Auf Bitten der Seligenthaler Äbtissin Regina Hannamann (reg. 1665–1681) übersetzte der Aldersbacher Mönch, Gelehrte und spätere Abt von Gotteszell Bonifaz Hiltbrand (reg. 1658-1689) die von dem spanischen Zisterzienser Angèl Manrique verfasste Ordenschronik ins Deutsche. Den ersten Teil – das gesamte Werk umfasst fünf Bände – übersandte er 1672, den fünften am 27. April 1689, wenige Tage vor seinem Tod, nach Seligenthal, verbunden mit der Bitte, bei der Lesung der Annalen seiner zu gedenken. Das Werk wurde später vom Gotteszeller Abt Wilhelm Grafsturm im Druck herausgeben. Wie aus der Beschreibung von Aldersbach zu erkennen ist, ergänzte Hiltbrant die Chronik um weitere historische Details. Der zweite Band, der die hier wiedergegebene Kurzchronik beinhaltet, ist etwa in den Jahren 1672 bis 1676 entstanden.

Faksimiles des fünfbändigen Druckes stehen in der Sammlung von Digitalisaten zur Verfügung. Eine ausführliche Lebensbeschreibung des Autors ist unter den Aldersbacher Gelehrten zu finden.

Quelle: Bonifaz Hiltbrand: Annales Cistercienses, Das ist, Cisterciensische, Oder Vielmehr Jährliche Kirchen-Geschichte Von Erbauung Cisterz, wie dieser Heil. Marianische Orden seinen Anfang und Aufnahm genommen, und was sich von Anno Christi Geburth 1098 ... biß 1212 des bemeldten Ordens im 115. Jahr denckwürdiges begeben, Regensburg 1739–40, Bd. 2, 66-67).

Folgt in der Chronologie die Fundation des Closters Alderspachii, (b) (Alderpach) welches in Unter=Bayern eine Meilwegs von der Stadt Vilshoven in dem Passauerischen Bißthum lieget. Ehe die Zistercienser solches bekommen, war es ein Closter der Regulirten Chor=Herrn, dessen Stiffter gewesen der Heilige Bambergerische Bischoff Otho, wie aus folgendem Privilegio, welches er Alcuino, dem Probst allda, und seinem Convent ertheilet hat, abzunehmen: „Otho von Gottes Gnaden, Bambergerischer Bischoff, Alcuino, dem Probsten zu Alderspach, und einen Nachkömmlingen, so ihm ordentlicher Weis succediren zu ewigen Zeiten etc. Wir derohalben, allersüssester Bruder im Herrn, Alcuine, Probst, willfahren deinem und deiner Brüder billigem Begehren mit geneigtem Gemüth, und die Kirche, so wir an dem Ort, Alderpach genannt zu fundiren angefangen haben, dieselbige offeriren und schencken wir Gott und dem Fürsten der Apostel, dem Heiligen Petro, samt der Kirche und den Zehenden, die wir von der Paussauerischen Kirche rechtmäßiger Weise eingetauschet haben, samt einem dir aufgezeichneen Theil des Nord=Walds neben allen andern Gütern, die von den Christgläudigen diesem Ort geschenckt sind worden, oder noch hinführo geschenckt werden. Wir ordnen und befehlen, daß die Brüder nach der Regel des Heiligen Augustini gottseelig leben, und alldort zu ewigen Zeiten verbleiben, auch durch die Verdienst ihrer Vollkommenheit bey Gott unsere Unvollkommenheit ersetzen sollen etc. Dessen sind Zeugen unsere allerliebste Brüder, die Dom=Herrn unserer gröseren Bambergerischen Kirche, Eberhardus Probst, Egilbertus Dechant und Probst, Tiemo Probst, Kizelimus Probst, Curadus custos &c. Actum zu Bamberg Anno 1139.“ Es ist aber der Heil. Otho dieses Jahr in welchem er Alcuino solches Privilegium ertheilet, seelig verschieden. Vorhero aber, ehe die Canonici Regulares diesen Ort bekommen, muß schon allda ein Closter gewesen seyn, dann solches ist abzunehmen aus einem Privilegio, welches der Heilige Leopoldus, Marggraf in Oesterreich, diesem Ort ertheilet hat, in welchem er demselben schenket und nachlässet den Zinß und Gülden eines zu dem Closter Alderspach gehörigen Weingartens zu Crems; es ist aber dieser Heilige Marggraf Anno 1136. verschieden. Dahero findet und lieset man, daß die erste Stiffter des Closters Alderpach aller Muthmassung nach gewesen seyn Bernardus, und seine Söhn, Rupertus und Calochus, Grafen von Alderspach.

Die Canonici Regulares haben diesen Ort nicht lang behalten, sondern in kurzer Zeit solchen wiederum verlassen, vieleicht weilen ihnen die Einkommen gar zu schlecht gewesen, darauf ist dieses Closter dem Heiligen Bernardo und dem Cistercienser=Orden geschencket worden. Aus dem Closter Eberach in Francken sind die erste Mönch gewesen, so gemeldten Ort bewohnet, denen ward zu einem Abbt vorgesetzet Siffridus ein sonderbarer Eyfferer der regularischen Observanz; dieser hat 36. Jahr lobwürdig regiert, und ist Anno 1182. an dem Fest der unbefleckten Empfängnuß Maria verschieden. Anno 1224. hat diesem Closter Ludovicus, Hertzog in Bayern, die zu dem Schloß Freimering gehörige Zehenden geschencket; Otho, Hertzog in Bayern des vorigen Ludovici Sohn, schenckte auch Anno 1231. demselben die Zehenden in Deggendorff und Landau. Nachdem die Cistercienser das Closter Alderspach bekommen, haben sie auch die Patronos nach des Ordens Gebrauch verändert, dahero dann jetzunder desselben Patroni sind die glorwürdigste Himmels=Königin Maria, der Heilige Joannes, Täuffer, und die Heililge Ursula. Managoldius, Bischoff zu Passau, hat die Closter=Kirche geweyhet, das Jahr der Kirchweyhung ist nicht bekannt, weilen aber erstbenennter Bischoff dem Bißthum Passau von Anno 1206. biß auf das 1215. Jahr vorgestanden, so muß unter dieser Zeit nothwendig die Kirchweyhung vorbeygangen seyn.

Viel Päbst und Kayser haben dem Closter Alderspach schöne Privilegia ertheilet, aus den Päbsten Eugenius III. Clemens III. und Innocentius III. Aus den Kaysern und Fürsten, Fridericus, Philippus, und andere. Allda sind zu sehen die Begräbnuße Lucelmanni, eines Trecensischen Hertzogs, und seiner Ehegemahlin Beatricis, einer Gräfin von Gröningen, so um das Jahr des Herrn 1200 gelebt [Falschzuweisung, Begräbnisstätte ist das Kloster Alpirsbach im Schwarzwald] . Iem Conradi, eines FreyHerrn von Aist, so verschieden Anno 1204. und anderer. Im übrigen ist Alderspach jederzeit fast berühmt theils wegen der schönen regularischen Disciplin, theils wegen der vornehmen Reliquien, und einer stattlichen Bibliothec. Die Reliquien betreffend, siehet man allda einen Particul von dem Heiligen Creutz, item einen grossen Theil von unser lieben Frauen Hembd, einen Stockzahn des Heiligen Joannis Baptistæ, zwo Spindel von S. Ursulæ Arm, item wo Spindel oder Beine von unsers Ordens Heiligen Stiffter Roberto, item das Haupt des Heiligen Pabsts und Martyrers Urbani, neben etlichen Häuptern aus S. Urlulæ Gesellschafft und vielen andern Reliquien, welche sehr köstlich gefasset sind.

Die Bibliothec belangend, ist solche eine unter den vornehmsten, so in Bayern gefunden werden. Dieses Closter hat drey Töchter unter sich, nehmlich Fürstenfeld, Fürstenzell, und Gottszell, item ein Frauen=Closter, Seeligenthal genannt, von denen zu gebührender Zeit auch gehandelt solle werden. Es setzet zwar die Chronologie die Fundation dieses Closters auf das 1146. Jahr, aber wie bey dem Aventino und Hundio zu sehen, so ist diese Abbtey erst das folgende Jahr an den Orden kommen.