2. Maii, 1706.
Dem Allerdurchleichtigisten Großmechtigisten unnd
Unyberwindlichisten Fürsten, unnd Herrn Herrn
Josepho, dem Ersten dises Namens erwöhlten Römischen
Kayser, zu allen Zeiten mehreren des Reichs in Ger-
manien, zu Hungarn, Böhamb, Dalmatien,
Croatien, und Sclavonien König Ertzherzogen zu
Öessterreich unnd Burgundt etc. Unnsern Allergene-
digisten Herrn Herrn.




Bittschreiben an Kaiser Joseph I. um Anerkennung der im März 1706 im Kloster Stams erfolgten Abt-Benediction von Theobald I. Grad und Schutz für das Kloster. Vorgeschichte: Nach der Resignation von Engelbert Vischer wurde Theobald Grad am 21.10.1705, also kurz vor dem Ausbrechen der bayerischen Volkserhebung, zum Abt von Aldersbach erwählt. Die darauf folgende und rechtlich notwendige Benediction durch den Generalvikar der oberdeutschen Zisterzienserkongregation, Abt Stephan I. Jung von Salem, erhielt Grad im weit entfernten Stams in Tirol. Das Kloster versuchte in diesen kriegerischen Zeiten möglichst rasch Rechtssicherheit zu erlangen. Grad reiste jedoch ohne die Einwilligung des Geistlichen Rates in München nach Tirol, was zu ernsthaften Problemen führte und den Konvent von Aldersbach dazu nötigte, Kaiser Joseph I. um seinen Schutz zu bitten.

Quelle: BayHStA KAAA 58 (vormals KAA 506).




Allerdurchleichtigister, Allergenedigister Khayser etc.

Seiner Kayserlichen Mayestett solten wür kheinesweegs bergen, sondern undterthenigsten bericht ertheillen, was gestalten der von unnß nechsthin Neuerwehlter Vorsteher unnd Herr Prelat im verwichenen Monath Martio, uf gethanen gehligen beruef Unnsers Ordens durch Ober Teütschland Generals Vicarii unnd Herrn Abbtens zu Salmenschweil, mit aintzigem Socio, unnsern P. Prior, nach Stambs in Tyrol zwar eine Reiß, bloß aber unnd alleinig umb aldort die Benediction, oder Usum Mitrae zuerhalten vorgenommen; wie dan gedacht unnser Herr Abbt, ohne das ichtwas anders wenigistes abgehandlet, nach solchem Benedictions Act gantz eilents, und ohn all Zeit-Versaumbnus den ruckhweeg genommen. Es ist aber sothane Reis ohne in dero Khayserlich Mayestettlichen Geistlichen Rath gethonnen Gericht, optima fide geschehen; eines Theils zwar, aldieweilen wür hierinfahls einigen Verbotts mündestes wissen oder Khundtschafft nit hatten; anderten theils aber, weilen Er Unnser Herr Vorsteher von benant Hochloblichen Geistlichen Rath in Spiritualibus saltem vor solchen erkhant worden, sothanes Negotium aber, oder Susceptio Infulae als ein zur Geistlicher Character bloß zur Geistlicher function gherig und ordinirt seye. Zu deme, weilen Herr Prelat bey gantz gehebter Raiß uß dero Khayserlich Mayestettliche Erbrecht zuestehenden Landen einigen Fueß nit gesetzt. Solte man aber hierinnen dergleichen Generalien oder gebotten einiges Wissen gehabt haben, wurde man auch freylich umb gehorsambste insinuation fruhezeitig einzeschickhen, gedacht gewesen sein. Solten aber nicht münder Seiner Khayserlichen Mayestett zur undterthenigster Nachricht beyfiegen, wie das gleich nach dem Strittigen Elections Act unnser P. Prior nach gedachtem Salmenschweil abgeordnet worden, umb selbigen orths Herrn Abbten unnd des Elections Act Praesidem mit villen bitten dahin zuvermögen, er mechte doch in puncto differentiae, und in sothaner weit außsehender Strittsach ainstens ein endtschafft machen.

So aber nit allein ohn all guet verrichtung, sondern zum ybermaß mit vill bitteren worten, und antrohungen gantz trostloß abgewisen worden; das wür volgsamb der Undterthenigsten zuversticht leben, Seine Khayserliche Mayestett werden nach dero Ihnen angebohrnen Clemenz sowol unsern Herrn Vorsteher und Prelaten, als unß mündeste Conventualn, tanquam manifeste innocentes, keines weegs in hoc puncto differentiae straffwürdig schetzen, sondern als von sonsten insovil eissersten Troublen lebende zu seiner Khayserlichen Mayestett Allergnedigsten Adler-Schutz Clementissime gelangen lassen. Wohin wür unnß dan alle aller undterthenigst, wollen empfolchen haben.

Closter Alderspach den 2. Maii 1706.

Seiner Khayserlichen Mayestett Aller undterthenigste, Allerdüemütigste.