• Vorbemerkungen
  • Untersuchungsprotokoll
  • Quacksalberei Kößlarn

Untersuchungskommission, die sich "besonders mit den dasigen Religiosen P. Ama­deus Primbs, P. Marian Andlinger, P. Raimund Fränzl und P. Xaver Fischer" beschäftigte

Vorbemerkungen und Transkription von Robert Klugseder

Das „sehr anstössige und gefährliche“ Gedankengut des Aldersbacher Gelehrten P. Amadeus Primbs führte zu einer umfangreichen Untersuchung des kurfürstlichen Geistlichen Rates in Aldersbach. Primbs hatte seit 13.03.1793 die Professur für Logik, Metaphysik und Philosophie an der Universität Ingolstadt inne. Vor allem die Inhalte seiner Vorlesungen stießen auf Widerstand und führten bereits am 12.06.1794 wieder zu seiner Abberufung. Zudem wurde P. Amadeus eine Nähe zum Illuminatenorden vorgeworfen. Diese Anklagen waren Anlass für eine weitgehende Untersuchung des Geistlichen Rates. Die Kommissionsmitglieder befragten Abt Otto Doringer und einige Angehörige des Konvents. Ein weiterer Anlass für die Einsetzung der Kommission war eine Anzeige des Aldersbacher Mönches und damaligen Vikars der Klosterpfarrei Kößlarn P. Raimund Fränzl, der aus Sorge um den Verfall der Klosterdisziplin Abt Otto und weitere Mitbrüder anklagte. Doringer wurde unter anderem vorgeworfen, die Berufung von Primbs an die Lehrkanzel in Ingolstadt zugelassen zu haben, obwohl er wusste, dass sein Mitbruder ungeeignet war. Ein weiterer Kritikpunkt betraf die zahlreichen Mönchspriester, die als Seelsorger meist für längere Zeit in Klosterpfarreien tätig waren. Das Leben außerhalb der Klausur führte nicht selten zu einer Verweltlichung und dem Vergessen des Mönchsgelübdes. Konkret wurde mehreren Priestern vorgeworfen, Beziehungen zu Frauen eingegangen zu sein. Eine weitere Anklage betraf einen bereits einige Jahre zurückliegenden Fall von sexueller Nötigung. Ein junger Novize wurde nachts von einem Mitbruder zu ent­sprechenden Handlungen aufgefordert.

Viele der Vorwürfe, die von P. Raymund Fränzl vorgebracht worden waren, stellten sich als Verleumdungen heraus. Das Kloster hatte vor dem Eintreffen der Kommission auch keine Kenntnis von der Anzeige ihres Mitbruders und konnte sich dagegen erst im Nachhinein in einer schriftlichen Stellungnahme an den Geistlichen Rat verteidigen. Letztendlich empfahl die Kommission dem Kurfürsten zwar eine Zurechtweisung des Abtes, befahl die Beseitigung der Missstände, blieb im Gesamturteil jedoch milde und verzichtete auf eine weitergehende Bestrafung. Professor Primbs kehrte wieder in sein Heimatkloster zurück und übernahm entgegen der Kommissions­empfehlung wieder wichtige Ämter. Der „Verleumder“ wurde hingegen in die weit entfernte Klosterpfarrei March im Bayerischen Wald versetzt, dort ist er von 1795-1803 als Vikar nachweisbar. Bemerkenswert ist in diesem Zusammen­hang, dass P. Raimund als Pfarrvirkar von Kößlarn zuvor bereits wegen Quacksalberei angeklagt worden war. Der Vorgang geht aus einem Schreiben des Pfarrkirchener Arztes Keuner vom April 1794 hervor, der vom Abt eine Zurechtweisung Fränzls forderte. Vermutlich ist hier die Ursache für die weitgehend ungerecht­fertigten Anschuldigungen des Mönches gegen sein Heimatkloster zu finden.

Die Ausführungen der Kommission stellen als bemerkenswertes Zeitdokument eine wichtige Ergänzung der Tagebuch­aufzeichnungen von Abt Otto Doringer dar. Die Ereignisse der Untersuchung des Geistlichen Rates erwähnt Doringer mit keinem Wort, vielmehr prangert er vergleichare Missstände in anderen Klöstern an und macht den "Erneuerer und Zerstörer" Kaiser Joseph II. dafür verantwortlich. Durch das an den Kurfürsten adres­sierte Protokoll wird die durchaus objektive Arbeitsweise der Kommission deutlich. Die Tagebucheintragungen vermittelten eher den Eindruck, die kurfürstliche Administration betreibe bereits zu dieser Zeit vehement die Vorbereitung der Aufhebung des Klosters. Interessant sind zudem die Einblicke in das soziale Gefüge der Gemeinschaft, inkl. Anfeindungen und Verleumdungen. Die Problematik der „Verweltlichung“ der externen Seelsorger begleitete das Kloster über viele Jahrhunderte, bereits Wolfgang Marius spricht diese Heraus­forderung in seinen Annales an. Das Gerücht, wonach in Aldersbach um P. Amadeus Primbs eine (Freimaurer bzw. Illuminaten-) Geheimgesellschaft bestand, die sich in den Klosterkellern heimlich traf, konnte die Kommission weder widerlegen noch bestätigen.

Weitere Details zur Biographie von P. Amadeus Primbs stehen hier zur Verfügung.

Das 45-seitige Protokoll der Untersuchung und das Beschwerdeschreiben des Pfarrkirchener Arztes werden heute im Bayerischen Staatsarchiv in München aufbewahrt (Kurbayern Geheimer Rat Archivalien 311).

Durchleuchtigster Chürfurst, gnädigster Herr Herr.


Eure Churfürstliche Durchlaucht haben mitls gnädigsten Rescripts ddto. 23 Jänner gnädigst geruhet, uns gehorsamst unterzeichnete, in das Kloster Aldersprach abzuordnen, mit dem gnädigsten Auftrage, folgenden bey höchster Stelle gehorsamst angezeigten Beschwerden auf den Grund zu sehen, dann gehorsamsten Bericht pflichtmäßig zu erstatten.

Der erste, und Haupt-Punkt des uns gnädigst übertragenen Commissorii hat zum Gegenstand die Besetzung der philosophischen Kanzel auf der hohen Schule zu Ingolstadt mit dem P. Amade Primbs, der sichen zur Zeit als er noch zu Hause war, sehr aufsässige und gefährliche Grundsätze geäussert haben soll auch deßwegen beÿ seinem Obern die pflichtmüßig, und nicht ungegründet befundene Anzeige gemacht worden, deren aber ungehindert von ihm Prälaten, gedachter Primbs auf obig offengestandenen Lehrstuhl, als ein fähig, und untadelhafter Mann statt des bereits hiezu ernannten P. Gregor Vital, der sich seinem, des Obern Vorgeben gemüß, wider das sechste Geboth verfehlet hat, ganz freywillig, und ohne alle Einwendung in Vorschlag gebracht, auch nachhin sein unanständiges betragen, beweis der Original Beylage, mit dem unwahrhaften Vorwande beschöniget haben soll, als wenn selber den Primbhischen Beruf nach Ingolstadt, alles angewandten Bemuhens ungeachtet, nicht mehr habe verhindern können.

Gnädigster Herr Herr.

Es ist leider, keinem Zweifel mehr unterworfen, daß der P. Amadeus Primbs, nicht nur über die Ascetischen Bücher, die dem Ordensmanne den Weg zur größern Vollkommenheit bahnen, sich hinweggesetzt, sondern auch von den höchsten Geheimissen unserer seitigen Religion freye, und anstössige Ausdrücke verlohren habe.

Die mehresten Aussagen, die wir erhollet, stimmen hierinn überein. Als Titl. Abt läßt sich ad Interrog. 13. auf folgende Weise vernehmen: daß Professor Amadeus frey in seiner Deutungsart sey, könne er nicht in Abrede seyn; besonders sey ihm hinterbracht worden, daß selber de Mysterio SS. Trinitatis, de incarnatione, religionswidrige Reden geführt habe.

Gedachter Titl. Abt will auch sein, einmal über den P. Amade geäußertes Urtheil, formalia: für die Religion dieses Menschen möchte er keinen Kreuzer geben, nicht widersprechen, sondern nur mit dem Beÿsatz mildern, daß diese und dergleichen Ausdrücke in der religiosen Sprache mehrers nicht sagen wollen, als er ist ein lauer, leichtsinniger Religios. mum Ad Interrog. primum. bey der zweÿten Vernehmung.

P. Theobald, der Zeit Prior, interrog: 9. Von diesem Manne /: dem P. Amadeus müße er bekennen, daß er einer st?regen Denkungsart sey, in specie habe er die Klösterlichen, daß er dergleichen religionswidrige Sätze nur disputandi gratia aufgeworfen, daß das mysterium SS. Trinitatis rationibus philosophicis sich nicht beweisen lasse. Wenn aber nicht ohne Grund vermuthet werden kann, daß eröfteter P. Amade mit seinen gefährlichen Grundsätzen auf die zween junge Patres Caelestin und Otto, als dessen Discipeln gewirket haben soll, wie es auch dem Titl. Abt zu Ohren gekommen, Interrog. 14. wenn gedachter Titl. Abt selbst sein Mißtrauen in die Gesinnungen des P. Amade Primbs in Religions-Sachen dadurch an Tag gegeben hat, daß er von diesem das Glaubensbekenntniß mündlich sowohl, als schriftlich abzufodern für nöthig bestunden, Beylage ab Lit: B. so läßt sich mit soller Gewiesheit behaupten, daß P. Amade Primbs nicht blos aus Scherz, oder disputandi gratia dergleichen anstößige Reden geführt, sondern ein wirklich gefährlicher Religios sey, folglich war es ein, in jedem Betracht, gewagter Schritt, diesen Mann zu einem Lehramte an der hohen Schule zu Ingolstadt zu befördern.

Da wir den Charakter des P. Amade erleben, ist auch zugleich der mitunterflochtene Umstand berichtiget worden, nämlich, daß Titl. Abt vor den gefährlichen, und sehr anstößigen Grundsätzen des P. Amade ehevor schon, als er ihn zur philosophischen Kanzel nacher Ingolstadt in Vorschlag gebracht, hinlängliche Wissenschaft gehabt habe.

Wir stellten nun an selben die ganz natürliche Frage, wie, und mit welchem Gewissen konnte Titl. Abt einen Mann, seiner freyen Denkungsart Suspect, als Professor noch Ingolschadt in Vorschlage bringen?

Wir glauben am besten zu thun, wenn wir die eigenen Worte des Prälaten auf die vorgelegte Frage, so wie er sie ad Protocollum Interrog. 15. gab, niederschreiben. Hier sind sie: Titl. Abt gesteht es offenherzig, daß ihn die Beförderung dieses Mannes nacher Ingolstadt, äußerst schwer angekommen. Er unterließ auch nicht andern Vorschläge zu machen, und auch mit Titl. Prälaten von Neustift, über diesen Gegenstand zusprechen. Allein, da er niergends auslangte, auch sogar der Antrag geschah, mit Mendikanten die philosophisch Kanzel zu besetzen, so glaubte er doch besser zu handeln, und den Prälaten-Stand bey seiner Aestimation zu erhalten, votens nolens den eröffterten P. Amadeus anzulassen.

Übrigens /: fährt er bey der zweyten Vernehmung ad Interrog: 1. weiter fort :/ könne und müsse er beim Gewissen bezeugen, daß er alle Vorsorge angewendet, um diesen jungen Mann von alter Gefahr, und Ausschweifungen zu entfernen, wie er ihn dann nicht nur in der Abtey, sondern auch im Priorate in Gegenwart der P. P. Prior und Subprior seiner Leichtsinnigkeitwegen gestraffet, dann auch die Vakanz dieser wegen ihm entzogen.

Und um vollkommene Gewißheit seiner Kristkatholischen Denkensart zu erhalten, die Glaubensbekenntniß mündlich und schriftlich von ihm abgefodert, wie es die beylage Sub Lit: B. bezeuget, dann ihn der Aufsicht des P. Stephan Wiest, Professors Theologiae dogm. in Ingolstadt bestens empfohlen habe. Wir wollen mit unserm unm?ausgebigem Gutachten über das unvorsichtige Verfahren des Titl. Abten mit der Beförderung des P. Amade noch zurückehalten, und nur soviel indessen gehorsamst erinnern, daß, so böse Titl. Abt hierin gehandelt haben mag, so hat er doch gut gethan, daß er den P. Gregor Vital nicht angelassen.

Denn erstens geben die Coram Commissione in Originali vorgewiesene, und hier in copia beygelegte Briefe sub Numeris 1. 2. 3. 4 et 5. den Aufschluß, daß er anno 1783. mit seiner Köchinn zu March fleischlich sich vergangen. zweytens muste ihm erst neulich wieder der Umgang mit einer Weibsperson untersagt werden, und drittens ist dieser im Umgange mit andern, ein unverträglicher Mann, wie er dann weder zu Burghausen, noch zu Gotteszell, wo er als Lehrer angestellet war, mit Ehren davon gekommen. Hierinn kommen die Aussagen des Titl. Abtes ad Inter. 11. des P. Priors eben auch ad Inter. 11. des P. Roberts Senior, ad Inter: 5. überein. Da zum Verfalle der Religion sowohl, als der guten Sitten die dermal im Umlauf gehenden bösen Bücher, und gefährlichen Piecen ungemein vieles beytragen, so säumten wir uns nicht, diesem Übel nachzuspüren, und weil die bey höchster Stelle gemachten Anzeigen den Klosterrichter nammentlich angeben, durch den diese den jungen Leuten daselbst in die Hände gespielet werden solten, verfügten wir uns den nämlichen Nachmittag, an den wir zu Alderspach ankamen, in desselben Wohnung, durchsuchten mit möglichster Genauigkeit die Bücherschränken, konnten aber unter dem so zimmlich ansehnlichen Bücher-Vorrath nur zweÿ Suspecte, und gefährliche Stücke ausfindig machen; das erste sind die hinterlassenen historischen Werke Friederichs II. Königs in Preußen, und das zweÿte, eine kleine Piece politisch-philosophische Gespräche von Knoblauch, welches letztere Werkchen, zwar nur Oekonomie, und Philosophie zum Zwecke hat, hie und da aber der allgemeinen Vernunft zu vieles vor der Religion einräumt, auch der Französischen Revolution nicht abgeneigt scheint. Diese nahmen wir also zu uns.

Beÿ dem, mit gedachten Richter abgehaltenen Protocoll setzten wir ihm nun auch die Frage, wie daß er den jungen Patribus verdächtige Bücher in die Hände gespielet habe, Interog: 1. Diese zumuthung widersprach er standhaft, und foderte die Comission auf, alle Religiosen viritim über diesen Gegenstand zu vernehmen.

Wir müßen es diesem Manne zum Lobe nachsagen, daß wir nicht die mindeste Spur gefunden haben, wie dann der Richter als ein gut katholischer Christ, und sehr mäßiger Mann allgemein geachtet wird. Indessen schien uns der Gegenstand der gefährlichen Bücher zu wichtig, als daß wir es hiebey bewenden ließen. Wir foderten vielmehr eine nähere, und Specielere Aufklärung hierüber von dem Pfarrvikar zu Kößlarn. P. Raimund, der dann ad Interrog: 20. folgendes ad Protocollum gab. Beyläuftig vor 10. Jahren habe Klosterrichter ihm die zwey Bücher, betittelt: den Prozeß der 3. Könige, und den Horus gegeben. Er finde sich aber beim Gewissen verpflichtet, zu bekennen, daß er eben gemeldte 2. Bücher beim rechtschaffenen, und gelehrten Religiosen P. Peter Hartmann, damaligen Professo,r der erst neulich gestorben, liegen gesehen, dar ihm auch das Werk: Monachologie betittelt, gegeben. Da nun sowohl er Raimund, als auch P. Peter, der Klosterrichter als einen ordentlichen, und gut christlichen Mann schätzten, so mag es wohl mehr wahrscheinlich seyn, daß diese Bücher nicht aus der Hand des Klosterrichters ursprunglich, sondern aus der des seel. P. Peters gekommen sind, um so mehr, das P. Peter damals Professor, dergleichen Bücher mehrer sich angeschaffet, als in Specie: Saustin. Deponentis Absicht war, als er die Bemerkungen niederschrieb, nicht ex hoc puncto eine Klage zu stellen, sondern der Gefahr vorzubeugen, damit dergleichen Bücher wenn er Klosterrichter solche besitzen sollte, nicht in die Hände anderer Religiosen unvorsichtig gespielet werden. Der P. Prior dekt einen Weg auf, auf dem fahr wahrscheinlich manches böss Buch in die Klosterzelle sich eingeschlichen haben mag. Ad Interrog. 15.

Des Jahres kammen öfters fremde Buchhändler an, die ihre Waare im Kreuzgang ausgelegt, wo die jungen Religiosen manche anstößige Piece mit sich in die Zelle genommen, bis in die späte Nacht hineingelesen, und so erst den andern wohl auch dritten Tag wieder zurückgestellet, da dann natürlich manches Gift in den jungen Herren zurückgeblieben. So bald er aber Prior geworden, habe er diese Gefahr volle Gelegenheit abgeschnitten, und seither glaube er nicht, daß mehr ein verbothenes Buch ins Kloster gekommen.

Ein tödtlicher Stoß wird einer geistlichen Gemeinde dadurch versetzet, wenn Männer von Stolz und andern Leydenschaften eingenommen, alle ihre Geisteskräfte aufbiethen, ein sich zu den ansehnlichern, und zuträglichern Stellen zu erschwingen, deren, die mit ihnen halten, gut sind, die übrigen, die ihrem Hochmuth und Eigenliebe sich widersetzen, necken, verfolgen. Wo dieses Übel, der FactionsGeist einmal über Hand genommen, da ist es freylich um die Klösterliche Ruhe, und Ordnung geschehen. Diesen Satan wollen die bey höchster Stelle gehorsamst eingereichten Anzeigen zu Alderspach bemerken, und geben die beyden Patres Balduin und Benedict als Chefs an, die bey letzter Vacatur zween mächtige Mitwerber um die Inful waren. Allein, bey genauer Untersuchung zeigte sich keine Spur von diesem Vorgeben. Bey dermaliger Tage, wie die Dinge itzt stehen, verliehet sich alle Wahrscheinlichkeit dieser Behauptung: P. Benedict ist auf dem Wahlfahrtsorte Sammerey, als Administrator angestellet, und hat wegen dem Verdacht, den er sich durch den Umgang mit einer Weibsperson zugezogen, von den meisten wenig Achtung.

Videantur Vernehmung des P. Priors ad Interrog. 17. P. Robert, Senior, ad Interrog. 6. Der P. Balduin aber, dermaliger Beichtvater im Seligenthall, wird als ein frommer, gelehrter, und bescheidener Religios allgemein geachtet, P.Raimund selbst stimmt hier mit ein.

Die Anzeigen wollen zwar behaupten, daß dieser letztere, der P. Balduin, besonders durch P. Stephan Wiest, und den P. Emanuel Annthaller wirkte. Hierüber lassen sich aber keine Beweise aufbringen. P. Stephan lehret die Dogmatik zu Ingolstadt, und der P. Emanuel hat das Lob, als ein friedliebender Mann, der sich einzig nur mit seinem Kastenante beschäftigt, das er auch mit vieler Geschicklichkeit, und Erfahrung verwaltet. Wie man dann dem Tit. Abbten, nach saget, daß er in der Wahl der Officialen sehr glücklich sey, auch der Wohlstand des Klosters hievon bürget. P. Prior Interrog. 20.

Die erstatteten Anzeigen llagen ferner, über den Verfall der guten Sitten, und der klösterlichen Disziplin. Diese Klage ist auch nicht ganz ohne, und wird vorzüglich durch die Exposituren veranlasset, derer gegenwärtiges Kloster dermal in allem 26. zählet, worunter 3. Professoren zu Burghausen, 2 zu Ingolstadt, und eben daselbst. 2. Studentes sind.

Der P. Malchias ausgenommen, der nie einen Fuß aus dem Kloster gesetzt, und über den die Obern stets gewachet, so ist es beynahe mit allen, die oder mit einer Weibsperson sich vergangen, oder wenigst fus?sert gemacht, außer den Klostermauern geschehen, und so realisieren diese Patres den denkwürdigen Spruch ihres heiligen Stifters: Monachus in Claustro cadit rarius, Surgit velocius, vivit tutius.

P. Benedikt hat sich grossen Verdacht in puncto Sexti zugezogen zu Rotthallmünster, als Pfarrer. P. Gregor Vital hat sich verfehlet, als Pfarrer zu March.

Eben so soll P. Marian Andlinger 2, oder 3. Weibspersonen, während als er exponirt war, ad Lasciviam gereitzt haben. Die erste soll die Marktschreiberin zu Köstlarn seyn, und heißt Juliana Bayerinn, die zwote Anna Maria N. dermal Baaderinn zu Afham, der Pfarr Karpfham, und die dritte dermalige Bürgerdienerinn zu Griesbach. Alle drey sollen dazumal noch im ledigen Stande gelebt haben, und stehen unter dem Gerichte Griesbach. Der Anzeiger, P. Raimund, erinnert hiebey, daß, weil P. Marian in enger Freundschaft mit Titl. Baron von Gugler stehet, die Vernehmung dieser 3. Personen, einem benachbarten Gerichts, Z. B. Julbach, übertragen werden möchte. Interrog. 15.

Unter die Zahl der verdächtigen Religiosen sind auch aufgenommen, die P. P. Moriz Wild, Joh. Baptist, Leopold und Karl Glas. Diese Bemerkungen erkennet P. Raimund nicht für die seinen, sondern glaubt, sie seyen aus der Feder des P. Xaver Fischer geflossen.

P. Xaver Fischer aber ist wahrlich nicht der Mann, dem man einen Glauben zumessen kann, denn sein Charaster ist der schlechteste, wie wirs unten gehorsamst bemerken werden.

Ehevor wir von den Exposituren uns lassen, müssen Wir noch einen Mangel rügen, der verbessert werden soll. Er bestehet in dem, daß die Leute zu lange vom Kloster entfernt auf den Pfarreyen sitzen bleiben, da dann natürlicherweise der klösterliche Geist nach und nach erkaltet.

Titl. Abt, den wir bey der zweyten Vernehmung hierüber zur Verantwortung zogen, Inter. 5. sieht es ein, entschuldigte sich aber damit, daß er aus Mangel tauglicher Subjecten hiezu genöthigt sey. Ferner läßt er herkommen, daß er den fehlern, die sich besonders zur Vakanzzeit in die Pfarrhöfe eingeschlichen, als das ungebührliche Tanzen von den daselbst Vakanz machenden Religiosen, sobald er davon Nachricht erhalten, so gleich vorgebeuget, und den Pfarrvikarien mit der unabänderlichen Amovierung gedrohet, so ferne sie noch einmal so was gestatten sollten. Was die Beschwerde gegen P. Valerius, der selten Predigt, und Christenlehre halten soll, und schon über 30. Jahre exponiert ist, betrift, antwortete Titl. Abt, daß er hierüber sich erkundigt, und einige Pfarrkinder vernommen, die die Anklage verneinten, so habe auch der Rural-Dechant, dessen vorzügliche Pflicht es wäre, ein eine Anzeige gemacht. Übrigens sey er entschlossen, diesen Mann ins Kloster zurück zu rufen.

So wenig man in dem Kloster Alderspach dem Factions-Geist auf die Spur kommen konnte, eben so wenig hat sich auch die Vermuthung von den in der Kellerey daselbst gehalten sein sollenden Klubs bestättiget. In die Anzeigen den P. Florian Prinkart als ein Mitglied der geheimen Gesellschaft angaben, der aber vor einer Zeit ausgetretten sey, so glaubten wir an diesem den Mann zu haben, der uns die nähesten Aufschlüsse hievon mittheilen wurde. Allein, wir betrogen uns. Dieser noch sehr junge Priester, dem man es ansieht, daß er ein wahrer Israelit ohne Betrug, weinte über unsern Zudringlichkeit, er betheuerte bey seinem Gewissen, daß es ihm, wenn er auch wollte, ohne Vorwissen der Obern, nicht einmal möglich wäre in die Kellerey extra Clausuram, nächtlicher Weile zu tretten. Sein Umgang mit Amades Caelestin und Otto sey kein anderer, als wie es im Kloster, bruderliche Liebe, Pflicht und Ordnung erfodert. Videatur Vernehmung des P. Florian.

P. Bertrand giebt hierüber folgendes ad Protocollum interr. 22. P. Amade sey öfters in die Kellerey hinaus gekommen, wie dann Titl. Abt ihn ein paarmal soll aus, und ins Kloster eingeschaft haben. Was den P. Amade hinausgelockt haben müsse, könne er nicht sagen: so viel sey ihm bewust, daß er öfters ein Frühstück, meistens in einer Milchsuppe bestehend, sich habe richten lassen.

Ihrer Wichtigkeit halber, dürfen wir auch die Beschwerde nicht umgehen, die über die Verletzung der, den Fürsten, und Souvrainen schuldige Ehre und Hochachtung klaget.

Die nächste Aufklärung über diesen Punkt giebt die Vernehmung des blinden, und alten P. Roberts. Inter. 8.

Dieser gute Alte soll sehr für Oesterreich eingenommen seyn, wie er dann aus den Zeitungen nur den Artikel Wien, von allen übrigen Neuigkeiten nichts wissen wolle. Als nun dessen Praedilection für das erzherzogliche Haus, den übrigen Religiosen bekannt ist, so haben freylich, besonders die jüngern ihn zum Guten, und lesen unterm Artikel Wien Sachen vor, die nicht gedruckt da stehen, worüber er in Eifer gebracht wird. Vernehmung des P. Bertrand Inter. 18.

Diese Beschuldigung fiel vorzüglich auf den P. Marian, wir constituirten ihn auch Inter: 4to. et 5to.

Allein, er entschuldigte sich, und suchte diese delicate Zumuthung von sich damit abzulehnen, daß er, da er in Wien war, nicht ohne Schmerzen Reden gehört habe, die der Ehre, und dem höchsten Ansehen kayserlicher Majestät nahe giengen. Nun wisse er nicht, ob ers Dumm- oder Bosheit nennen müsse, wenn man ihm dergleichen Reden, die er zu Hause blos narrative vorgebracht, als ihm eigen zuschreiben wolle.

Endlich bey der zweyten vor einer Commission gehorsamst angebrachten Erinnerung, bemühet P. Marian die gegen ihn geführte Klage, mit dem schlechten Charakter seines Klägers, der kein anderer seyn könne, als sein dermaliger Kaplan, P. Xaver Fischer, zu entkräften.

Wir haben oben den Leymuth des P. Xaver Fischer berührt. Wir wollen nun auch die Beweise unserer Behauptung Euer Kurfürstlichen durchlaucht gehorsamst vorlegen.

Schon als Frater hat diesen leichtsinnigen Menschen der Freyheits-Schwindel dergestalten angewandelt, daß er diesen nicht nur sein eigenes, sondern das Wohl aller Klöster in Bayern, aufzuopfern, keinen Anstand nahm. Hievon zeuget, das original Schreiben, welches uns Titl. Abt vorlegte, und wo von wir eine Abschrift nahmen, Lit. C.

Zweytens ist aus dem mit Dr. Sebastian Summer, damals Novitzen, anno 1788 abgehaltenen Protokoll zu ersehen, daß gedachter P. Xaver diesem das religiöse Leben auszureden, sich alle Mühe gab. Dann um 12. Uhr Mitternachts, wider alle klösterliche Zucht und Ordnung, auf dessen Zelle gekommen, und ihn ad turpia sollicitirt hat. Sub Lit. D.

Drittens hat Titl. Abt Beweise in Handen, die er auch uns vorlegte, daß dieser Religiose unverschämt genug war, während seines Sakristan-Amtes, verschiedene Sachen, als ein Stück Silber a 11. Loth, dann einen goldenen Ring, mit einem kleinen Diamant besetzt, wie auch Perlen zu entfremden. Vid. Vernehmung des Titl. Abtes ad Inter. 9. P. Prior ad Inter: 10.

Viertens, ist selb er eines sehr unbiegsamen Kopfes, der nicht nur dem P. Prior den Gehorsam versagte, sondern auch Titl. Abten als er diesen hierüber gebührend zur Verantwortung ziehen wollte, nicht erschienen. Ad Interr. 10.

Fünftens hat er sich auch des andern Geschlechtes halb er verdächtig gemacht, wie P. Peter Hartmann seel. Pfarrer zu Rotthallmünster, eine Magd seiner wegenend aus lassen müste. Interr. 9. Eines diesem ganz entgegen gesetzten Charakters ist P. Raimund Fränzl, Pfarrvikar zu Kößlarn. Alle Aussagen geben ihm das Lob eines rechtschaffenen Religiosen. Um so auffallender müste uns der Antrag dieses Religiosen vorkommen, den er uns machte, und der in nichts Geringern, als in der gänzlichen Entlassung, und völligen Befreyung von seinem klösterlichen Bande bestund. Umsonst stellten wir ihm die nachtheilige Folgen vor, und die Beschwernisse, die er zu überwinden hätte. Wir versicherten ihn des gnädigsten Schutzes, und daß ihm für den Fall, wenn ihm seiner erstatteten Anzeigen halber etwas Nachtheiliges aufstossen sollte der Recurs ad Serenissimum offen stehe. Er beschwerte sich über Verfolgungen, die er wirklich schon empfinden mußte, und die in folgenden bestehen:

Erstens: In verwichener Vakanz haben des P. Amade zween Discipeln sich nicht einmal gewürdiget, mit ihm zu reden.

Zweytens wurde ihm vom P. Leopold im Chor ein Zettelchen hingeschoben, auf dem seine gutgemeinte Anzeige eine Fourberie gescholten wurde, und

drittens sey Titl. Abt ihm, als er von Commissionswegen vorgerufen worden, hart begegnet.

Wir wollen es eben nicht widersprechen, daß Titl. Abt dem P. Raimund einige bittere Vorwürfe gemacht habe, die diesem der Schmerz abgedrungen haben mag, von einer Drohung aber ist kein Wort enthalten. Ad Interr. 22. und so etwas dächten wir, sollte doch ein Religios sich gefallen lassen.

Den 17 Hornung, da wir bereits in München wieder angekommen, wurde uns von Titl. Abbten ein Schreiben sammt einen Attestatum nachgeschicket, das wir Sub lit. F. gehorsamst beÿlegen, und von den unlautern Absichten des gedachten P. Raimund Fränzl zeuget, die eben dahin zielen, wie sein des P. Xavers, seinem Freyheits Hang das Koster Preis zu geben.

Wir getraueten mit unserm Urtheile von diesem Manne nicht vorzugreifen, obschon dessen Absicht nicht wenig uns verdächtig schien, und zwar aus folgenden Gründen: Primo Hat er Sachen aufgewärmet, die schon vor 20. Jahren sich ereignet haben, als von den zweien Conventualen Emanuel und Stephan, die auf ihrer Heimreise von Ingolstadt, den damals im Seligenthall exponirten P. Ambros, und itzigen Subprior heimgesuchet, und über das Buch des Thomas von Kempis gespasset haben. Vid. Vernehmung des P. Subprions ad Interr. 9.

Secundo Sucht er Verdacht zu erwecken, von dem man nach allmöglicher Untersuchung keine Spur finden kann, als vom Factions-Geist, von gehaltenen Klubs, von Lesung gefährlicher Bücher tempore medidationis.

Tertio Klagt er über Verfolgungen, und Bedrückungen, unter denen er, und namentl. die P. P. Edmund und Bertrand dulden, welches doch beyde letztere vernemen. Quarto Behauptet er Dinge, wovon gerade das Gegentheil sich bewiesen hat, als, daß der von Titl. Abten als Professor angestellte P. Englbert nicht einmal pro Cura adprobirt sey worden etc. Zweyte Vernehmung des Titl. Abtes ad Interr. 3. Ferner über die Dienerschaft. Vernehmung des P. Priors ad Interr. 22. Item des P. Novitzenmeisters ad Intern. 6. Quinto. Hat er dinge in den Anzeigen übertrieben, als die Objectio contra infallibilitatem Ecclesiae, von einem Religiosen zur Zeit, da eben Disputatio publica Super hac materia war. Vernehmung des P. Subpriors ad Interrog. 8.

Sexto Zeigt er seine ganze Blöße bey der Schilderung seines Obern, mit dem doch beynahe alle untergebenen Religiosen zufrieden sind, und das Zeugniß eines frommen Religiosen ihm geben, dem Nichts, als daß er zu gut, auszustellen, den aber P. Raimund besonders lieblos mitnimmt etc. Primo Über die Pflegung der Kranken: Alle Aussagen kommen überein, daß Titl. Abten, wenn einige fehler unterlaufen, keine Schuld zu Last könne gelegt werden, welches auch er P. Raimund bey seiner Vernehmung zeuget ad Interr. 8.

Secundo, daß gedachter Abt seinen Religiosen die absolute nothwendigen Dinge entziehe. Ein offenbar falsches Vorgeben.

Alle behaupten, daß jedem Religiosen zweymal des Jahres, im Frühling und Herbste, erlaubt seÿ, seine Bedürfnisse zu begehren, die er auch erhält.

Tertio: daß der alte P. Robert schon über ein Jahr seinen Besuch vom Titl. Abten bekommen, ad Intern: 50., dann daß er ihm seine 2. guten Habite habe nehmen lassen, welches in so weit wahr ist, daß, da die Professoren um neue Kleider an standen, und wirklich keine vorhanden waren, eröfteter Abt diesen die des P. Roberts reichen, selben aber 2. andern nun verfertigen ließ, von denen er einen eben, da wir auf seiner Zelte erschienen, am Leibe ganz sauber trug. Wie man überhaupts bekennen muß, daß die Reinlichkeit in diesem Kloster zu Hause sey.

Dann hat P. Raimund den Verdacht gegen sich nicht wenig dadurch vermehret daß er unter so vielen Mitbrüdern gerade mit dem P. Xaver Fischer, dessen böse Absichten nur zu offen bar sind, gemeinsame Sache gemacht. Da wir diese Dinge rügen, ist unsere Absicht keineswegs, gedachtem P. Raimund allen Glauben, und Kredit zu benehmen, wir wollten, nur darthun, daß das von dem Pfarrvikar zu Münchham P. Beda Pruggmahler Ord. S. Benedicti, dem Titl. Abten zu Aldersprach ausgestellte und von diesem ad Commissionem nachgesendet Attestatum einen hohen Grad von Wahrheit durch unsere gehorsamst gemachte Bemerkungen erhalten.

Wie müssen bekennen, und die Aussagen bestättigen es, daß der nacher Ingolstadt versetzte P. Amade ein gefährlicher Mann, secundo daß dessen verdächtige Gesinnungen in Religions-Sachen dem Titl. Abbte nicht unbekannt, folglich dieser bey Besetzung eines öffentlichen Lehrstuhles auf einer hohen Schule mit gemeltem Religiosen strafbar gehandelt.

Tertio Hat sich ein wichtiger Fehler in dem Kloster quaest. in Hinsicht der Exposituren geoffenbaret, indem meistens solche Leute exponirt sind, die theils mit dem andern Gesetzlichte sich wirklich vergangen, theils grossen Verdacht sich zugezogen, wodurch nicht nur der klösterlichen Disciplin grosser Schaden zugehet, sondern selbst die Seelsorge nothwendiger Weise leiden muß. Wir sind demnach der unzielsetzlichen Meinung, Primo:

An Titl. Abten den gemäßensten Befehl gnädigst zu erlassen, gemelten P. Amadeus Primbs entweder sogleich, oder whenigstens am Ende des gegenwärtigen Schuljahres, wenn es die Umstände itzt nicht gestatten sollten, abzurüsten, dann ihn von allen Aemtern, besonders von der Klösterlichen Professur, und auch den Exepositiren so lange zu entfernen, bis er nicht überzeugende Beweise des wahren Katholicisiums gegeben.

Secundo soll Titl. Abbten der Auftrag geschehen, daß die Expositi gemäß ihrer eigenen Constitution nicht länger, dann 6. Jahre auf den Pfarreyen gelassen werden. Ferner soll gedachter Titl. Abbt in Besetzung der Pfarreyen möglichst Sorge tragen, daß diese nur solchen Religiosen, von derer Frömig- und Fähigkeit zur Seelsorge er hinlängliche Proben hat, anvertrauet werden.

Die P. P. Valerius, Gregor Vital, Xaver Fischer soll er ohne weiters in das Kloster zuruckerufen. Das Nämliche soll auch mit dem P. Marian Andlinger, dermal Pfarrvikar zu Rotthallmünster geschehen, wenn die oben angezeigten Beschuldigungen gegen ihn ergrobet sind, die wir wegen der weiten Entfernung nicht erheben konnten. 3. Soll Titl. Abt vorzüglich wachen, daß das unanständige, und ärgerliche tanzen, und Umgang mit dem andern Geschlechte zur Vakanz-Zeit auf den Pfarrhöfen unterbleibe.

Dieser Mißbrauch muß nicht erst itzt, sondern von längerer Zeit daselbst schon eingeschlichen seyn, wie es die Aussagen des Seniors, P. Roberts nicht undeutlich zu erkennen geben. Es verdient auch nicht übergangen zu werden, was dieser alte Religios ad Protocollum bittlich hat kommen lassen, nämlich, daß der gnädigste Befehl, wodurch dergleichen Ausschweifungen vorgebeuget wird, im Konventöfters im Jahre abgelesen werde, welches thunlich vor der Vakanz geschehen könnte.

Quarto. Da die Protokolle in Specie von dem neulich verstorbenen P. Peter zeigen, daß hie und da gefährliche Bücher in das Kloster gekommen, soll Titl. Abbt öfters, und fleißiger, als es bisher geschehen die Bücherschränke seiner untergebenen Religiosen, mit Beyziehung eines der ausländischen Sprachen Kundigen und rechtschaffenen Religiosen durchsuchen.

Was endlich der Titl. Abbt selbst belanget, wollen wir nicht in Abrede seyn, daß er mit Beförderung des Primbs zur philosophischen Kanzel um so mehr pflichtwidrig gehandelt, als er qua Mitglied des hohen SchulDirektoriums die sonderheitliche Verbindlichkeit über sich genommen, alle Gefahr und Schaden, die der studierenden Jugend wie immer zugehen kann, bestmöglichst zu verhüten. Diese aufhabende Pflicht hat der sonst lobwürdige Abbt gefühlet.

Er hatte Muth, den Ruf eines an Sitten verdorbenen Menschen zu einem öffentlichen Lehramte zu hindern: Verfiel aber in die Schwachtheit, dem Prälaten Stunde zu liebe, um diesen bey seiner Aestimation zu verhalten, einen andern gefährlichen Mann aufzustellen, weil er sich beredete, durch Abfoderung des öffentlichen Glaubens bekenntnisses der Gefahr vorgebengt zu haben. Wir wollen den Titl. Abbten nicht entschuldigen, nur halten wir dafür, daß er die Strafe, die ihm die gwane Denuntianten sehr wahrscheinlich zugedacht haben, nicht verdienet.

Nach unserm mindesten Ermässen könnte dem Titl. Abbte sein Verfahren für dießmal geahndet, und scharf verwiesen werden, mit dem weitern gnädigsten Auftrage, den zween Anzeigern, die selbst sich itzt geoffenbaret, ihr es Unternehmens halber, im mindesten, was vergelten zu lassen. Im Gegentheile auch gedachte zween Patres Raimund und Xaver zur Ehrfurcht und Gehorsam gegen ihren Obern um so mehr nachdrücksamst anzuweisen, als selbe durch ihre Hieherreise, ohne dem Abte die mindeste Anzeige zu machen, wie es dieser in seinem ad Comissionem nachgeschickten Schreiben, billig klaget, Subordmationswidrig gehandelt haben.

Wir stellen übrigens alles der höchsten Einsicht und Entschlüssung Euer Churfürstlichen Durchleucht heim, und geben weder in Einem, noch andern die mindeste Maas, sondern empfehlen uns nebst Anlegung der Protokolle, der bey dem Klosterrichter ad Commissionem mitgenommenen Bücher, dann dem Verzeichniße der erlassenen Kosten, und Diäten, wenn Eure Churfürstliche Durchlaucht diese gnädigst begnehmigen sollten, zu immer währenden höchsten Hulden und Gnaden unterthänigst gehorsamst.

Euer Churfürstlichen Durchlaucht unterthänigst gehorsamste
Joseph Klein Höchstdero geistliche Rathsherrn.
Franz Xaver von Pettenkofer Höchstdero Hof- und geistl. Rath.

Wohllobliches Stifft und Kloster Aldersbach.


Es wird mir nicht verübelt werden, wenn ich den Pater Raymund Fränzl dortigen Religiosen, und dermaligen Pfarrvikar zu Köstlarn wegen seinen medizinischen Quacksalbereyen zu überschreiben gedrungen bin. Meine Pflichten, die ich hierorts als Medicus trage, fodern dieß von mir. Der Pater Raymund Fränzl hat des Bachmayrbauers in Tattenbach Sohn in seiner Krankheit so genannt medizinischen Rath, und Ordination ertheilt mit dem Vermelden, daß er dieses nur gebrauchen, und seine Besserung sicher erwarten solle. Auf diese Versicherung ist des Bachmayrs Sohn wirklich dahin gestorben, so zwar daß er die heiligen Sterbsakramente kaum mehr empfangen konnte.

Gleichergestalten hat der Pater Raymund Fränzl dem Mathias Engleder einem Tagwerkers Sohn, und dem Georg Mehlhard einem Spielmann, beiden von Pirnbach, Medikamente verschrieben. Weiters hat der Pater Raymund Fränzl dem von der Zimmermannin von Pirnbach Namens Moserin ihme zugeschickten Urin besichtiget, und aus diesem weisgesagt, daß die gemeldte Zimmermannin schon eine übertragne Persohn sey, und schon Baxiert, und Adergelassen habe, sie also nur zu den Bader gehen, und das von ihme Pater Raymund Vorgeschriebene gebrauchen solle.

Es könnten zwar den Duzend nach dergleichen medizinische Ordinationen von mir noch angeführt werden, ich will solche aber um weitschichtiges Schreiben zu vermeiden nicht mehr anführen. Genug ist es, daß es fama publicum sagt, daß Pater Raymund ein bekannter Quacksalber ist. Da nun dieses Pater Raymund Fräntzlische Verfahren schnur gerad wieder die in Sachen erfolgt gnädigste Genralien laufet, und solch ein Quacksalberey einen Religiosen Priester, und Pfarrvikar, der andere Leüte hievon abreden, und zu den ordentlich aufgestellten Arzten anweisen sollte, wenig Ehre macht, so habe ich hiemit eim Wohllobl. Stift, und Kloster Aldersbach geziemends ersuchen wollen, den Peter Raymund Fränzl diese seine treibende Quacksalberey sogleich geschärfest inhibiren, und nicht Veranlassen zu wollen, daß ich dieses nach meinen Pflichten gehörig höchsten Orten vorzustellen gemüßiget werde, womit ich mich ganz gehorsamst empfehlen.

Pfarrkirchen den 3ten Aprill 1794.
Eines wohlloblichen Stifts und Klosters Aldersbach Gehorsamster Diener
Doctor Keuner manu propria