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Tagebuchaufzeichnungen des Barockprälaten Engelbert Vischer von Aldersbach

von Robert Klugseder


Forschung Vischer Tagebuch

Abt Engelbert Vischer (reg. 1683-1705) stellt eine der herausragenden Persönlichkeiten unter den Aldersbacher Klostervorstehern dar. Vischer setzte sich mit dem Beginn der barocken Neubauten des Konvents ein bis heute bestehendes Denkmal. Seine Nachfolger führten diese bauliche Erneuerung fort und errichteten noch zu Lebzeiten Vischers die beachtenswerte Klosterkirche im barocken Stil. Der Prälat war jedoch auch ein erfolgreicher Ökonom, das Kloster konnte sich während seines Abbatiats wirtschaftlich von den Folgen des Dreißigjährigen Krieges erholen und so die finanziellen Mehrbelastungen, die durch die Türkenkriege und den Pfälzischen Erbfolgekrieg während der Regierung des Kurfürsten Maximilian II. Emanuel (reg. 1679-1726) entstanden, kompensieren. Mit Vischers Resignation im Jahr 1705 endete ein für lange Zeit sehr erfolgreiches, zuletzt aber auch umstrittenes Abbatiat. Die Auseinandersetzungen des Spanischen Erbfolgekriegs und die Besetzung Bayerns durch die Habsburger belasteten die letzten Regierungsjahre Vischers schwer und führten letztendlich zu seiner nicht freiwilligen Abdankung.

Die bisher von der Forschung nicht berücksichtigten tagebuchartigen Eintragungen Vischers in gedruckten Kalendarien der Jahre 1696, 1697 und 1700, die heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München (BayHStA) aufbewahrt werden, vermitteln einen Eindruck in das Gesellschaftsleben und das „Netzwerk“ eines niederbayerischen Prälaten am Vorabend der Auseinandersetzungen um die Regelung der spanischen Erbfolge. So sehr diese Zeit auch durch kriegerische Auseinandersetzungen und politische Verwerfungen geprägt war, lassen die Notizen Vischers nichts davon erahnen. Der Abt äußert sich weder zu allgemein politischen noch zu kirchenpolitischen Belangen der Zeit . Die Informationen, die man aus den Tagebucheintragungen gewinnen kann, haben für die überregionale Geschichtsforschung somit nur eine geringe Bedeutung. Interessanter sind viel mehr die Detailinformationen zum täglichen Leben eines Prälaten und zu seinem gesellschaftlichen Umfeld. So waren für Vischer vor allem seine Hofhaltung, die Klosterwirtschaft (Land-, Wein- und Fischwirtschaft, Brauerei) und seine Funktion als Visitator von größerer Bedeutung. Bemerkenswert sind zudem etliche Beschreibungen von herausragenden Wetter- und Naturereignissen.

Hier stehen erstmals eine vollständige Übertragung der Tage­buch­eintragungen für die Jahre 1697, 1697 und 1700 in moderne Schrift sowie eine (vorläufige) Übersicht der handelnden Personen zur Verfügung. Die Tagebücher lassen sich durchsuchen und auf verschiedene Arten sortieren.

Abt Vischer trug seine tagebuchartigen Notizen in gedruckte Kalender der Jahre 1696, 1697 und 1700 ein . Er schreibt überwiegend in deutscher Sprache und verwendet die Kurrentschrift, die teilweise sehr schwer zu lesen ist. Die „Schreib-Calender / Auff ein besondere Form und Weiß / allen Obrigkeiten / Kauff- und Handelsleuthen / auch männiglich zu täglichem Nutz also zugericht“ wurden bei Johann Jäcklin, kurfürstlicher Hofbuchdrucker und Buchhändler in München, hergestellt. In die Spalte mit den Tagesheiligen trug Vischer stichpunktartig das jeweilige Wetter am Morgen und am Abend ein.

Um die Tagebucheintragungen Vischers verstehen und einordnen zu können, ist eine Identifikation der relevanten Personen notwendig. In den drei Kalenderjahrgängen sind 2346 Nennungen von etwa 420 unterschiedlichen Personen enthalten, jedoch ist nur ein sehr geringer Teil davon ohne größeren Aufwand identifizierbar. Vischer verwendet in den meisten Fällen Funktionsbezeichnungen wie Richter, Gerichtsschreiber, Brauverwalter, Pfarrer von …, Prälat von … und keine eindeutigen Personennamen. Nach der Transkription der Eintragungen war somit der Versuch, möglichst viele der genannten Personen zu identifizieren, ein erster Arbeitsschritt.

Eine umfangreiche Studie zu den Tagebucheintragungen ist im Druck erschienen: Klugseder, Robert: Tagebuch­auf­zeichnungen des Barockprälaten Engelbert Vischer von Aldersbach, in: Passauer Jahrbuch 63 (2021) [Link siehe oben].