votivbild, 1712 von der Pfarrei Aidenbach gestiftet und in der Schönertinger Kirche erhalten, sowie ein Kupferstich von Michael Wenig (um 1700) als die frühesten Hinweise. Auch der Chronist Franz Seraph Scharrer weiß über eine alte Wallfahrt der Pfarrei Vilshofen zu berichten, die bis zum Jahr 1804 üblich war. In einem mittelalterlichen Chorbuch des Zisterzienserklosters Aldersbach, das bis zum 18. Jahrhundert bei den Gottesdiensten in Gebrauch war, konnte ich einen Hinweis auf eine Wallfahrt der Aldersbacher Mönche nach Schönerting finden. Eine im 17. Jahrhundert nachgetragene Notiz berichtet von einem Brand, der während des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1635 im Kloster ausgebrochen war. Durch das Gebet zum hl. Florian konnte eine Katastrophe verhindert werden. Als Dank für die Hilfe pilgerten die Mönche fortan jährlich am Namenstag des Heiligen nach Schönerting. Die heute in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrte Musikhandschrift enthält detaillierte Angaben über die in der Schönertinger Kirche zu singenden Lieder und Dankgebete. Dieses Ereignis fällt zeitlich mit dem Beginn der Wundertätigkeit in der damals von Aldersbach betreuten Pfarrei Sammarei zusammen. Die dortige Marienkapelle überstand im Jahr 1619 unbeschadet einen verheerenden Brand. Bereits 1631 konnte die große Wallfahrtskirche fertiggestellt werden. Der Geist der Gegenreformation und die Angst vor den Gefahren des Kriegs begünstigten diese Art der Volksfrömmigkeit.

Vielleicht verdankt die prunkvolle, barocke Holzfigur des hl. Florian in der Aldersbacher Klosterkirche, die am Johannesaltar aufgestellt ist, der Schönertinger Wallfahrt ihre Entstehung (um 1728/29, Werkstatt Joseph Matthias Götz, vierter rechter Seitenaltar, siehe Bildgalerie).

Wenn man den Angaben der Passio Floriani, die um 800 entstanden ist, Glauben schenken will, wurde der bekennende Christ Florianus im Jahr 304 getötet. Er war Beamter des Stadthalters Aquilinus von Ufer-Noricum. Aquilinus verurteilte ihn seines Glaubens wegen zum Tode. Florianus wurde mit einem Stein um den Hals von der Ennsbrücke bei Lauriacum, dem heutigen Lorch in Oberösterreich, in den Fluss gestoßen und ertränkt. Sein Leichnam soll an der Stelle begraben worden sein, an dem sich heute das Kloster St. Florian (bei Linz) befindet. Da sich die Reliquien schon im Mittelalter nicht mehr in St. Florian befunden haben, geht man davon aus, dass die Gebeine von den abziehenden römischen Christen mit nach Italien genommen wurden. Vielleicht waren es dieselben Gebeine, die 1184 aus der römischen Kirche St. Laurentius nach Krakau (Polen) überführt wurden. Der vorläufige Höhepunkt der Florianverehrung im bayerisch-österreichischen Raum dürfte mit der Rückführung von Reliquien des Heiligen von Krakau nach St. Florian im Jahr 1323 erreicht worden sein. Als Helfer gegen Feuersgefahr wird Florian zum ersten Mal in einem Gebetbuch des Habsburger Kaisers Friedrich III., um 1448 entstanden, dargestellt. Der Heilige hält ein brennendes Haus in seiner linken Hand. In einem Chorbuch, das etwa 30 Jahre später im steirischen Leoben entstanden ist, wird Florian gezeigt, wie er eine Feuersbrunst in der mittelalterlichen Stadt mit Wasser aus einem Holzkübel löscht. Leoben wurde in den Jahren 1479 und 1480 durch marodierende ungarische bzw. türkische Truppen stark in Mitleidenschaft gezogen und in Brand gesetzt. Beim Wiederaufbau des dortigen Dominikanerklosters bestimmte man den hl. Florian als neuen Kirchenpatron. Beachtenswert ist, dass dem Leobener Kloster zu dieser Zeit der aus Vilshofen stammende Paulus Khirbis (auch Kürbis bzw. Kurwiß) als Prior vorstand.