Die Landpfarreien im 18. Jahrhundert
von Josef Wieslhuber, Pfarrer in Aldersbach (in: Literarische Beilage zum Klerusblatt Nr. 4, Eichstätt 28.08.1935, 11. Jg., 89-100). Vielen Dank gebührt Alois Knödl für den Hinweis auf diesen lesenswerten Artikel, auf den als erster der verstorbene Aldersbacher Lehrer Josef Hollweck aufmerksam machte. Die Arbeit Wieslhubers bietet einen interessanten Einblick in das wenig erforschte Pfarrleben dieser Zeit mit dem einen oder anderen unbekannten Detail u.a. zum Finanzgebaren, zu Bauvorhaben, Kunstgegenständen und zur Kirchenmusik in Aidenbach, Beutelsbach, Gergweis, Uttigkofen, Pörndorf und Emmersdorf.
Man kann heute ruhig von Wallfahrten zu den Klosterbauten des 18. Jahrhunderts reden. Zu Tausenden kommen die Interessenten, diese Kulturdenkmäler einer vergangenen Zeit zu betrachten. Was werden dazu sagen die Kunstkritiker des 19. Jahrhunderts, die sich in der Verwerfung dieser Kirchen nicht genugtun konnten; sie hingestellt hatten als den Typ des Unkirchlichen, ja des Abscheulichen? Bis dann der bischöfliche Kunstkenner Dr. Keppler in seiner berühmten Abhandlung „Württembergs letzte Klosterbauten" den Bann gebrochen hatte; für jene Zeit ein großes Wagnis. Wie werden sich anderseits die Erbauer der Kirchen, die Mönche, in den Gräbern freuen, dass ihre Werke endlich wieder zu Ehren gekommen sind, nachdem man ihnen nicht bloß Mangel an Kunstsinn sondern auch an Kirchlichkeit zum Vorwurf gemacht hatte. Diese Beschuldigung hätten sie nicht verdient. Ihre Werke zeigen vielmehr, dass sie sich in das Fühlen der katholischen Kirche mehr hineingelebt hatten, wie wir Pelagianer und Semipelagianer des 19. Jahrhunderts. Als einer, der nun täglich dieses 18. Jahrhundert aufnimmt, fragte ich mich, wie stand es draußen in den Landpfarreien? Wie hatte dort die letzte katholische Kultur auf unsere Vorgänger eingewirkt? Hatten sie auch mitgetan und wie hatten sie mitgetan? Darauf geben zum Teil die Kirchenrechnungen jener Zeit Antwort. Nun standen mir von einem Teile unseres Dekanates solche zur Verfügung, die von Aidenbach, Beutelsbach, Gergweis, Uttigkofen, Pörndorf und Emmersdorf — nämlich die Kirchen, die einst zur Vogtei Haidenburg gehörten. Leider sind es nicht alle Rechnungen dieses Jahrhunderts, aber immerhin ein größerer Teil derselben. Darum kann zwar nicht etwas Ganzes geboten werden, aber immerhin so viel, dass sich der Einblick lohnt.
Wenn die Herren Äbte an ihre Werke gingen, fragten sie sich: Wie steht es mit der Kasse? So muss auch hier die Einleitung sein die Frage: Wie stand es damals mit dem Kirchenvermögen? Denn ohne Geld lassen sich Kirchen weder bauen noch erhalten. Die reichste Kirche war wohl Uttigkofen mit fast 6700 fl., dann Emmersdorf mit 5075 fl., dann Aidenbach mit 4630 fl., Pörndorf mit 2654 fl., Beutelsbach mit 867 fl. und Gergweis mit 208 fl. Wir bemerken über ein ruhiges Ansteigen des Vermögens, bis dann freilich der Untergang der Familie Fugger-Göttersdorf auch die Kirchen mit hineingerissen hatte. So hatte Uttigkofen dabei verloren an 1000 fl., Aidenbach 183, Pörndorf 233 usw. Wie war das möglich? Der Hauptschuldner des Kirchenvermögens war der Schutzherr selbst, der Graf von Haidenburg, dessen Schulden der genannte Fugger sanieren wollte, der aber dann selber zugrunde ging. Die Herren hatten flott gelebt, aber nie gezahlt. So hätten sie an die Kirche Pörndorf für eine Wiesmahd jährlich 24 fl. zahlen sollen, hatten sie aber nie bezahlt und so war die Summe schon 1704 auf 443 fl. angewachsen. Zu dem zinsbaren Kapital gehörten dann auch Kriegsanleihen aus den Jahren 1704 und 1743/45. Z. B. Aidenbach 191 fl. Das meiste Geld war hinausgeliehen an die „Gemeinnen“ im Unterschied von Adel, Klöstern und Pfarrhöfen. Besonders merkt man die Not in Aidenbach nach den Bauernkriegen. Die Herren Bierbrauer, Bäcker, Lederer, Seifensieder, Schreiner, Tuchmacher u. s. f. klopften überall um Geld an, wie es heißt „zur höchsten Hausnotdurft". Auch der Marktverwaltung hatte die Kirche 50 fl. Brandsteuer geliehen und in Ansehung der ausgestandenen Kriegsnot die Verzinsung bis 1712 nachgesehen. Die Kirche selbst hatte zur Zeit des „Bauernaufruhr" dem von Vilshofen aus schwärmenden österreichischen Rittmeister 15 fl. zum Schutze des Gotteshauses bezahlt, wie sie auch dem Generalissimus Kriechbaum, der „die große Bauernniederlage befohlen", zur Schonung 14 fl. aufzahlte. Auch bei den Gemeinen war manches Geld verloren. So wäre 1710 in Aidenbach der Bierbrauer Schmiddorfer der Kirche noch 50 fl. schuldig gewesen, weil "aber vom Vermögen nichts mehr zu haben", wurden die 50 fl. in Ausgaben gesetzt. In Vilshofen war ein Doktor medizine gestorben, dem die Kirche Uttigkofen 36 fl. geliehen hatte. Da "aber auch gar nichts mehr zu erhoffen war", mussten auch diese 36 fl. in Auslagen gesetzt werden. Unter den Schuldnern steht auch manchmal der Prälat von Aldersbach, doch nur mit kleinen Beträgen, ebenso manche Pfarrherren. Sodann hatten die Kirchen sich gegenseitig ausgeholfen und zwar ohne Zins. Z. B. leiht die Kirche Mißl??bach zum Turmbau nach Uttigkofen 100 fl., zum Turmbau nach Aidenbach 101 fl., nach Buchenöd 322 fl., Heinrichsdorf an Uttigkofen zum Pfarrhofbau 154 fl., Beutelsbach an Uttigkofen zum Ankauf eines Kelches 75 fl., Heinrichsdorf an die Kirche Pörndorf zum Ankauf einer Glocke 55 fl. usw.
Neben diesen Einnahmen an Zinsen standen noch zu Gebot die jährlichen Gilten (Zehentabgaben). Die betrugen: Bei Beutelsbach 10 fl., Uttigkofen 94 fl., Pörndorf 32 fl., Aidenbach 65 fl., Emmersdorf 72 fl. Auch hier gab es manche Verluste. So berichtet Pörndorf 1705: „konnte der Schusterhäusler seine Gilt nicht zahlen", hat er darauf aufgesagt. Und wieder Beutelsbach 1716: „hatte die Kirche durch den Fischer, gewester Besitzer des Meiergütl von Thannbach, einen Schaden von 20 Gulden, weil er das Gütl, der Kirche gehörig, ganz abgeschleift hat". Das Zinszahlen ging sehr schlecht. Die Außenstände waren hoch, so in Uttigkofen 1764 = 705 fl., in Aidenbach 1777 = 1463 fl. Ein strenger Eintreiber war die Kirche nicht. Wo wirklich Not war, hatte sie Nachsehen. So wurde in Beutelsbach 1708 dem Sebastian Oberndobler zu Dobl "in Ansehung bei der Bauernrevolt der Hof in den Grund abgebrannt" für 1706 und 1707 der Zins nachgelassen. Als Einnahmen werden dann noch verbucht die Erträgnisse der Jahrtagsstiftungen: Aidenbach 1704/8 = 240 fl., Uttigkofen 6, darunter eine Eva Plattnerin, geweste Bierbräuerin auf dem Obermeiergut zu Heinrichsdorf. In Pörndorf betrugen die Jahrtagskapitalien 1777 = 160 fl.
Eine besonders wichtige Einnahmequelle waren der Opferstock und die Sammeltafel. Sehr günstig war das Ergebnis in Gergweis, wo es 50 bis 90 fl. machte, in Beutelsbach dagegen nur 20 bis 40 fl., in Pörndorf 12 bis 23 fl., in Uttigkofen 1704 „nichts, weilen der Stock heuer nicht eröffnet worden", 1764 aber 60 fl., Aidenbach 60 bis 70 fl. Manchmal hatten andere Hände ihn geöffnet, so 1716 in Pörn- dorf der Sebastian Wenzl aus Pörndorf, der aber zu Pfarrkirchen "in puncto sacrilegii et furti" verhaftet wurde. 6 fl. konnte die Polizei noch zurückschicken. In manchen Pfarreien wurden noch Naturalopfer abgegeben, die dann „versilbert" wurden, besonders in Beutelsbach am Georgitag, zum Beispiel 1709 24 Metzen Getreide = 9 fl. In Uttigkofen heißt es 1764 „an Flachs, Schmalz und Butter nichts"; dagegen 1777 an geopferten Viktualien = 1 fl. An manchen Kirchen mussten die Lehensleute ihren Gilt in Getreide abzahlen, so für Aidenbach der Inhaber des Niederedergutes in Kriestorf 78 Metzen Weizen und 30 Metzen Korn, machte 1777 = 65 fl. In Uttigkofen hatte eine ähnliche Leistung der Michael Bötzinger von Eggersdorf = 3 Schäffel Korn und 4 Schäffel Hafer. Auch der Pfarrer von Uttigkofen wird erwähnt. „Um die jährlichen Metzen Hafer haben ihrer Hochwürden Herr Pfarrer bezahlt 5 fl.“ Merkwürdig klingt 1777 bei den Einnahmen der Einsatz: „vom Herrn Pfarrer in Uttigkofen ob dem im dasigen Kirchenholz geschlagenen 10 Klafter Holz à 10 Kreuzer = 1 fl. 40 Kr.“ Und „vom Schulmeister ab 8 Klafter = 1 fl. 20 Kr.“. Zu den Einnahmen kamen endlich noch kleinere Posten für Kerzen bei Hochzeiten und Sterbefällen, bei Pörndorf 9 fl., bei Aidenbach 20 fl. Wenig erträglich waren endlich die Kirchenstühle, die nur bezahlt wurden, wenn sie von einer Familie ganz aufgegeben und von einer anderen wieder übernommen wurden. So in Uttigkofen 1764-1777 3 fl. 18 kr. Bei manchen Kirchen könnten noch erwähnt werden freiwillige Spenden, in denen sich namentlich Beutelsbach hervortat. Der Rechnungsabschluss lautet beispielsweise wie folgt:
Aidenbach 1704 | 1777
Einnahmen 938 fl. | 1783 fl.
Ausgaben 149 fl. | 320 fl.
Rest 789 fl. | 1463 fl.
Uttigkofen 1764 | 1777
Einnahmen 1432 fl. | 3536 fl.
Ausgaben 132 fl. | 316 fl.
Rest 1300 fl. | 3220 fl.
Emmersdorf Vermögensrechnung 1777
Zur Kriegsanleihe 8 fl. 20 Kr.
Beim Adel 889 fl. 43 Kr.
Bei der Pfarrkirche 200 fl.
Bei Gemeinen 1780 fl.
Ohne Zins 601 fl.
in Summa: 5075 fl.
Baumaßnahmen und Reparaturen
Wie wurden nun diese Gelder verwendet? Bei den Abteien spricht man von einer wahren Bauwut, Beispiel Aldersbach, das Kirche und Gebäude abreißt und wieder aufbaut. Draußen auf dem Lande merkt man von einer solchen Wut nichts. Nirgends wird von einem Neubau berichtet und wenn, dann ist es ein Pfarrhof in Uttigkofen, ein Kaplanhaus dortselbst oder das Mesnerhaus in Emmersdorf oder der Backofen beim Mesner in Uttigkofen. Oder wieder dort ein Ölberg, „da die alte Seelenkapelle wirklich zusammengefallen"; es wurde aber dann "statt ermeldt Seelenhaus der Ölberg nächst der Kirchentür hergestellt". Der Maurer erhielt 16 fl., während der Maler von Aidenbach für Ausmalung 12 fl. bezog. Mehr zu schaffen machten die schlecht gebauten Friedhofmauern. So wurde in Pörndorf 1709 die Freithofmauer um 80 fl. erneuert. Nichts destoweniger ist sie 1776 wieder gänzlich ruiniert, Neureparierung 95 fl. Auch in Aidenbach mußte 1755 die fast ganz zusammengefallene Freithofmauer erneuert werden = 83 fl. 1764 ward um Heinrichsdorf zum erstenmal eine Freithofmauer errichtet worden. Sonderbar mutet es an, wenn es vom Marktfriedhof Aidenbach 1709 lautet: „Wurde der unschuldige Kinderfreudhof eingeplangt." Genau 60 Jahre drauf wird auch in Pörndorf der Kinderfreithof „eingemacht" = 9 fl. Also Neubauten gab es fast keine oder nur kleine. Mehr Ausgaben verursachten die verschiedenen heftigen Stürme an den Dächereien. Besonders waren heimgesucht Beutelsbach 1726, 75 und 77. Auch Gergweis berichtet von einem Orkan 1731, der sogar die blecherne Turmkuppel gehoben hatte. Auch ohne Sturm gab es Dachschäden. So zeigten sich 1709 am Langhaus in Uttigkofen Schäden, die durch den Meister Antonio di Ponti behoben wurden, der auch 1702 den Turmbau dort geleitet hatte. Neben den Stürmen sorgten für Erneuerungsarbeiten bei Türmen und Dächern der eindringende Schnee und Regen. So klagt Beutelsbach, dass „die Dachung des Seelenhäusl und des Portalstüberls ganz verfault sei", die Reparierung betrug 69 fl. im Jahre 1718. Diese Summe tat für das kleine Vermögen weh, aber man lässt die Dächer "mit roter Farbe" anstreichen und vergißt darüber den Schmerz. Auch am Schulhaus Pörndorf war das Dach verfault, Kosten 10 fl. Die meisten Auslagen machten die Türme. Doch betreffen die erwähnten Turmbauten nur den Abschluß, der meist mit Holz bedeckt war und darum von selbst viele Erneuerung erforderte. So war in Aidenbach 1716 die Kuppel ganz neu gedeckt worden um 372 fl. 1717 wurde der ganze Turm abgeputzt mit 100 fl. Und trotzdem heißt es 1734 „ein Turmbau notwendig zur Verhütung des Einfallens". 1761 waren zur Neueindeckung wieder 25000 Scharschindeln notwendig, 1765 lautet wieder die Bemerkung: „Da der Turm neu zu erbauen ist, Kosten 503 fl.“ Und trotzdem hatte 1775 der Orkan die Haube so zerfetzt, dass sie 1776 wieder erneuert werden musste = 359 fl. Ähnlich hatte Pörndorf 1761 eine Neudeckung mit 22000 Scharschindeln vorgenommen = 210 fl. Dennoch musste um 1765 wieder eine größere Reparatur mit 65 fl. vorgenommen werden. Bei diesen Neuformen des Turmhelmes gab es natürlich auch Veränderungen an den Glocken. So wurden 1778 in Beutelsbach sämtliche Glocken umgehängt = 22 fl. Ebenso schreibt Aidenbach 1770 „hat man die 3 Glocken umhängen lassen“ = 21 fl. Die Speisglocke dortselbst war 1726 um 11 fl. durch einen Glockengießer aus Rotthalmünster gegossen worden. Eine neue Glocke hatte auch Pörndorf 1705 erhalten, wozu die dortige Armenseelenbruderschaft 20 fl. vorstreckte. Die Glocke scheint zu stark gewesen zu sein. 1780 heißt es, dass man „ferten" den Glockenstuhl hat reparieren lassen = 27 fl.
Da oder dort gab es auch Schäden an der Kirchenmauer. So hatten 1717 in Beutelsbach „schlimme Leut" in die Kirchenmauer ein Loch gerissen, das ausgebessert werden musste. Ebenso erging es manchmal den Fenstern. So mussten in Gergweis 1731 Fenster repariert werden, „ruiniert teils durch Sturm, teils durch schlimme Leut“. Und wieder war dort 1732 ein Fenster von einem Buben eingeschlagen worden = 56 Kreuzer. Noch schlimmer war es in Pörndorf, wo 1736 beim Leonhardialtar durch die Fenster eingebrochen wurde, Schaden = 19 fl. Auch in Uttigkofen war 1717 eingebrochen worden. Aber nicht durch die Fenster, sondern man hat das Schloss erbrochen, darum wurde ein neues, starkes angebracht, 3 fl. Beim Eintreten in die Kirche gab es damals vielfach noch Ziegelsteinpflaster, das aber in diesem Jahrhundert vielfach durch Kelheimer Pflaster ersetzt wird. So braucht Beutelsbach 1732 400 Stuck= 60 fl., Aidenbach 1757 700 Stuck = 120 fl.; Uttigkofen bekam sein „Marmolsteinernes Pflaster 1754“ mit 593 Steinen aus Salzburg = 268 fl. Auch Emmersdorf mußte 1777 das Pflaster erneuern, „massen man ohne Gefahr des Fußbrechens nicht passieren kann". Im Vorbeigehen sehen wir uns auch die Kirchenstühle an. Da gibt es keine geschnitzten Engel, wie in Aldersbach, dafür sind sie auch billiger. So zahlt Pörndorf für seine neuen Kirchenstühle 1759 = 87 fl. Aidenbach hatte solche erhalten 1705 und Uttigkofen 1772 um 105 fl.
Altäre
Fast möchte man meinen, die neue Zeit sei an den Landkirchen spurlos vorübergegangen. — Nur die Turmkuppeln lassen davon etwas verraten. — Aber wenn wir eintreten, dann werden wir inne, auch die Landpfarrer waren vom barocken Strom der Zeit erfasst worden. Das kündet sich besonders an in den neuen Altären, die überall zur Aufstellung kommen. Ich beginne mit Aidenbach. Hier hatte der Meister der Kirche Aldersbach Deutschmann einen ganz neuen Hochaltar aufgestellt 1759 und zwar um 150 fl., mit Einschluss der Schreinerarbeiten. Zwei Jahre darauf 1761 war er durch den Heimatmaler Rescheid vergoldet worden. Dazu hatte dieser auch das „obere Platt“ gemalen = 130 fl., als Gesamtsumme 280 fl. Ein Vorfahrer des Deutschmann, der Meister Matthias Jörg Radler aus St. Nikola, hatte 1717 in Uttigkofen einen Altar mit Vorstellung des Leidens Christi aufgestellt, ebenfalls war es ein kleiner Altar, denn mit Fassung war er gekommen auf 100 fl. Die Kosten wurden durch eine freiwillige Sammlung gedeckt, namentlich durch den Opferstock „bei unserer lb. Frau unter dem Bogen". 1732 war dort ein neuer Tabernakel notwendig geworden, weil der alte zu klein war, „das hochwürdigste Gut nicht ohne Bemühung der Geistlichkeit konnte exponiert werden“. Der Meister war ein Schreiner, Thomas Kellner von Gern, der dafür 27 fl. forderte, während der Maler 90 fl. erhielt. Außerdem hatte der Bildhauer Rißberger von Gern 8 Engelsköpfe „sauber" dazugeschnitzt.
Meist wurden die Altäre nicht auf einmal hergestellt. So hatte Beutelsbach 1704 einen St. Joseph-Altar bekommen, „weil der alte schon ganz schlecht gewesen" durch den Marktschreiner von Ortenburg um 82 fl. Die Vergoldung besorgte ein Maler aus Vilshofen, „er hatte den Altar mit gutem Feingold gefaßt", dazu hatte er auch 2 Altarbilder gemacht, nämlich St. Joseph und St. Leonhard = 63 fl., Gesamtsumme 140 fl. Ein neuer Choraltar wurde dann 1727 aufgestellt und zwar durch einen Schreiner aus Griesbach um 50 fl. Die Bildhauer-Arbeiten hatte Stöbe von Ortenburg: für „Peter und Paul", „2 große Engel“ bekam er 50 fl. Der dritte Altar, der Frauenaltar, wurde 1755 neu und zwar durch einen Schreiner aus Aidenbach. Die Fassung der beiden Altäre mit Malung von Blättern hatte der Maler von Aidenbach um 200 fl. Ebenso war in Gergweis die ganze Altareinrichtung erneuert worden, denn 1709 heißt es: „Zum neuen Altar eine Stufe gemacht = 1 Gulden.“ 10 Jahre darauf hatte der Bildhauer Stöber aus Pfarrkirchen einen ganz neuen Florianialtar verfertigt um 44 fl., während das Altarbild von einem Maler aus Braunau um 24 fl. hergestellt wurde. Beide Meister hatten 1754 dann den dritten Altar, den Sebastialtar aufgestellt.
Leuchter, Kelche etc.
Auf neue Altäre gehören auch neue Leuchter. So wurden 1725 in Beutelsbach 4 große Altarleuchter von weißem Kupferblech, „sauber versilbert und vergoldet" um 38 fl. erstellt. 1731 wurden von andächtigen Personen 6 hölzerne Leuchter gekauft. Der Pfarrer von Uttigkofen ließ 1715 vom Zinngießer in Osterhofen 6 zinnerne Leuchter umgießen, wozu er 5 Pfund neues Zinn gegeben = 10 fl. Auch die Lampe vor dem hochwürdigsten Gut musste an die Neuzeit glauben. So kaufte Aidenbach 1772 eine neue Ampel von weißem Messing mit guter Übersilberung von einem Meister aus Ortenburg = 18 fl. Ähnlich mußten auch die Kanontafeln zum Altare stimmen. Aidenbach kauft solche 1788 um 6 fl. Und auch die Lavaboteller; darum verschafft sich 1717 Gergweis statt des alten "irdenen" ein neues, zinnernes um 6 fl. Nach unten mussten die Antipendien dazustimmen. Uttigkofen kauft 1727 vier um 32 fl. Selbstredend mussten die feineren Altargeräte, Kelche und Monstranzen erneuert werden. Darum wurde 1716 in Beutelsbach, „weil beim Gotteshaus eine gar schlechte Monstranz aus Messing gewesen“, dafür eine schöne Monstranz von Silber durch den Gold- schmid Heindl aus Passau um 193 fl. hergestellt. Uttigkofen hatte sich 1765 einen ganz silbernen und vergoldeten Kelch von Georg Strele aus Imst in Tirol gekauft um 77 fl.; dgl. auch ein silbernes Ziborium, „Augsburger Arbeit“ um 27 fl., auch ein Rauchfass mit Schiff aus Tirol um 8 fl. Nach den Altären sind das Prachtstück einer Kirche meist die Kanzeln. Die schönste wird in Beutelsbach gestanden sein. Sie stammte nämlich aus der Hand des Kanzelmeisters von Aldersbach und Thurnstein=Deutschmann, der 50 fl. erhielt, während dem Maler Remscheid in Aidenbach für das Fassen und Vergolden 60 fl. ausbezahlt wurden. Sodann hatte Aidenbach eine neue Kanzel 1727 durch den Schreiner Pflugbeil bekommen; wird kein hervorragendes Kunstwerk gewesen sein, da er nur 30 fl. verlangte. Uttigkofen hatte erst ganz spät, nämlich 1780, eine Kanzel aufgestellt um 90 Gulden. Pörndorf hatte seine Kanzel nur neu fassen lassen 1782, durch den Maler von Thannberg um 36 fl. Auch in Schönerting brauchten sie 1704 eine neue Kanzel. Sie wurde in Vilshofen gemacht vom Schreiner Huber und dem Maler Pölkl um 71 fl. Das Herausholen kam auf 2 fl., das Aufrichten durch den Schlosser und Maurer auf 3 fl., so im ganzen auf 77 fl.
Kirchenorgel
Das nächste Zierstück ist gewöhnlich die Orgel. Die meisten Dorfkirchen hatten damals noch keine Orgel; nur die Mutterkirche Uttigkofen hatte eine solche schon im 17. Jahrhundert, die ihr aber im 18. Jahrhundert zu schaffen machte. So hatte dieselbe ein Meister aus Augsburg repariert 1715 um 2 fl. 3 Jahre darauf hatte aber ein junger Bursche die Orgel vollständig ruiniert. Es musste ein Meister aus München kommen = 17 fl. Nicht viel mehr Glück hatte die Marktkirche Aidenbach. 1710 musste sie durch den Schulmeister und Organisten Max Haas „durchgehend geputzt und die Pfeiffen geleimt“ werden; 7 fl. Das hatte keinen Bestand. Darum "weil das Orgelwerk 1721 ganz ruiniert ist, und so schlecht ist, dass man es kaum brauchen kann“ hat man der erforderlichen Notwendigkeit halber bei dem damaligen in Aldersbach befindlichen Orgelmacher Wild eine neue Orgel "angepfriemmt", um 90 fl. Doch das Werk scheint nicht ausgeführt worden zu sein, denn sonst wäre nicht 1773 schon wieder eine neue Orgel durch einen Meister aus Stadtamhof aufgestellt worden, die nach Abzug der alten Orgel, „die schon ziemlich schlecht gewesen“ 200 fl. kostete. Noch eine dritte Orgel wird erwähnt und zwar in der Kirche, die das wenigste Vermögen hatte, Gergweis. Dort hatten sie 1715 auf den großen Ablass am Maria Heimsuchungstag eine neue Orgel machen lassen durch den Meister Johann Dietrich von Tölz. Erwähnt müsste dann auch noch werden das wunderschöne Orgelgehäuse in Buchenöd, das zwar aus dem 18. Jahrhundert stammt, aber nicht in der Kirchenrechnung erscheint.
Beichtstühle
Die 3. Garnitur, bei welcher der Künstler sich zeigen konnte, nämlich die Beichtstühle, sind wenig vertreten. Nur in Gergweis wird 1726 ein neuer Beichtstuhl aufgestellt durch den Schreiner Friedl in Pörndorf, kostete nur 6 fl. 1732 verfertigte Schreiner Pflugbeil von Aidenbach einen Beichtstuhl für seine Heimatkirche um 9 fl. Endlich erhält Pörndorf einen solchen durch einen Schreiner aus Walchsing um 30 fl.
Paramentenkasten
Wieder konnten die Dorfmeister ihre Kunst zeigen an den Paramentenkasten. 1710 stellt einen solchen Friedl in seiner Heimat Pörndorf auf um 4 fl. Mehr befriedigt wird derselbe gewesen sein über den Auftrag von Gergweis, nämlich einen sechsteiligen Kasten mit hübschem Laubwerk zu stellen um 14 fl. Die dritte Arbeit leistete derselbe für Uttigkofen, einen Kasten 8 Schuh hoch und ebenso breit um 9 fl.
Figuren und Malerarbeiten
Auffallend wenig wird berichtet von Figuren, die die Wände und Kästen belebten. Nur Uttigkofen kauft 1717 ein geschnitztes Magdalenenbild um 7 fl. Pörndorf lässt 1778 einen „Bartholomäus" bemalen um 1 fl. 15 Kreuzer. Auch von Bemalungen des Kirchen-Innern ist wenig die Rede, nur der Pfarrer von Uttigkofen lässt 1715 durch den Maler Johann Benno Feichtmeier aus München verschiedene alfresko anbringen. Ein anderer Pfarrer ließ dort 1755 die Kreuzkapelle mit Laubwerk und Passionsstationen durch einen Meister aus Aidenbach ausmalen, 35 fl. Auch die Bemalung von Buchenöd wird erwähnt, wozu die kleine Kirche Heft 22 fl. vorstreckte.
Paramamente
Zum neuen Stil gehörten dann auch neue Paramente. Das kostbarste Messkleid wird wohl Uttigkofen gekauft haben von dem Handelsmann Franzesko Kappelani von „rotem und weißem Gold" um 136 fl. Dazu 1721 wieder 2 neue Messkleider "silberblau und rot und weiß Damast". Auch Beutelsbach freut sich an dem neuen Messgewand von „geblumten" Prokat um 30 fl. Auch Gergweis erhält 1719 ein „sauberes, rot und weiß geblumtes Messkleid" um 48 fl. Pörndorf dagegen macht sich das Messkleid noch selber, nachdem es von einer andächtigen Person den „Zeug“ dazu bekommen hat. Doch 1735 wird auch hier ein neues, sauberes Messkleid, „weiß und blau und goldgeblumt" samt Zubehör gekauft 31 fl. Auch Aidenbach bekommt 1755 ein neues, „rot und blausamtenes" um 39 Gulden. Ebenso werden da und dort neue Pluviale beigeschafft, so in Beutelsbach 1704 durch einen Handelsmann in Vilshofen ein vielfarbiger Rauchmantel um 30 fl. Auch Uttigkofen bekommt 1721 einen sauberen Rauchmantel mit Velum um 60 fl. Merkwürdig klingt aus Uttigkofen 1732 der Bericht: „auch war ein Rauchmantel auf die Advent- und Fastenzeit und hohen Frauentage" benötigt, 42 fl. Die Herren von Uttigkofen scheinen besonders paramentenfreudig gewesen zu sein. So kauft der Herr im Jahre 1735 ein schwarzes (!) Velum für den Karfreitag 3 fl. 1765 wurde dort die Muttergottes auf dem Hochaltare bekleidet, 33 fl., nachdem sie 1716 einen weissen Schleier erhalten hatte. 1726 hat dort auch das Kruzifix ein Velum bekommen, dazu einen neuen Baldachin = 136 fl. Neben dem neu gekleideten Herrn mussten auch die Kirchendiener sich malerisch ausnehmen. Darum ließ das Kirchlein Kriestorf 1704 dem Mesner einen neuen Talar machen, wozu „vier Ellen rotes Tuch notwendig waren und ein blaues Tuch als Überschlag".
Altarschmuck und Fahnen
Wie stand es dann mit dem Altarschmuck? Merkwürdig, dass die farbenfrohe Zeit nicht zu den Naturblumen greift, sondern künstliche Maibüsche aufstellt, die fast in allen Rechnungen er- scheinen. Ein Hauptfabrikant war der Klausner von Aldersbach. So zahlte ihm Aidenbach 1757 7 fl. für neue Maibüsch. Bei der bekannt großen Vorliebe der Zeit für die Wallfahrtsgänge können wir es verstehen, dass mehr wie einmal der Posten „Ausgaben für Kirchenfahnen“ vorkommt. Beutelsbach hatte 1709 eine neue, rote Fahne gekauft, 68 fl. Aidenbach im gleichen Jahre eine solche aus Straubing um 87 fl. Uttigkofen fehlt auch hier nicht. 1716 war die blaue Fahne schon ganz zerrissen gewesen, dafür eine neue und noch 2 kleine Fähnlein = 179 fl.
Krippen und hl. Grab
Eine besondere Vorliebe zeigt die Zeit für alles, was zum Gemüte geht. Darum wird der Mesner meist entlohnt für Aufrichten des Kripperls mit 30 Kreuzern. Manchmal werden Kripperl-Ergänzungen erwähnt, so in Uttigkofen 1709 mehrere Kripperlsachen und 1716 bekommt der Schreiner für Ausbesserung der Heiligen drei Könige 6 Kreuzer. Noch mehr bricht durch die Vorliebe für das hl. Grab, das fast in allen Kirchen in diesem Jahrhundert neu errichtet wurde. Gergweis bekommt ein neues aus Eichendorf um 30 fl. 1708 Beutelsbach „so beim Gotteshaus noch kein hl. Grab vorhanden, hat man solches durch den Meister Sebastian Reiner in Vilshofen verschafft“, 16 fl. Das beste bekommt wieder Uttigkofen, es kostete 45 fl.
Kirchenmusik
Nächste Frage: Wie stand es damals mit der Kirchenmusik auf dem Lande? Nach den vorliegenden Rechnungen müsste sie wirklich genannt werden die „Stieftochter der Kirche“. Denn die Aufwendungen dafür sind sehr gering. Nur Aidenbach braucht 1764 2 neue Pauken um 7 fl. 1776 werden „für 2 benötigte Bund Saiten" 3 fl. ausgegeben. 1782 mussten 2 Trompeten ausgebessert werden: Also hat Aidenbach eine ausgesprochene Instrumentalmusik. Das klingt auch heraus aus der Rechnung für die Fronleichnamsprozession 1777, indem für die Musikanten zur Zehrung 2 fl. 30 Kreuzer ausgesetzt wurden, während die 5 Ratsherren nur 1 fl. 15 Kreuzer, die Schützen, „so das Salve geben" 1 fl. 10 Kreuzer erhielten und der Burger Diener nur 8 Kreuzer. Auch auf den Kreuzgängen lässt sich bei Aidenbach ein Fortschritt verfolgen. 1704 werden auf dem Gang nach Passau nur Vorsinger und Vorsingerinnen erwähnt. Dagegen hat 1777 der Lehrer auf dem Gange nach Altötting bereits eine Corona von Singknaben neben sich; sie bekommen 2 fl. 45 Kreuzer. Aber die anderen Kirchen, selbst das überragende Uttigkofen, haben wenig für die Musik getan. Es müsste denn sein, dass in Uttigkofen in der auffallend hohen Entlohnung des Lehrers mit 58 fl. pro Jahr eine Verbeugung vor der "Ars musica" gemacht wird. Beutelsbach hat 1704 einen Vorsänger, dem Sänger und Sängerinnen zur Seite stehen. 1764 ist der Mesner der Vorsänger mit dem Jahresgehalt 1 fl. 30 Kreuzer. Dieser Einblick gewährt keinen besonders günstigen Ausblick auf den Stand der Kirchenmusik. Keine Orgel, keine ausgebildeten Kräfte — o arme Kirchenmusik! — Um so mehr muss dann betont werden, dass die Kirche für die Schule etwas geleistet hat. 1777 waren die Jahresdebutate wie folgt: Uttigkofen: Pfarrer 38 fl. Lehrer 58 fl. Aidenbach: Pfarrer 40 fl. Lehrer 33 fl. Gergweis: Pfarrer 6 fl. Lehrer 16 fl. Pörndorf: Pfarrer 18 fl. Lehrer 18 fl.
Mesner und Schulmeister
Anfangs um 1700 liest man fast nur vom Mesner. Dann heisst es Mesner, nunmehr Schulmeister, und dann Schulmeister und Mesner. In den Filialkirchen Emmersdorf und Pörndorf fungierte lange der Mesner allein, welch letzterem für das Wachen in der Fronleichnamsoktav 3 fl. 20 Kreuzer angerechnet wurden. Noch eine Leistung der Kirche an die Schule kehrt jedes Jahr wieder, nämlich die Kirche bezahlte den Kindern die „Lehrmittel", 1 bis 5 fl.
Pfarrherren
Was sagen uns die Kirchenrechnungen in jenem Jahrhundert vom Leben der Pfarrherren auf dem Lande? Das eine haben wir bereits vernommen, dass sie kein hohes Einkommen besaßen. Das Haupteinkommen lag in der Ökonomie. Darum ward der begütertste der Großökonom Pfarrer von Uttigkofen. Doch war auch er manchmal in Geldnot, musste solches aufnehmen und wurde vom Rat in Passau zur Rückerstattung verurteilt, so im Jahre 1718 um 45 fl. Vielleicht gibt etwas Aufschluss das Testament eines Pfarrers aus Postmünster. Diese Pfründe hatte an Ökonomie 9 bis 10 Tagwerk; dennoch verfügte der Pfarrvikar 1761 in seinem Testament, dass seine nächsten Verwandten 2 Pferde bekommen sollen, dagegen die Haushälterin eine gute Kuh, und ebenso die Pfarrkirche eine Kuh und auch die Filialkirche Gambach, während die drei Bienenstöcke an die Armenseelenbruderschaft und die Christenlehrbruderschaft verteilt werden sollen.
„Meinem Herrn Kaplan vermache ich in Ansehung seiner bei mir geleisteten eifrigen Seelsorge das schwarztücherne Kleid, Rock und Kamisol, dann den silbernen Löffel, mit welchem er gespeiset, Messer und Gabl mit Messing beschlagen, das mit Silber beschlagene spanische Rohr, ein paar silberne Schuhschnallen, 6 gute He- meter, den neuen Hut mit einer seidenen Borten und silbernen Schnallen." Weil die Ökonomie das Haupteinkommen leistete, darum war auch an den Werktagen ihr die meiste Zeit und Sorge gewidmet. Das war aber auch möglich, weil die Amtsarbeiten nicht so viele waren. So hatten die Herren z. B. mit der Handhabung des Kirchenvermögens nichts zu tun, das war Sache des Richters in Haidenburg. Natürlich taten diese es nicht umsonst. Diese Herren verstan- den es, ihr Einkommen zu erhöhen. Hatte der Herrschaftsverwalter 1704 nur 1 fl. 40 Kreuzer, so hatte der Amtsrichter, wie er sich 1764 nennt, 6 fl. 1777. 7 fl. Leider waren sie nicht alle ehrlich. So hatte. 1772 der vormalige Amtsrichter für die Reparierung des Baldachins in Pörndorf 6 fl. berechnet, aber sie nicht ausbezahlt. Somit ein Verlust für die Kirche. Vereine hat es nicht gegeben, wohl einige Bruderschaften. In den Rechnungen erscheint aber nur die Armenseelenbruderschaft in Pörndorf mit ihrem Vermögen von 2094 fl. Der Mitgliederstand betrug 1705 = 125, 1764 = 313, 1777 233 fl. Die Arbeit des Leiters bestand in Predigten an den Quartembersonntagen, dann am Hauptjahrestag im Abhalten des Gottesdienstes mit Umgang und Libera und dem Aufschreiben der werdenden Brüder und Schwestern, wofür der „dasige Kaplan" auf Ruf und Widerruf erhielt 3 fl. 45 kr. Auch die gewöhnliche Seelsorge machte nicht viel Mühe. Die Pfarreien waren doch noch klein. Beutelsbach zählt heute an 1400 Seelen. Der Pfarrer wird an Ostern sicher bei 1000 Beichtzettel bestellen. Der Pfarrer von 1777 brauchte deren nur 500 = 15 Kr. Damals lag der Sakramentenempfang bei außergewöhnlichen Fällen. So wird der Pfarrer von Aidenbach heute an den Frauentagen in Buchenöd keinen besonderen Konkurs verspüren, damals 1777 musste er sich immer einen fremden Geistlichen zum Beichtsitzen halten, wofür er von der Stiftung Buchenöd 7 fl. 30 Kr. bezog. Auch aus dem Verbrauch der Hostien merken wir, dass damals die hl. Kommunion seltener war. So brauchte Beutelsbach 1777 = 500 große und 2000 kleine Hostien = 2 fl. Uttigkofen ebenso 1764 = 500 große und 2100 kleine Hostien = 3 fl. Dagegen beträgt bei Pörndorf die Hostienrechnung nur 1 fl. 40 Kr., bei Aidenbach 3 fl. Die Bezugsquelle war der Schulmeister von Aidenbach. Auffallend ist, dass das Kloster Aldersbach nicht die Lieferquelle ist. Nur Uttigkofen holte sie 1704 von diesem Kloster, später aber auch vom Schulmeister in Aidenbach. Ebenso wenig ängstlich war man im Bezug von Wein. Uttigkofen hatte zwar 1704 den Wein noch von Aldersbach geholt, aber später wie Pörndorf und Emmersdorf vom Hofwirt in Haidenburg. Genauer nahm es da der Pfarrer von Beutelsbach, der ihn selbst gestellt hatte. Aidenbach nimmt ihn anfangs vom Hartl, Bierbrauer dortselbst, später liefert ihn auch hier der Ortspfarrer. Die Weinrechnungen bewegen sich zwischen 12 fl. in Aidenbach, 9 fl. Beutelsbach, 4 fl. Gergweis, 7 fl. Pörndorf, 11 fl. Uttigkofen, wobei aber nicht bloß der Meßwein inbegriffen ist, sondern auch der Speiswein, der nicht bloß am Johannistag, sondern auch bei der „Osterkommunion“ ausgeteilt wurde. — Wohl die letzten Ausläufer der Messkelchbewegung in Bayern. — Hier können wir auch anreihen den Bedarf an Kerzen. Die Zeit der Selbstverfertigung des 17. Jahrhunderts ist vorüber. Bereits werden fertige Kerzen bezogen und zwar zu Beginn des Jahrhunderts in Vilshofen, am Ende desselben in Aidenbach. Die Kosten betrugen: Beutelsbach 17 fl., Pörndorf 31 fl., Uttigkofen 31 fl., Aidenbach 35 fl. Auch beim „ewigen Licht“ merkt man die wirtschaftliche Hebung. Während nach Kirchenrechnungen von Emmersdorf dazu im 17. Jahrhundert Inslet von Metzgern gekauft wurde, wird im 18. Jahrhundert Baumöl gebrannt. Die Kosten für Aidenbach 24 fl., Beutelsbach 200 fl., Uttigkofen 27 fl., Pörndorf 22 fl., Gergweis 16 fl., wobei fast immer auch der Weihrauch eingerechnet ist. Im Vordergrunde des religiösen Lebens stand damals nicht so sehr der Sakramentenempfang, sondern das Beten. Das zeigt sich in den vielen Kreuzgängen, die im 18. Jahrhundert gehalten wurden. So hatte Uttigkofen seine Jahresgänge nach Dietersburg, Sammarei, Osterhofen, Altötting und Passau. Beutelsbach wechselt jährlich zwischen Passau und Altötting, ebenso auch Aidenbach. Dazu werden noch besonders erwähnt die Umgänge am Schauerfreitag, wobei auch das Allerheiligste mitgetragen wurde, darob die „Tischlträger“ eine eigene Entschädigung erhielten. Das Ansteigen der Fronleichnamsprozession haben wir bereits bei der Musik vernommen. Eigentümlich waren die Verhältnisse in Uttigkofen und Pörndorf, wo Uttigkofen und Emmersdorf in Prozession nach Pörndorf gingen, allwo dann die Prozession abgehalten wurde. Der Herr Amtsrichter von Haidenburg bekam für die Beteiligung zur Zehrung 1 fl. 20 Kr., während Kaplan, Schulmeister, Amtmann, die Zechpröpste und jene, „so sich mit Tischl und Fahnen tragen gebrauchen lassen“ 4fl. verbrauchten.
Das wäre so ein Querschnitt durch die Landpfarreien unserer Diözese im 18. Jahrhundert. Vergleichen wir zum Schlusse diese Verhältnisse mit denen der Abteien, so ist der erste Eindruck: „jene stehen weit hinter diesen“. Sie konnten nicht mittun, es fehlte das Geld, wie auch heute Klöster viel leichter Kirchen bauen als die Landgemeinden. Aber ganz spurlos war die neue Zeit doch nicht vorübergegangen. Das sagen uns die vielen Zwiebelkuppeln, die barocke Einrichtung, die leider die frühere wertvollere altgotische fast ganz vernichtet hatte. Leider wurde auch sie wieder im 19. Jahrhundert das Opfer eines Kunstrausches. In beiden Fällen haben die Herren Vorgänger gesündigt gegen die Pietät, denn wenn Deutschmanns Sachen, wenn Paramente ganz verschwinden, so ist das doch ein Schaden. Freilich bei 80 Prozent wurden nicht „Künstler“ beigezogen, sondern nur „Handwerker“. Darum der große Unterschied zwischen der Kunst in den Klosterkirchen und der in den Pfarrkirchen.
Wirtschaftlich meldet sich wohl ein Aufschwung an; das Material wird feiner und auch die Form. Das Handwerk, z.B. Wachszieher, Paramentenfabrikanten, Goldschmiede, ist im Erwachen begriffen. Wenn wir dann noch unsere Lage mit der der Vorgänger vergleichen, werden wir sagen müssen: beinahe beschleicht uns eine gewisse Wehmut. Wohl lebten jene einfacher, hatten weniger Arbeit, aber gerade darum lebten sie ruhiger und sicherer. Und wenn sie auch im Ökonomischen so befangen waren, dass sie auch in Predigten über Bienenzucht oder Bedüngung der Felder sprachen, so hatten sie doch ihre Kirchen lieb, sonst hätten sie nicht dieselben mit solcher Liebe ausgeschmückt. Sie waren gute Hirten einer ruhigen Herde.
Josef Wieslhuber wirkte von 1928 bis 1947 als Pfarrer in Aldersbach. Der beliebte Seelsorger war eine herausragende Persönlichkeit, unter ihm wurde auch die baufällige Friedhofskirche St. Peter umgestaltet und die Portenkapelle wieder als Gottesdienstraum genutzt. 1940 wurde er von der Gestapo verhaftet und verbrachte einige Zeit in einem Regensburger Gefängnis. Nach dem Krieg trat Wieslhuber als Pater Bonaventura in das Benediktinerkloster Niederalteich ein (Profess 1948), nachdem er mit 70 Jahren als Pfarrer von Aldersbach in Pension gegangen war. Im Jahr 1900 hatte der 1876 in Loha bei Altötting geborene Wieslhuber bereits als Kooperator in Niederalteich gewirkt und konnte dort 1950 sein 50-jähriges Priesterjubiläum feiern. Er starb am 14.04.1963 und wurde in der Gruft der Niederalteicher Basilika begraben.