Kloster Aldersbach: Geschichte und Forschung

zusammengestellt von Robert Klugseder (Stand: 15.05.2022)

Über die Anfänge des Ortes Aldersbach lassen sich in der Klostertradition verschiedene Erzählungen finden. Sicher ist allerdings, dass die Siedlung bereits lange Zeit vor Gründung des Zisterzienserklosters bestanden hatte. Eine vermutete Weihe der Peterskirche, der heutigen Friedhofskapelle, durch den Passauer Bischof Vivilo im Jahr 735 ist nicht nachweisbar. Mit großer Wahrscheinlichkeit kann man jedoch davon ausgehen, dass der Ort zu dieser Zeit bereits existierte. Bayernherzog Odilo (reg. 736-748) schenkte Aldersbach mit allem Zugehör an Grund, Boden und Bewohnern dem von ihm kurz vor seinem Tod gegründeten Kloster Mondsee. Diese Schenkung ist im sog. „Mondseer Traditionscodex“ überliefert. Gesichert ist die Weihe eines Altars in der Peterskirche während der Regierung von Bischof Engilmar von Passau (875-899).

Aldersbacher Klostergründer Bischof Otto von Bamberg.
Fresko der Klosterkirche Prüfening, 1120er Jahre.
Bild: Wolfgang Sauber CC BY-SA 4.0

Das genaue Gründungsdatum des Augustiner­chorherren­klosters Aldersbach lässt sich durch Urkunden oder andere Archivalien nicht bestimmen, Abt Wolfgang Marius vermutet in seinen Annales (Chronik) jedoch das Jahr 1120. Eine Gründung um diese Zeit wird auch von der modernen Geschichts­forschung als sehr wahrscheinlich angesehen. Aufgrund einer Zusatz­bestimmung in der "Gründungsurkunde" und einer Notiz im Traditionsbuch des Klosters Prüfening erscheint diese Annahme auch realistisch: Bischof Otto I. von Bamberg (reg. 1102-39) weist in der Urkunde vom Februar 1123 u.a. den Bamberger Verwalter in Reichenhall an, seinen Klöstern Asbach, Aldersbach, Osterhofen und Prüfening jährlich eine größere Menge an Salz zur Verfügung zu stellen. Obwohl diese Urkunde als Fälschung identifiziert werden konnte, steht die Salzschenkung an sich außer Frage. Eine nachträgliche Bestätigung dieser Dotation, die um das Jahr 1150 angefertigt wurde, ist auch im Traditionsbuch des Klosters Osterhofen erhalten. Aldersbach gehörte somit mit großer Wahrscheinlichkeit bereits zu Beginn des Jahres 1123 zum Bamberger Eigenklosterverband. Die Initiative zur Gründung des Chorherrenklosters wird in den Chroniken dem Regionaladel zugeschrieben, Otto aber trotzdem als "fundator" bezeichnet. Zudem lässt sich die Memoria an den heiligen Gründer über die Jahrhunderte hinweg auch in den liturgischen Büchern nachweisen. Durch die "Reichenhaller Salzschenkung" wird deutlich, dass der Bischof und spätere Heilige Otto das Kloster bereits 1123 förderte und in den Jahren zuvor auch gegründet hatte. Diese Umstände schließen eine Mitwirkung des regionalen Adels als Mitstifter jedoch nicht aus. Eine herausragende Rolle der Edelfreien von Aldersbach ist jedoch nicht erkennbar.

Aus dem Jahr 1139 sind zwei "Stiftungsurkunden" erhalten, die sich auf das schon länger bestehende Augustiner­chorherren­kloster mit dem Patronat des hl. Petrus beziehen und die Rechte des Propstes Askuin bzw. der Gemeinschaft bestätigen. Die erste Urkunde wurde von Bischof Otto von Bamberg ausgestellt, Bischof Reginbert von Passau (reg. 1139-48) bestätigte im selben Jahr die Gründung und die Überlassung der bischöflichen Eigenkirche St. Peter. Die Eintragungen im Aldersbacher Traditionsbuch reichen vermutlich bis in die 1120er Jahre zurück.

Das Kloster wird um das Jahr 1140 im Verbrüderungsbuch des Benediktiner­stiftes Salzburg St. Peter genannt, vermutlich stand es auch dem von Erzbischof Konrad I. von Salzburg (reg. 1106-47) initiierten und geförderten Augustiner­chorherrenverband nahe. Aber auch der Baben­berger Markgraf der Ostmark und spätere Heilige Leopold III. und sein Sohn Herzog Leopold (IV.) von Bayern überließen der Gemeinschaft in der Frühzeit den Zins von zwei Weinbergen in Krems. Warum bereits nach wenigen Jahren ein Observanzwechsel erfolgte, ist nicht überliefert. Egon Boshof geht von politischen Beweggründen aus: Er vermutet eine direkte Beteiligung von König Konrad III. (reg. 1138-52), dem Bamberger Bischof Egilbert (reg. 1139-46) und Adam, erster Abt von Ebrach (reg. 1127-66). Diesem als Seligen verehrten Gründerabt von Aldersbach wird im Nekrolog am 23.11. gedacht.

Der hl. Markgraf Leopold dargestellt in der Inkunabel
„Johannes Franciscus de Pavinis: Defensorium
canonizationis sancti Leopoldi“, gedruckt von Johann
Petri, Passau ca. 1491 (BSB München 4 Inc.s.a. 1408).
Autographer Eintrag des Aldersbacher Novizen
Caspar Mayr aus dem Jahr 1582.

Am 02.07.1146 besiedelten zwölf Zisterziensermönche aus dem fränkischen Ebrach das Aldersbacher Kloster an der St. Peterskirche und verlegen es kurze Zeit später auf eine Anhöhe auf der rechten Seite des Aldersbachs. Die Chorherren mussten vermutlich ins nahe gelegene Reichersberg ausweichen. Bereits 1147 bestätigt Papst Eugen III. die Zisterzienserabtei, Papst Innozenz III. erneuerte diese Bestätigung in einem umfassenden Privileg aus dem Jahr 1214. Nach Streitigkeiten um die Vogteirechte mit den Herren von Kamm als Bamberger Hochstiftsvögte in Niederbayern, die diese Rechte in Aldersbach schon länger innehatten, nahm im Jahr 1199 König Philipp von Schwaben das Kloster unter seinen Schutz. Nach dem Tod des Nachfolgers Kaiser Ottos IV. im Jahr 1218 wählten die Aldersbacher Mönche Graf Heinrich I. von Ortenburg zum neuen Vogt. Vermutlich erst im Jahr 1283 gelangten in Form einer Schirmvogtei diese Rechte endüglig an die Wittelsbacher.

Die Grafen von Ortenburg spielten in der Geschichte des Klosters immer wieder eine wichtige Rolle. Abt Wolfang Marius bringt Graf Rapoto I. mit der Stiftung des Klosters in Verbindung, sein Sterbetag (26.08.1186) findet sich auch im Aldersbacher Nekrolog. Richard Loibl sieht Aldersbach in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Ortenburger Hauskloster, auch wenn sich die Grablege der Familie im Passauer Dom befand. Im Bestand Aldersbach des Bayerischen Hauptstaatsarchivs sind einige Ortenburger Urkunden erhalten, nicht zuletzt eine Testamentbestätigung Graf Rapotos (IV.) für seinen verstorbenen Bruder Graf Diepold aus dem Jahr 1286 mit einer Schenkung von Leibeigenen an das Kloster. Aus der Urkunde geht auch hervor, dass Abt Heinrich I. (reg. 1280-95) Beichvater Diepolds war. Im Aldersbacher Nekrolog wird dem Grafen am 19.08. gedacht. Im Verzeichnis der Konventualen ist ein einziger Konverse mit dem Namen Diepold überliefert. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es sich hier um den unverheirateten und kinderlosen Grafen Diepold handelt, der kurz vor seinem Tod in das Kloster eingetreten war.

Auch die einflussreichen Ortenburger Vasallen die Herren von Baumgarten (heute Gemeinde Dietersburg bei Pfarrkirchen) spielten in der Frühgeschichte Aldersbach eine wichtige Rolle. Die Baumgartner schenkten oder tauschten mit dem Kloster umfangreichen Besitz in dieser Gegend und fungierten zeitweise als Vögte der dortigen Besitzungen. In dieser Gegend befand sich auch die Klostergrangie Brennberg. Aus der Chronik von Stift Reichersberg geht hervor, dass die Bischöfe von Bamberg die guten Beziehung Aldersbachs zu den Baumgartnern zu nutzen wussten: Unter dem berühmten Theologen und Propst Gerhoch fiel Reichersberg als Salzburger Eigenkloster unter die Reichsacht. Diesen Umstand nutzte Heinrich von Baumgarten, das Kloster zweimal zu überfallen und zu brandschatzen. Erchenbert von Stein, ein Verwandter Heinrichs, lag mit Reichersberg seit längerer Zeit wegen des von Bamberg an das Kloster übergebene Gut Münsteuer im Streit. Im Jahr 1166 bat nun Bischof Eberhard von Bamberg den Aldersbacher Abt Sigfrid, den „derben“ Heinrich in seinem Namen zu ergreifen und ihm mitzuteilen, welchen Schaden er in Reichersberg angerichtet hatte. Heinrich soll von weiteren Angriffen absehen und auf die Vermittlung des Bischofs warten, der vor Weihnachten dieses Jahres in die Gegend kommen wollte. Offensichtlich half der Aldersbacher Vermittlungsversuch nicht, da Reichersberg im Jahr darauf von Heinrichs Soldaten nieder­gebrannt wurde. Heinrich Baumgartner fand trotzdem Berücksichtigung im Wandkatalog der Wohltäter des Klosters Aldersbach.

Am 26.11.1207 weihte der Passauer Bischof Manegold (reg. 1206-15) die neue Klosterkirche, eine dreischiffige romanische Basilika, zu Ehren Mariens und des hl. Johannes des Täufers, später kam die hl. Ursula als Kirchenpatronin hinzu. Zur Zeit der ersten Kirchweihe scheinen größere Teile des Konventgebäudes schon errichtet gewesen zu sein, da der erste Abt Sigfird 1182 bereits im Kapitelsaal bestattet wurde.

Schon in den ersten Jahrzehnten des Bestehens des Zisterzienserklosters lassen sich eine ansehnliche Büchersammlung und ein sehr produktives Scriptorium nachweisen. Aus der ehemaligen Klosterbibliothek sind 42 Handschriften ab der zweiten Hälfte des zwölften und etwa 70 Bände aus dem dreizehnten Jahrhundert erhalten. Bemerkenswert ist somit die Zahl der älteren Handschriften, die etwa ein Drittel des Gesamt­handschriften­bestandes Aldersbachs ausmacht. 51 dieser Codices wurden sicher im klostereigenen Scriptorium hergestellt, darunter einige wertvolle Chorbücher.

Durch umfangreiche Besitzungen in Niederbayern, Ober- und Niederösterreich scheint Aldersbach nach 1200 etabliert zu sein, gestützt von den Passauer Bischöfen Rüdiger von Bergheim (1233–50) und Otto von Lonsdorf (1254–65), dem bayerischen Herzog Heinrich XIII. (1253–90), den Grafen von Hals und von König Rudolf I. (1278–82). Deren Zoll- und Handelsfreiheiten trugen zum wirtschaftlichen Aufschwung bei und begünstigten die Gründung von drei Tochterklöstern in Fürstenfeld[bruck] (1258/63), Fürstenzell (1274) und Gotteszell (1297). Fürstenfeld und Füstenzell sind Zeugen des immer stärker werdenden Einflusses der Wittelsbacher Herzöge in Aldersbach. In einer Urkunde aus dem Jahr 1264 erhält Aldersbach de facto Hofmarksgerechtigkeit für die angrenzenden Besitzungen. Die Eingliederung des Vilstalklosters in den Wittelsbacher Territorialstaat nimmt seinen Lauf und erreicht zur Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern einen Höhepunkt, Aldersbach ist nun endgültig ein landständiges Kloster.

Von Beginn an spielte für das Kloster die Ökonomie eine wichtige Rolle. So bewirtschaftete und verpachtete man zum Kloster gehörende Grangien wie den Swenthof (Bauhof) im nördlichen Klosterareal ebenso wie die in der näheren Umgebung liegenden Wirtschafshöfe in Atzenberg, Brennberg, Gumperting, Neustift, Weng, Wifling und Schwaig sowie den weit entfernten Lesehof in Gneixendorf bei Krems. Insgesamt lassen sich im hohen Mittelalter etwa 46 Aldersbacher Grangien nachweisen. Neben der Landwirtschaft spielte die Weinwirtschaft eine entscheidende Rolle. Die Brautätigkeit, die sich seit dem Jahr 1261 nachweisen lässt, spielte zuerst nur eine Nebenrolle, entwickelte sich jedoch im 17. und 18. Jahrhundert zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Von ca. 1295 bis 1503 (mit einer Unterbrechung von 1429-96) war der Markt Ruhmannsfelden sowie zahlreiche Güter in unmittelbarer Nähe im Besitz des Klosters und eine wichtige Einnahmequelle für das Armenspital. Vor allem zum Absatz von Waren dienten die Stadthäuser des Klosters in Passau, Straubing, Landau an der Isar und in Vilshofen. Ein weiterer bedeutender Handelsplatz war der in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstehende Markt im benachbarten Aidenbach. In Stadthäusern in Vilshofen und Passau sowie einer Taverne in Liessing wurden weitere Braustätten betrieben.

Bischof Rüdiger von Passau schenkte im Jahr 1257 die Pfarrei Niederhausen (bzw. Niederoberhausen) bei Landau an das Kloster, doch bereits am 13.02.1264 tauschte sein Nachfolger Bischof Otto von Lohnsdorf diese gegen die Pfarrei Tödling (Egglham). Der Grundstein für ein eigenes Pfarrnetz war damit gelegt. Ab 1287 wurde aufgrund der Schenkung der Kirche von Thaya (Waldviertel) durch Leutold von Kuenring ein wichtiger Außenposten des Klosters in Niederösterreich geschaffen. Durch einen Tausch gegen die Pfarrei Schönau (bei Eggenfelden) gelangte Thaya im Jahr 1349 jedoch an Bischof Gottfried von Passau. Im Streit Kaiser Ludwigs des Bayern mit dem Papst schloss sich Aldersbach Ludwig an und wurde im Jahr 1343 von ihm durch die Schenkung der Patronatsrechte der Kirche von Rotthalmünster (mit der späteren Wallfahrtskirche Kößlarn zunächst als Filiale, ab 1518 als Pfarrei) belohnt. Die Pfarrei Geiersthal in der Diözese Regensburg kam im Jahr 1299 als Schenkung der Herzöge Otto und Stephan von Bayern an Aldersbach. Mit der Urkunde vom 18. Mai 1476 gewährte Papst Sixtus IV. dem Kloster die Inkorporation seiner Pfarreien und die Besetzung mit eigenen Vikaren. Die Kirche in St. Peter Aldersbach erlangte durch die Verleihung des Taufrechts erst 1478 vollständige Pfarrrechte. Die Marienkirche im benachbarten Weng bestand seit langer Zeit als Filiale. Zur Pfarrei Geiersthal gehörten (später) die Filialen Patersdorf, March und Draxlried, zu Rotthalmünster die Filiale Kühnham, zu Schönau die Filialen bzw. Pfarreien Nöham, Neuhofen, Heiliger Berg, Kleinmünchen, Peterskirchen und Wald, sowie zu (Martins-)Tödling die Filialen Frauentödling, Egglham und Amsham.

Unter Abt Nikolaus (reg. 1216-32) bestand bereits eine Deutschschule. Im Jahr 1280 erscheint urkundlich der Mönch Heinrich als Goldschmied im Kloster. Der Goldschmied und Mönch Konrad fertigte 1301 für Abt Hugo ein vergoldetes und mit Edelsteinen geschmücktes Kreuz an, 1311 folgten ein silberner Becher und später ein silbernes Rauchfaß. 1295 wurde das Armenspital errichtet und 1297 die Portenkapelle nach einem Neubau bzw. Sanierung wieder geweiht. Abt Hugo (reg. 1295-1308) baute den Kreuzgang neu, ließ im Chor der Kirche Fresken anbringen und förderte die Buchkunst. Die 1291 einsetzenden Rechnungen des Klosters gehören zu den ältesten erhaltenen Klosterrechnungen Bayerns überhaupt. Sie bieten nicht nur seltene Einblicke in das Wirtschaftsgebahren der Zisterze generell sowie in kultur- und alltagshistorische Phänomene, sondern lassen auch erkennen, dass das Kloster vor allem unter Abt Hugo eine gewichtige politische Rolle innerhalb des niederbayerischen Herzogtums spielte. Nicht ohne Grund trafen sich beispielsweise der oberbayerische Herzog Ludwig und der österreichische Herzog Friedrich hier unmittelbar vor der Schlacht von Gammelsdorf. Unter Hugos Nachfolgern setzte sich die Blütezeit des Klosters zunächst fort. So ist in der Chronik von Abt Marius zu lesen, dass im Jahr 1340 täglich 50 Ordenspersonen im Refektorium zu verpflegen waren.

Aldersbach hatte das Glück, die ersten 200 Jahre kompetente Äbte zu haben. Ihre erste Sorge war die Erhaltung der Ordensdisziplin unter den Mönchen und Konversen. Die Hausgeschichte hat dafür zwei glänzende Belege. Am 14.09.1300 kam Herzog Stephan mit seiner Frau und Gefolge während des Gottesdienstes in die Klosterkirche. Frauen war damals der Besuch des Gotteshauses auf das Strengste verboten. Wie die jüngeren Mönche diese Frauen sahen, löschten sie ohne Rücksicht auf die Landesherrin sofort alle Lichter aus. Der Priester am Altare hatte soeben das Gloria angestimmt, brach aber sogleich den Gottesdienst ab. Die Altäre wurden enthüllt und Staub in der Kirche gestreut, weil sie durch diesen Besuch entweiht war. Im Jahr 1322 hielt sich die Gemahlin des Königs Otto von Ungarn mit ihren Hoffrauen drei Tage im Kloster auf. Wider alles Recht ging sie überall herum. Die Mönche entblößten ob dieser Entweihung von Kirche und Kloster die Altäre, läuteten keine Glocken, hielten keinen Gottesdienst. Die Königin hat am 23. April darüber wütend das Kloster verlassen, aber die Erfüllung des Ordensgesetzes ging den Mönchen über die Gunst der Fürsten.

1361 und in den Folgejahren kam es zu Auseinandersetzungen wegen einer Abtwahl. Da auf keinen der beiden angetretenen Bewerber genügend Stimmen entfallen waren, bestimmte der Vaterabt Aldersbachs, Otto von Ebrach, den bisherigen Bursar des Klosters, Liebhart Milt, am 12.03.1361 zum neuen Abt. Dagegen opponierte der Zellerar des Klosters, Heinrich Liebunch. Beide Seiten reisten wiederholt nach Avignon, um die päpstliche Bestätigung ihrer Ansprüche zu erreichen. Es sollte bis 1365 dauern, bis Liebhart Milt diese endlich erlangen konnte. In der Zwischenzeit hatten die Auseinandersetzungen das Kloster jedoch wirtschaftlich weitgehend ruiniert. Zahlreiche Urkunden dokumentieren für die folgenden Jahrzehnte bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts eine wirtschaftlich schwierige Zeit, deutlich werden diese Probleme auch in der raschen Abfolge der Äbte, die in den Jahren von 1372 bis 1442 durch fünf Resignationen bedingt war. 1394 setzte Herzog Albert für vier Jahre mit Eglof Schermer einen weltlichen Administrator ein. Dennoch konnte 1398 das Kloster nicht einmal die Kosten für einen Grabstein für den verstorbenen Abt Andreas aufbringen. Abt Heinrich V. (reg. 1408-22) ließ entgegen der Zisterzienserregel einen hohen Turm errichten, er wurde 1422 u.a. als „Verschwender“ abgesetzt, verbannt und im Kloster Heiligenkreuz im Wienerwald eingesperrt.

Eine neue Blütezeit begann mit den beiden Äbten Johannes II. Pluetl (reg. 1442-48) und dem aus dem Mutterkloster Ebrach stammenden Johannes III. Pluer (reg. 1448-63). 1444 erhielten die Äbte auf dem Konzil zu Basel das Recht der Pontifikalien. Die Zahl der Aldersbacher Konventualen war im Jahr 1469 mit 32 Mönchen auf einem sehr hohen Niveau. Abt Pluer wird in den Chroniken als zweiter Gründer des Klosters bezeichnet, er war sehr darauf bedacht, die klösterliche Disziplin zu heben und orientierte sich dabei an den Reformbestrebungen des päpstlichen Gesandten und Kardinals Nicolaus von Kues. Dieser forderte auf einer Provinzialsynode in Salzburg im Februar 1450 von den Klöstern die strenge Einhaltung der Benedikt­regel.

Abt Marius beschreibt in seinen Annales die Finanzsituation nach dem Tod Abt Pluetls (1448): Das Kloster erhielt an jährlichem Zins und anderen Einkünften ungefähr 1700 Pfund Wiener Münze. Für Zinsen aber und Leibrecht gab es jährlich ungefähr 125 Pfund aus. Schließlich schuldete man bestimmten Gläubigern und Klosterangehörigen 424 Pfund. Die verpfändeten Höfe und Besitzungen waren mit 4137 Pfund Wiener Münzen belastet. Dazu besaß das Kloster in den Speichern eine große Menge an Getreide, nämlich an Roggen 86 Scheffel, an Weizen 48, an Gerste 4, an Hafer jedoch 67. An Tieren hielt das Kloster in den selbstbewirtschafteten Grangien Swenthof, Straß und Neustift 120 Schweine auf der Weide und 7 Mastschweine, 57 Kühe, 51 Kälber, 60 Schafe und Lämmer, 4 Reitpferde, 16 Zugpferde sowie ungefähr 40 Stuten und Fohlen. Dazu 10 Weinfässer oder Dreilinge.

An anderer kostbarer Ausstattung, nämlich Juwelen und silbernen Gefäßen, besaß das Kloster ein größeres und zwei kleinere silberne Kreuze, einen vergoldeten Arm, zwei kleine Silbergefäße, die man „monstratilia" nennt; ein Kopfreliquiar des heiligen Johannes des Täufers, ein silbernes Weihrauchgefäß, zwei Ölgefäße, eine Pontifikalmitra mit einem Hirtenstab und neun Ringe, von denen einer aus Gold ist mit einem Topasedelstein, ein Brustkreuz, 17 Kelche; von den Trinkgefäßen einen Becher aus Serpentin, ein Straußenei in Gestalt eines Pokals, aus Silber verfertigt, einen Becher aus Silber mit Vergoldung, sechs hölzerne mit Silber geschmückte, neun silberne Becher, die man gewöhnlich „picaria" nennt, sechs Schalen, sechs silberne Löffel, 35 hölzerne mit Handgriffen aus Silber. Marius weist noch darauf hin, dass der Hausrat von den nachfolgenden Äbten bis zu seiner Amtszeit deutlich vermehrt worden war.

Das Generalkapitel der Zisterzienser beauftragte Jahr 1488 Abt Simon von Aldersbach mit der Visitation der Zisterzienserklöster in Bayern und Österreich. Der bedeutendste Abt von Aldersbach, der hervorragende Vertreter des bayerischen Klosterhumanismus, Wolfgang Marius, regierte von 1511-44. Er verfasste die Annales des Klosters und schützte den Klostergeist gegen das Eindringen der Reformation. Ferner stellte er das Stift wieder auf eine solide wirtschaftliche Basis und erneuerte Teile der Konvent- und Wirtschaftsgebäude. Seine Nachfolger setzten diese Bautätigkeit fort, wodurch im Laufe des 16. Jahrhunderts die mittelalterliche Bausubstanz der Konventgebäude fast vollständig ersetzt wurde. Spätestens seit dem Abbatiat von Marius kann man in Aldersbach auch von einer mehrstimmigen Musikpraxis in der Liturgie ausgehen. Eine von dem gelehrten Abt Bartholomäus Madauer (reg. 1552-77), Mathematiker und Astronomen, entworfene Sonnenbecheruhr wird heute im British Museum London aufbewahrt. In den 1550er Jahren hielt sich der Humanist, Poet und Geschichtsforscher Caspar Bruschius immer wieder zu Studienzwecken im Kloster auf. Hier verfasste er vermutlich seine Kurzchronik von Aldersbach. Zur Zeit Madauers lässt sich zum ersten Mal auch eine weltliche Musikpraxis im Kloster nachweisen. Im Jahr 1581 übernahm Aldersbach die seelsorgerische Betreuung des Zisterzienserinnenklosters Seligenthal in Landshut. Johann Dietmair (reg. 1587-1612) war (wie viele seiner Nachfolger) als Generalvikar Visitator der entstehenden bayerischen Zisterzienserkongregation. Er förderte die höheren Studien im Kloster und ließ den Gebäudetrakt bei der Pforte neu erbauen (u.a. Portenkapelle, Richterhaus und Wirtshaus).

Michael Kirchberger (reg. 1612-35) ließ viele Gebäude erneuern oder neu erbauen, darunter der heute noch erhaltene Chor der Abteikirche (1617) und die zu Aldersbach gehörende Wallfahrtskirche in Sammarei (Isaak Pader, 1629-31). Aus der Zeit des Abbatiats Kirchbergers sind zwei Ansichten des Klosters erhalten.




Exkurs: Dreißigjähriger Krieg

Der Dreißigjährige Krieg (1618-48) hatte natürlich auch auf das Kloster und seine Untertanen erhebliche Auswirkungen. So ließ Abt Kirchberger im Jahr 1620 alles Wertvolle (Bibliothek, Archiv, Gold und Silber, Ornate etc.) aus dem Kloster in die Festungen Ingolstadt und Burghausen sowie in das Kloster Raitenhaslach flüchten. In Aldersbach selbst hatten zeitweise die Zisterzienserkonvente von Fürstenfeld, Oberschönenfeld und Seligenthal (Frauen) sowie Mönche aus Windberg und Metten Zuflucht gefunden. In den Jahren 1632-34 und 1646-48 plünderten und brandschatzten schwedische und später auch französische Truppen in Niederbayern. Aber auch "befreundete" Heere sorgten immer wieder für Zerstörungen und Plünderungen. Die Soldaten werden auch für die Ausbreitung der Pest in diesen Jahren verantwortlich gemacht. Wie der Bau der Wallfahrtskirche Sammarei, der Kauf von Hofmarken und andere in den Urkunden ersichtliche Rechtsgeschäfte zeigen, scheint abseits der genannten Krisenjahre aber auch ein halbwegs normales Leben möglich gewesen zu sein.

Die Sterbematriken für das Jahr 1632 berichten von einem ersten kriegsbedingten Aldersbacher Todesopfer: Am 31.05. war der ehrbare Klostermarstaller Bartholomäus Tyri bei einem Kampf gegen das schwedische Heer in der Nähe des Klosters Ebersberg "ritterlich" gefallen. Das Aldersbacher Nekrolog erwähnt für den 15. Mai 1632 den Mord an P. Kaspar Schlemmer aus dem Kloster Schäftlarn bei München, der in der Nähe der Isar von einem schwedischen Soldaten getötet worden war. König Gustav II. Adolf hatte am 10.05. bereits Landshut und am 17.05. die Landeshauptstadt kampflos eingenommen. Abt Hörger schildert den kurzen Aufenthalt des Königs in Landshut in seiner Klosterchronik:


Den .27. May Landtshuet, alwo der König in Schweden in dem Neugebey seinen einzug genommen, ist aber yber ain stundt nit darinen verbliben, dan nachmittag umb .2. Uhr bey haiderem Tag hate es einen solchen erschrökhlichen Donnersstraich gethon, das der König darob erthattert: und gesprochen, alda ist mein bleiben lenger nit, die Muetter Gottes ist zohrnig yber mich, hat also gleich zu Pferdt plasen lassen unnd zu der Statt hinauß geritten. Die Closster Junkhfrauen zum Seelingenthall seint thails in der Statt verbliben, der mehrere Thaill aber hat sich alhero gehn Alderspach begeben.

Im Aldersbacher Nekrolog ist notiert, dass der 1634 verstorbene Kastner P. Simon Centius in diesen Kriegszeiten mit Wenigen im Kloster verblieben war. Das Totenbuch berichtet für den 07.09. dieses Jahres jedoch auch vom Tod der Seligenthaler Nonne Dorothea Pärthin, die sich in Aldersbach aufgehalten hatte, hier verstarb und auch bestattet wurde, da Landshut und Seligenthal zuvor von den Schweden verwüstet worden war ("quod urbs et monasterium Landishutana devastabantur"). Gut eine Woche später verstarb der Fürstenzeller Abt Jakobus Brückner: "Domini Iacobi Pontani Cellae Principum abbatis, qui sexagenario maior, curis tractus, lue pestis grassantis tactus, ut iudicatur, obiit 1634" (Nekrolog zum 16.09.).

Aus einer Handschrift des Abtes Gerard Hörger ist nachfolgendes "Gebet" erhalten, das sich mit den Schandtaten des im November 1632 verstorbenen schwedischen Kriegsherren Gustav Adolf beschäftigt.


Vatter unnßer, der du bist im Himel

Ach du Khönig du khanst nicht recht betten Vatter unnßer,
Ich glaub nit, daß auf Erden jemahlen solcher Strassen Rauber gewessen alß Der du bist
Du stielest unnd raubest, bringst nur Schaden, darumb hast du khein Platz im Himel.
Du suechest nur allein grose Ehr, fragst nit darumb ob Gott dein Herr Geheilligt Werde
Du hast verdient, darfs grad rund sagen, daß mann solt an den Galgen schlagen dein Namb.
Vill Gelt unnd Gueth so du bekhommen, unnß yberal hinweckh genommen, Zue Khomme unnß
Ich Zweifle nit du loser Gsöll, es würd dort sein die ewig Höll dein Reich,
Mein Khönig bilte dirs grad nit ein, daß es alzeit sol geschechen unnd sein, in Polen dein Wüll
Alles Unheill so du für unnd für unnß hast vermeint Gott gebe das es dir gescheche
Wolte Gott daß auf der gantzen Erd, khein solcher Strassen Rauber gefundten werdt wie im Himel
Weill dich in Polen niemand begerth, so bist im Himel auch nichts werth, also auch auf Erden,
Waß du mit Unrecht unnd mit Sorgen gestollen hast warth nit biß morgen, gib unnß heunt
Nimbst alleß hinweckh unnd führ es darvon, ist doch nit dein, wemb ist es dann? Unßer
Du Khönig du wilder Gast, du bist nit Werth das du frisst däglichs Brodt.
Durch stehlen unnd durch Rauben würstu reich, meinst daß dies der liebe Gott Verzeich Unnd vergebe
Der Teifel wird dich dorth einschliessen, gelt du würst des theuer zahlen müessen unnß unserer Schulden,
Weill du der Kirch nit undterthenig, so würd dir Gott deine Sünd so wenig alß auch wür vergeben
Gib her was du unnß gestollen hast, damit wür zahlen den grossen Last unnsern Schuldigern.
Du sprachest Soldat verschon pferd nit, waß nit will gehn treibe mit unnd füehre
Teiffel du fauler Schelm khomb, solle nun balt den Khonig auß Schweden unnß nicht
Weill Preissen sol sein dein Thier, wollest auch die Polen füehren in Versuechung,
Aber sie haben dir throet so sehr, daß du schauest, verlaß unß nit o Herr sonder erlese unnß
Gott hört nit dein falsche Bitt, er würd dich auch erlösen nit von allem Ybel.
An Sülber und Golt leidestu in Schweden schmertzen, holle dich der Teiffel wür gonen dirs von Hertzen.   Amen.

In den Jahren 1633 und 1634 ist dem Kloster durch den Krieg ein Schaden von 12.247 Gulden entstanden. Eine detaillierte Aufstellung der Einzelposten liefert Abt Michael Kirchberger in nachfolgender Übersicht.


Hernach volgt die Beschreibung waß obberürts Gottshauß und Closter von freindt und feindt. de annis 1633 [und] 1634 für Schaden erliden.

Actum den 24 Septembris [1633]: Alß erstlich seint von dem Prätschilinischen Regiment in Gumprechtinger Feldt den Closster Khnechten 2 Pferdt ausgespandt worden, so an izo nicht mechten erkhaufft werden. p. 450 Gulden

Andern Tags hernach ist der Feindt in das Closter khommen, und mit sich 8 Jungpferdt, 9 Stueden, sambt allerzuegehören hinaußgenommen, so an nicht mechten erkhaufft werden. p. 1300 Gulden

So ist auch von dem Feindt alle Khästen zerschlagen, so ein Khölch sambt der Paten, erben oder Sachen hinwekh genommen worden, so an iezo nit mechten erkhaufft, und zuegericht werden. p. 300 Gulden

Latus [Gesamt] 2050 Gulden

Drittens den 12 Novembris eiusdem anni [1633] hatt Herr Obrister Pusch mit sein undergebenen Reittern in die 8 Tag lang der Orthen hierumb lasiert ist von Ine und sein Reittern alhie aufgangen

An Wein 80 Münchener Eimer jeder p. 10 Gulden gerechnet ∞ 800 Gulden. An Püer 120 Münchener Eimer jeder p. 2 Gulden ∞ 240 Gulden. An Prandtwein ½ Eimer. ∞ 9 Gulden. An Fleisch, Fisch, Prott und ander Speisen auf das allergeringste geschäzt. p. 100 Gulden. An Habern und den Pferdten verzörth worden. 40 Landauer Schaff jedes p. 8 Gulden ∞ 320 Gulden. So ist auch der Haber quandi zum Abzug gespendiert worden. 90 Gulden

Latus 1559 Gulden

Weittens nach Abzug Herrn Obristen Pusch hatt alhie Obrister Wachtmaister auß den Wertischen Regiment Jarus de Mermanni in die 6 Wochen lang mit 70 Pferdt, und 30 Diener losiert. Auf dise ist ergangen An Wein 150 Münchner Eimer jeder Eimer p. 10 Gulden gerechnet ∞ 1500 Gulden. An Pier 230 Eimer jeder Eimer p. 2 Gulden ∞ 460 Gulden. An Prandtwein 2 Münchner Eimer jeder p. 18 Gulden ∞ 36 Gulden. An Prott seint in berüerter Zeit 20 Schaff Khorn jedes p. 10 Gulden gerechnent abgepachen, wo durch sye verzört worden. ∞ 200 f Gulden An Habern 230 Landauer Schaff jedes p. 8 Gulden ∞ 1840 Gulden

Latus 4036 Gulden

An fleisch ist in diser Zeit. 6 gemeste Oxen, dern jeder 30 Gulden werth gewesen. 20 Khüe rdo. jede p. 8 Gulden. 30 Khälber jedes p. 1 Gulden 30 Kreuzer. 90 Schaf jedes p. 1 Gulden geschweiges das gefligl, so auch p. 60 Gulden nicht hette mügen erkhaufft werden. ∞ im allen. 530 Gulden

Zue disem noch allen hatt man Herrn Wachtmaisters Frauen zu einen Neuen Jahr 100 Reichsdaller, dem Capellen .10. Stallmaister 8. Hofmaister 8. und dem Gutschier 4 Reichsdaller geben müeßen. ∞ 198 Gulden. Item ist von dessen Khöchin an Khupfer, Zünn- und Khuchelgeschiern mit sich gefierth worden, so an jezo nicht mecht erkhaufft werden. p. 100 Gulden

Latus 828 Gulden

Fünfftens nachdeme Herr Obrister Wachtmaister sich von hünnen begeben, hatt hernach Herr General Wachtmaister Jan de Werth, das Closter alhie mit seiner Salva guardia belegt, deme hatt man nacher Vilßhoven contribuiren miessen. 14 Wochen lang. An Gelt 80 Gulden. An Wein nacher Vilßhoven zuer Hoftafel. 70 Eimer jeder p. 12 Gulden gerechnet. ∞ 840 Gulden. An Habern ist nacher Vilßhoven abgefierth worden 30 Landauer Schaff jedes p. 8 Gulden ∞ 240 Gulden. Dan auch ist diser Zeit uf die Salva guardi an Wein ergangen. 50 Eimer jeder p. 12 Gulden ∞ 600 Gulden. An Pier 90 Eimer. jeder p. 2 Gulden gerechnet ∞ 180 Gulden

Latus 1940 Gulden

Item ist in diser Zeit an Proth, Fleisch, Fisch, und andern Speisen ergangen, so nicht hetten mügen erkhaufft werden. p. 230 Gulden. Benebens hatt man der Salva Guardia dern zwen gewesen jedem wochentlich an Gelt neben den Victualien geben müessen 7 Reichsdaller ∞ zesammen. 294 Gulden. Neben disem hatt man Inen uf die Rayß einen Schörpper oder Fanor wie syes genent khauffen müessen. p. 60 Gulden. Wie auch den andern Diennern in diser Zeit spendirn müessen. 50 Gulden. Item an Habern ist diser Zeit uf die 30 Schaff aufgereytet worden. ∞ 240 Gulden. Zu deme auch ist an Heu von obbeschribner Zeit an auf die 50 Closster fueder jedes p. 8 Gulden gerechnet, verzörth worden ∞ 400 Gulden

Latus 1274 Gulden

Item seint in diser Zeit von den hierumb ligendten Reüttern 9 gerichte Wäägen dern jeer p. 40 Gulden nicht hette mügen erkhaufft werden. abgefirth worden ∞ 360 Gulden. Uf Obristen Reinnaden, und andere Khriegsofficier ist diser Zeit ein ab- und aufräysen nach Vilßhoven in Getrenckh und Speisen ergangen 200 Gulden

Geschweiges des Clossters angehöhrig Underthonen dern zum tailß abgeprandt. tailß verjagt, die Anwesendten aber werden in ettlich Jahrn ihr Schildigkheit nicht laisten khündten

Latus 560 Gulden.


Summa des zuegefüegten und ingsterzelten Schadens. ∞ 12.247 Gulden.

Diese immense Abgabenlast setzte auch dem Aldersbacher Kastner schwer zu. Wie oben beschrieben berichtet das Nekrolog für den 26.09.1634 vom Tod P. Simon Centius, der dieses Amt 19 Jahre lang zum großen Nutzen des Klosters innehatte und in den Kriegsjahren 1633 und 1634 nur mit Wenigen im Kloster verblieben war ("qui inter belli motus cum paucis domi manens, monasterio non parum profuit"). Im Totenbuch wird am 15.10. auch dem im Passauer Exil lebenden Niederalteicher Abt Johann Heinrich Luz von Rizmansdorf († 15.05.1634) und seiner verstorbenen Mitbrüder gedacht, die durch das "Wüten des Schweden" zu Tode gekommen waren.

Als Reaktion auf die Auswirkungen des Krieges und der in Bayern in diesen Jahren grassierenden Pest ließ Kurfürst Maximilian I. in München im Jahr 1638 die Mariensäule errichten. Im selben Jahr erbaute man in Aldersbach eine hölzerne Kapelle zu Ehren Mariens und des hl. Bernhards auf dem im Süden angrenzenden Berg (der später umgangssprachlich "Bernhardsberg" bezeichnet wird). Diese Pest-Votivkirche mit Klause entwickelte sich wegen der dort erfahrenen Gnaden zum Wallfahrtsort der umliegenden Pfarreien.

Im Januar 1641 stieß ein schwedisch-französisches Kontingent kurzzeitig bis Regensburg vor. Das Heer konnte den dort tagenden Reichstag jedoch nicht sprengen, da rechtzeitig das Eis der zugefrorenen Donau brach und bayrische Kavallerie zum Schutz der Stadt eintraf. Auf die Klöster in Niederbayern hatte das Ereignis jedoch einen nachhaltigen Eindruck, wie Abt Höger berichtet:


Den .12 dito kam General Pannier vor Regenspurg, belägerte unnd beschoß das gannze Römbische Reich auf ainmal, denn ir Kayserliche Mayerstäten die Kayserin, Ertzherzog Leopoldt, Piccolomini daselbst unnd aller Reichs Fürsten Abgesanndte hier beisammen gewesen. (.Weill die Tonau gefroren war.) setzen .600. Pferdt hinyber unnd holeten grosse peuten.
Dieses hat in unndern Payrn, sonnderlich in denn Closstern, einen grossen unnd zwar solchen Schrakhen gemacht, das die Praeläthen ire böste Güetter geflechnet, ire Religiosen entlassen. Massen dann die von [den Klöstern] Windberg, Metten unnd anndere alhier ir Zueflucht gesuecht unnd ein zeitlanng alda aufgehalten. Unangesechen, dass Abbt Matheus selbsten umb Sicherheit willen sich nacher Raitenhaßlach begeben unnd bis alles widerumben sicher und still worden, aldort aufgehalten.

Durch die neuerliche Bedrohung Niederbayerns durch das alliierte Heer der Franzosen und Schweden im Sommer 1646 scheint sich Abt Matthäus Gschwendt (reg. 1635-51) zusammen mit seinen Mitbrüdern zu einer erneuten Flucht aus dem Kloster entschieden zu haben. Der Kastner P. Robert Daiser soll während des etwa zweijährigen Exils als einziger zurückgeblieben sein, um sich um das Kloster zu kümmern. Beim Einfall der schwedischen, französischen und kaiserlich-bayerischen Truppen soll er sich in die angrenzenden Wälder geflüchtet haben.

Die Endphase des Dreißigjährigen Krieges hatte verheerende Auswirkungen auf das Kloster und die Untertanen. Das Fehlen von Urkunden für die Zeit von 1646 bis 1649 lässt darauf schließen, dass die wirtschaftliche Aktivität des Klosters zu dieser Zeit in weiten Bereichen zum Erliegen gekommen war. Die Soldateska hatte im letzten Kriegsjahr 1648 nicht nur "alles aufgezehret und hinweg genohmen, sondern auch Äcker, Wisen und Unterthanen in erbarmungswürdigen Stand gesetzet". Zu dieser Zeit scheint der Gutshof Straß (Schwaig) in Aldersbach völlig zerstört worden zu sein. Der damalige Haidenburger Verwalter Georg Pruckmüller schildert die dramatischen Vorgänge im Jahr 1648 folgendermaßen:


Gestern, 6. Juni, in den ersten Morgenstunden stürmte eine Partie von etwa 30 Reitern vor das Schloss und verjagte die aufgestellte Salva guardia, brach in die Gemächer ein, zerhaute die Kästen. Sie nahmen, was ihnen gefiel. Vom Getreideboden trugen sie Korn zum Futter für die Pferde herunter. Ich selbst habe meine ganze Armutei (meine Habe) verloren bis auf eine nach Vilshofen gebrachte Fuhr. Gleich darauf erschienen zwei andere Abteilungen mit 6 und 7 Mann und machten es, wie die andern. Man hätte sich vielleicht dessen etwas erwehren können, aber von zwei Übeln ist das bessere zu erwählen gewest. In Münchsdorf haben sie drei Reiter erschossen, dafür ward die Hofmarch mit 32 Häusern niedergebrannt. Der ganze Markt Aidenbach mit der Kirche ausgeplündert, dass viele Bürger beschädigt und sonst jämmerlich zerschlagen wurden, das Kloster Aldersbach, Osterhofen, Schloss zum Moos, Göttersdorf, Walchsing und Oberndorf wie Haidenburg ruiniert und so zugerichtet, dass es nicht zu beschreiben. In Summa, der Feind [Schweden] mag es ärger nicht machen.“ Die bayerisch-österreichische Armee hatte zu dieser Zeit in Vilshofen ihr Hauptquartier aufgeschlagen, die Soldateska wütete aber auch im Umland.

Als direkte Folge des Krieges bzw. der Belagerungen ist eine Pestepidemie in den Jahren 1648-49 einzustufen, die laut einer 1649 von P. Candidus Mändl eingetragenen Notiz in den Sterbematriken von St. Peter in Aldersbach wütete und 110 Todesopfer forderte. Darunter vermutlich auch der treue Koch Georg Lehner, der 40 Jahre lang im Kloster wirkte, am 21.12.1648 verstarb und als einer der wenigen Familiares auch im Nekrolog Erwähnung findet.

Ein lebendiges Bild jener traurigen Zeiten zeigen Briefe des damaligen Prälaten Jakob Christian des benachbarten Klosters Reichersberg. Er schreibt am 02.08.1648:


„wasmassen die Pest erschröckhlich um sich greifet, täglich zu Schärding 6, 7 und 8 Personen sterben, aber noch stärker zu Braunau, Salzburg und an andern Orthen wüetet.“ Ferner: „daß man weit und breit durch etliche Wochen schon kein Glocken nicht leutet und noch ein Gottesdienst werden gehalten wegen der so gewaltigen Pest. Zu disem Uebel ist auch komen der schwere, harte, alles verwüstende Krieg. Die Klöster Alderspach, Osterhofen, Salvator, Aspach, Fürstenzell und andere sindt totaliter ruiniert, spoliert [verwaist] und die Früchten auf dem Felde verbrennet worden. Wie denn in unserem Feld 400 Schober Korn und Waiz durch das Marschieren ganz verderbet worden, zudem allhier von vier Klöstern 30 Pferdt sambt Gesindt, ihren Weibern und Kindern in die sieben Wochen schon seyndt erhalten worden, wo alles Getraid zu Proviant ist hinweck genommen worden. Nebst diesem ist eine so grosse Hungers-Noth, daß die armen Unterthanen hinweckgeworfene Schafköpf, Därmb, Ingewaid von denen armen Leuten gesamblet, gekochet, ob es schon voller Maaden und stinckend sehe. O Elend.“

Am 30. September:


„Es hat sich eben ein anders Unglieckh eingerissen. Der Pater Josephus [Zilger] von Alderspach, welcher bei uns hospitieret, ist aus Fürwitz Heimb in sein Kloster gereiset, zu sehen, wie es zugericht worden. Und weilen daselbst unsere Völker etlich Zeit ihr Quartier gehabt, haben sie den ungeheueren Gast [Pest] unter ihnen allda verlassen, welche gedachter Pater Josephus mit sich herüber zu uns in's Convent gebracht. Er ist zwar selbst der erste also bald gestorben [06.09.], deme die zwei Alderspöckhische, so ihm ausgewartet, gefolgt sein ... Mich belangendt, weil Meister Lorenz Bader, der dem Pater Josepho einen Tag vor seinem Tode geschröpfet und mir auch den andern Tag solches verrichtet, hab ichs auch bekommen, bin jedoch mit der Hilf Gottes, durch Schwitzen, Aderlässen dermahlen wieder entledigt worden. Demnach hab ich aber hernach wiederum eine Alteration in mir befunden, hab ich müssen auf Rath unseres Medici den Ort verändern. Habe mich begeben nacher Salzburg. Unterdessen weiß ich nicht, wie es wieder daheimb ergangen. Bin allhier halbtodt vor lauter Melancholia. Die Kriegsflamme wüetet sehr stark in Bayrn. Alles solle durch die Schweden verwüstet werden.“

Auch viele andere Aldersbacher Mönche waren in dieser Zeit auf der Flucht vor den Kriegsfolgen. Im Nekrolog lassen sich Einzelschicksale wie im Fall des P. Heinrich Müller nachzeichnen, der am 06.03.1634 als Gast in Raitenhaslach verstarb. Das Totenbuch berichtet auch vom Tod seines Bruders Johannes Müller, der schon 1618 als Soldat im Böhmischen-Pfälzischen Krieg bei Pilsen gefallen war. Ein weiterer Exilant, P. Andreas Pottenhofer, verstarb am 25.12.1649 als Vikar von Unterretzbach im nördlichen Niederösterreich an Asthma. Die Pfarrei wurde vom Zisterzienser­kloster Lilienfeld betreut, in dem Pottenhofer wohl zuvor Schutz vor der Pest gefunden hatte. P. Theobald Golling erkrankte als Pfarrvikar in Kößlarn an der Pest und verstarb dort am 08.08.1649. Bereits am 18.08.1648 verstarb P. Paulus Reiser als Exilant im Passauer Stadthaus des Klosters. Der langjährige Vikar der Klosterwallfahrt Sammarei wurde im Domkreuzgang bestattet. P. Erhard Flieger ist am 17.09.1648 als Gast in Raitenhaslach verstorben. Auch P. Nivardus Scheiffele und der Klosterschmied Fr. Johannes Gaggenseer verstarben am 18.01.1649 bzw. 02.11.1649 auf der Flucht vor der Krankheit in Österreich, wobei Gaggenseer dennoch ein Opfer der Pest wurde. Scheiffeles Brüder Johann Christoph (als Jugendlicher) und Maximilian fielen bereits im August des Kriegsjahres 1634. Die späteren Äbte Bonifaz Hiltbrand und Malachias Niderhofer wirkten in diesen Jahren ebenfalls als Pfarrer in Österreich, kehrten jedoch wieder ins Kloster zurück. Aus einer Aufstellung der Konventualen aus dem Jahr 1651 geht hervor, dass kurz nach Kriegsende wieder 21 Mönche im Kloster lebten. Von einer Zerstörung, einem Leerstand oder dem Aussterben des Klosters, wie es in älterer Literatur zu lesen ist, kann also keine Rede sein.




Mit Gerard Hörger (reg. 1651-69) stand dem Kloster ein überaus fähiger Abt vor, dem es gelang, die Folgen des Krieges rasch abzumildern und die Grundlagen für den erneuten Aufstieg Aldersbachs am Ende des 17. Jahrhunderts zu legen. Hörger war auch als Klosterchronist tätig, er übersetzte Teile der Annales des Abtes Marius ins Deutsche und schrieb die Klostergeschichte bis zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges fort. In einem autographen Mischamtsbuch beschreibt Hörger die durch den Krieg verursachten erheblichen Schäden an den von Klosteruntertanen bewirt­schafteten Höfen und am Landbesitz. Eine bemerkenswerte Neuerung dieser Zeit stellt der seit dem 19.03.1660 mögliche Besuch des Gottesdienstes in der Klosterkirche durch Frauen dar. Zuwiderhandlungen führten in den vorausgehenden Jahrhunderten immer wieder zu Konflikten.

Abt Malachias Niederhofer (reg. 1669-83) stärkte die klosterinterne Ausbildung und errichtete eine Lehranstalt für Theologie und Philosophie nach jesuitischem Vorbild. Zudem studierten zahlreiche Aldersbacher Mönche an den Universitäten Dillingen, Ingolstadt und Wien. Im Jahr 1669 wurde das während der Reformation aufgehobene Kloster Walderbach in der Oberpfalz wieder begründet und mit Aldersbacher Mönchen besiedelt. Walderbach stellt somit die vierte Filiation Aldersbachs dar. Abt Engelbert Vischer (reg. 1683-1705) begann im Jahr 1700 den barocken Neubau des Konventgebäudes (Ost- und Südosttrakt, Baumeister: Carlo Antonio Carlone). In der Klosteransicht von Michael Wening (Kupferstich, vor 1706) sind die durch Vischer neu erbauten Konventgebäude zu sehen.

Der Spanische Erbfolgekrieg (1701-14) beeinflusste auf vielfältige Weise das Kloster Aldersbach. Abgesehen von den Beein­trächtigungen durch die Kriegshandlungen im direkten Umfeld des Klosters und auf die Untertanen, starben beim Volksaufstand auch zahlreiche Angehörige der Klosterpfarreien, allen voran natürlich in dem von der „Bauern­schlacht“ besonders heimgesuchten Tödling (Egglham). Für das Zisterzienserstift stellten die Kriegshandlungen natürlich auch eine moralische Herausforderung dar: Einerseits brachten die fast ausschließlich nicht-adeligen Konventualen mit bayerischen Wurzeln der aufständischen Landbevölkerung durchaus Verständnis entgegen. Andererseits war das Stift als Wirtschaftsunternehmen existentiell von den Einnahmen aus den umfangreichen Besitz­ungen in Österreich abhängig. Eine Beeinträchtigung des an sich guten Verhältnisses zum Habsburger Kaiserhaus war somit auf jeden Fall zu vermeiden. Eine Parteinahme für die Volksbewegung hätte mit Sicherheit zu Enteignungen und damit zu einem immensen wirtschaftlichen Schaden geführt. Von diesem Dilemma besonders betroffen waren natürlich auch die vielen Mönchspriester, die in den Klosterpfarreien als Vikare und Kapläne tätig waren. Die kaiserliche Regierung in München nahm dennoch Einfluss auf die Klosterleitung und mitverursachte im Jahr 1705 die Resignation Abt Engelbert Vischers sowie die verspätete Anerkennung seines Nachfolgers Theobald I. Grad. Auch der im Jahr 1700 begonnene Neubau der Konventgebäude verzögerte sich durch die Kriegswirren und die Besetzung Bayerns deutlich.

Mit Abt Theobald I. Grad (reg. 1705-34) begann das „goldene Zeitalter“ des Klosters. Er ließ durch den Baumeister Domenico Magzin von ca. 1717-20 das Langhaus der Stiftskirche neu errichten und beauftragte u.a. die Brüder Cosmas Damian und Egid Qurin Asam mit der Ausstattung der Kirche. Unter das Abbatiat von Theobald fallen auch die Neubauten der Prälatur, des Gästehauses mit den Speise- und Festsälen im Westen und des Bibliothekstraktes im Süden. Abt Paulus Genzger (reg. 1734-45) ließ die Loretokapelle erbauen, in der in den folgenden Jahren eine Wallfahrt entstand und die lauretanische Marienverehrung einen Aufschwung erfuhr. Aber auch das Brauhaus und die Klostermühlen wurden zu dieser Zeit neu errichet. Eine kurzzeitige Depression entstand in den Jahren 1742-45 durch die verheerenden Auswirkungen des Österreichischen Erbfolgekrieges, nicht zuletzt auch durch die Versorgung österreichischer und bayerischer Truppen, die immer wieder im Umfeld des Klosters lagerten. Aldersbach diente eine Zeit lang als habsburgisches Hauptquartier, das Kloster musste die Soldaten verpflegen und u.a. Gebäude zur Verfügung stellen. Dieser Belastungen waren mit ein Grund für die Resignation von Abt Genzger.

Der „Rokokoprälat“ Abt Theobald II. (reg. 1745-79) vollendete die Ausstattung der Kirche. Im Jahr 1746 beging man mit einer pompösen Feier das 600-Jahrjubiläum der Klostergründung. 1760 wurde der Bibliotheksaal mit einem neuen Schrankwerk und kunstvollen Fresken neu ausgestattet, 1767 die Portenkirche mit Seminargebäude neu erbaut.

Mönche aus Aldersbach waren in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Professoren und Rektoren an der Universität Ingolstadt tätig. Die Bibliothek des Klosters umfasste mehr als 30.000 Bände, darunter etwa 300 mittelalterliche Handschriften, die zum Teil im eigenen Skriptorium angefertigt und mit wertvoller Buchmalerei ausgestattet worden waren. Die Musikpflege stand auf hohem Niveau, von einigen Mönchen sind eigene Kompositionen erhalten. In der barocken Kirche befanden sich drei Orgeln, eine große "Figuralorgel" auf der Westempore und je eine kleinere Orgel auf den Choremporen.

Die beiden letzten Äbte Otto Doringer (reg. 1779-97) und Urban Tremmel (reg. 1797-1803) konnten den Wohlstand und das hohe wissenschaftliche und kulturelle Niveau, auf das die Vorgänger das Kloster führten, nur noch wenig steigern, da sich die anbahnende Klosteraufhebung bereits seit den 1790er abzeichnete.

1803 brach das Unheil der Säkularisation über das blühende Kloster herein. 46 Mönche und 30 Studenten wurden heimatlos. Abt Urban Tremel starb 1808 in Straubing. 1806 erhob man die Abteikirche zur Pfarrkirche. Orgeln, Glocken, Turmuhr, Beichtstühle, Leuchter und Paramente wurden verkauft, die Klosterbibliothek aufgehoben und die Klostergebäude privatisiert.


Nachdem der ganze Besitz verkauft, das Kloster ausgeplündert, die Kirchen auf dem Bernhardsberg und in Weng abgebrochen waren, ging das ehemalige Kloster, mit Ausnahme der Abteikirche, die im Jahr 1806 Pfarrkirche wurde, und des Abteistockes in den Besitz der Freiherren von Aretin über und diente in den Obergeschossen bis zum 2. Weltkrieg hauptsächlich Wohnzwecken für die in der Brauerei und im Gutshof beschäftigten Leute. In den Räumlichkeiten des Erdgeschosses befanden sich Büros, Werkstätten und Lagerräume.
Im Jahr 1904 betrieb die junge Kongregation der Missionsbenediktiner von St. Ottilien die Wiederbesiedlung des Klosters. Nachdem das Vorhaben an Grundstücksverhandlungen gescheitert war, kaufte P. Cölestin Maier, der spätere Gründerabt von Schweiklberg, das Schweikl-Gut oberhalb Vilshofen.
Während des 2. Weltkrieges wurde der überwiegende Teil des Klosters als Kriegsgefangenenlager genützt. Nach Ende des Krieges waren im gesamten Klosterbereich Flüchtlinge untergebracht. Mit dem Wirtschaftsaufschwung in den 50er Jahren zogen diese dann nach und nach aus, so daß die Gebäude leerstanden und zusehends dem Verfall preisgegeben waren.
Nachdem bereits in früheren Jahren immer wieder Versuche zur Rettung des Hauses scheiterten, bahnten sich seit 1977 mehrere Möglichkeiten an. Eine "Akademie für Denkmalpflege" einzurichten war ebenso ernsthaft im Gespräch wie der Ausbau für museale Zwecke. Weiterhin gab es Verhandlungen mit einem weltweiten Industrieunternehmen, welches in Aldersbach eine Ausund Weiterbildungsstätte errichten wollte. Seit dem Jahr 1981 versuchte man, einen "Kulturkreis Kloster Aldersbach" ins Leben zu rufen. Als sich dann die konkrete Ausicht abzeichnete, dass das Kloster wieder von Mönchen aus dem Zisterzienserorden besiedelt werden könnte, wurde am 11.02.1983 der "Förderkreis Kloster Aldersbach e.V." gegründet (aus: Hubert Kalhammer: Das Zisterzienserkloster Aldersbach, in: Klugseder, Robert: 850 Jahre Zisterzienserkloster Aldersbach (Festschrift), Vilshofen 1985, 15-25, hier 23-24).

Nach 180 Jahren des Verfalls und der Bedeutungslosigkeit wurde 1983 die Renovierung der heruntergekommenen Konventgebäude in Angriff genommen Mehrere Versuche einer Wiederbesiedelung des Klosters durch Zisterzienser­mönche schlugen jedoch fehl.






Überblick zur Forschungssituation


Die mittelalterliche Geschichte Aldersbachs ist nur teilweise erforscht. Einzig Egon Boshof hat sich mit der Frühgeschichte des Klosters intensiv auseinandergesetzt und konnte eine Vielzahl von Korrekturen am bis dahin gültigen Bild vornehmen. Die Ursache für das nur mäßige Interesse der Forschung an dieser Zisterze dürfte in der Tatsache begründet liegen, dass nur partiell Quellen im Druck vorliegen. Eine kritische Ausgabe der Urkunden und Traditionsnotizen, eines Amtsbuches oder anderer Quellen zur Aldersbacher Geschichte fehlte bis vor Kurzem völlig. Maßgeblich für jede Beschäftigung mit der Geschichte des Klosters sind daher nach wie vor die Annales siue Cronicon domus Alderspacensis aus der Feder Wolfgang Marius. Dieses Werk des berühmten Aldersbacher Abtes aus dem frühen 16. Jahrhundert bildet bis heute die einzige, aus den Quellen gearbeitete, übergreifende Darstellung zur Geschichte des Klosters bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass nahezu die gesamte danach entstandene Literatur zu großen Teilen auf seiner Arbeit fußt. Dies gilt beispielsweise für die Chronik von Abt Gerard Hörger (1651-69), der eine erste deutsche Übersetzung der Annales vornahm und sie bis in seine Gegenwart fortführte. Hörgers Chronik stellt allerdings für die Zeit nach Marius eine Quelle von hohem Wert dar. Auch Michael von Mannstorffs Epitome, 1746 anlässlich des 600jährigen Gründungsjubiläums erschienen, basiert für die Zeit Marius größtenteils auf dem Werk des Humanistenabtes. Ähnlich verhält es sich mit den Abhandlungen zur Klostergeschichte, die das 19. Jahrhundert hervorbrachte (Joseph Pamler und Michael Härtl) und den überwiegend von lokalen Historikern erstellten Arbeiten des 20. Jahrhunderts. Eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Gesamtdarstellung der mittelalterlichen Geschichte und eine kritische Edition aller archivalischen Quellen Aldersbachs steht bis heute aus und ist somit ein dringendes Desiderat der bayerischen Landesgeschichte.

Seit den 1980er Jahren haben sich verstärkt Forscherinnen und Forscher mit der Geschichte Aldersbachs beschäftigt. Herausragend waren hier die bereits erwähnten Arbeiten Egon Boshofs zur Frühgeschichte des Klosters und eine Dokumentation zur mittelalterlichen Klosterbibliothek von Donatella Frioli. Robert Klugseder konnte 1996 die Klostergeschichte des Abtes Wolfgang Marius herausgeben, die Hubert Karlhammer und Alois Kapsner ins Deutsche übersetzten. 2002 veröffentlichte Klugseder zudem eine umfassende Studie zur Musik- und Liturgiegeschichte. Ein herausragendes mittelalterliches Denkmal der Artes liberales beschreibt u.a. Michael Bernhard in seiner Arbeit zur musiktheoretischen Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek Clm 2599.

Einen herausragenden Beitrag leistete 2009 Bernhard Lübbers mit einer kommentierten textkritischen Edition der Aldersbacher Rechnungsbücher des Zeitraums 1291-1373 und 1409, die von den mediävistischen Geschichtswissenschaften umfassend rezipiert wurde. Die Edition stellt eine weit über Aldersbach hinauswirkende und bedeutende Quelle der Mittelalterforschung dar. Zudem steht durch Lübbers Arbeit eine umfassende Ressource für die Rekonstruktion der Aldersbacher Klostergeschichte des genannten Zeitraums zur Verfügung.

Von einiger Bedeutung für die Kunstgeschichte sind die Veröffentlichungen zur Buchmalerei in mittelalterlichen Handschriften des Aldersbacher Skriptoriums von Elisabeth Klemm. In den letzten Jahren haben sich zudem verschiedene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Inschriften, vor allem mit denen der Aldersbacher Grabdenkmäler, auseinandergesetzt. Beachtenswert ist hier die Publikation von Ramona Baltolu und Christine Steininger. Mit Leben und Werk des Humanistenabtes Wolfgang Marius hat sich zuletzt Petra Hausschild in zwei Publikationen intensiv auseinandergesetzt.

Am 1. und 2. Oktober 2020 fand in Aldersbach eine interdisziplinäre Tagung statt, die sich mit Fragestellungen zur mittelalterlichen Geschichte des Klosters auseinandersetzte. Die Organisatoren Robert Klugseder und Bernhard Lübbers, beide ausgewiesene Spezialisten der Aldersbacher Klostergeschichte, konnten als Vortragende 20 renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gewinnen. Anlass der Tagung war das 900-Jahrjubiläum der Klostergründung durch Augustinerchorherren, die um das Jahr 1120 stattfand. Die Veranstaltung bot zum ersten Mal die Möglichkeit, Forschungsfragen zu Aldersbach interdisziplinär im Kreis von Spezialistinnen und Spezialisten zu präsentieren und zu diskutieren. Der gedruckte Tagungsbericht sorgt für eine angemessene Sichtbarkeit und Rezeption der Forschungsergebnisse. Dieser erschien im September 2021 unter dem Titel "Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte des Klosters Aldersbach" als 55. Ergänzungsband der "Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige". Seit 2021 steht die Webplattform www.alderspach.de zur Verfügung, die nun umfassende Studien und Quellenmaterial zur Klostergeschichte zur Verfügung stellt.