Devotionsbild Prämonstratenserkloster Osterhofen 1742
Exvoto 1742. Misericordia matris. Quia non sumus consumpti. Renoviert: 1894 Jakob Segl.
Das Kloster Osterhofen entging durch Zahlung von 600 Gulden Kontribution an den Habsburger Generalfeld-Wachtmeister Bärnklau einer Brandschatzung durch die Sachsen-Gotha-Dragoner, die hier am 30. und 31.01.1742
einen Rasttag einlegten. Die Dragoner zogen am 31.01. weiter in die Niederalteicher Pfarrei Thundorf und forderten vom reichen Benediktinerkloster weitere 10.000 Gulden Kontribution. Als Dank für die Errettung stiftete
der Konvent von Osterhofen für die Liebfrauenkapelle das hier vorgestellte Devotionsbild. Die Österreicher kamen allerdings im August und November desselben Jahres wieder zurück und errichteten hier für eine gewisse
Zeit ihr Hauptlager. Die Datierung der Entstehung des Bildes mit dem Jahr 1742 ist allerdings in Frage zu stellen, da u.a. die Städte Deggendorf und Vilshofen sowie das Schloss Winzer in Flammen dargestellt werden,
obwohl diese erst deutlich später belagert bzw. zerstört wurden (27.05.1743, 26.03.1745 bzw. 01.11.1744). Vermutlich ist das Devotionsbild wie die vergleichbare Darstellung des "Bayrischen Krieges" von J.G. Kaiser eine
Zusammenfassung der Geschehnisse über einen längeren Zeitraum hinweg (1742-45).
Bildlegende: 1. Kloster Osterhofen, 2. Gnadenkapelle [Liebfrauenkapelle] auf dem Hof, 3. Stadt Osterhofen, 4. Künzing, 5. Pleinting, 6. Vilshofen, 7. Hilgartsberg, 8. Hofkirchen, 9. Neßlbach, 10. Kirchen Preuhaus und Schloss Winzer, 11. Pfara[?], 12. Hengersberg, 13. Aicha a.d.D., 14. Kloster Niederalteich, 15. Dondorf [Thundorf], 16. Seebach, 17. Deggendorf, 18. Abfourascherer [Ab-Fouragierer], 19. Tschaiken [bewaffnete Donauschiffe]. © Robert Klugseder (CC BY-SA 4.0).
Ein Vergleich des Osterhofener Devotionsbildes mit dem vermutlich etwas später entstandenen Gemälde "Bayrischer Krieg" des Vilshofener Malers J.G. Kaiser lässt vermuten, dass beide Werke vom selben Künstler geschaffen wurden.
Im Devotionsbild sind bayerische Truppen und die vor dem Konventgebäude positionierte "Salva guardia" zu erkennen. Im Gemälde "Bayrischer Krieg" sind hingegen Habsburger Truppen zu sehen (ebenfalls mit einer "Salva guardia"). Bemerkenswert ist die unterschiedliche Darstellung der Westfassade des 1740 geweihten Kirchenneubaus. Im Devotionsbild sind die mittelalterlichen Doppeltürme der Vorgängerkirche sichtbar, in "Bayrischer Krieg" bereits die heute noch erhaltene Westfassade mit nur einem Turm. Man kann davon ausgehen, dass die Doppelturmfassade so nie bestanden hatte, im Devotionsbild also lediglich ein Planungszustand zu sehen ist. Eine bisher unbekannte Darstellung der Ostseite des Klosters vom 12.11.1742 zeigt die Kirche ohne die mittelalterlichen Türme, dafür aber bereits mit dem erst wenig über das Kirchendach hinausragenden und zentrierten Turm mit Pyramidendach (Kriegsarchiv des StA Wien, Lageskizze des Habsburger Feldlagers in der Nähe des Klosters). Im Gemälde „Bayrischer Krieg“ ist der Turmbau mit spätbarocker Haube bereits abgeschlossen.
Der Architekt und Bildhauer Joseph Matthias Götz, der wenige Jahre später (1755) für die Neugestaltung der Westfassade und des Turms der Aldersbacher Klosterkirche verantwortlich war, hatte sich vermutlich von Osterhofen inspirieren lassen, die Ausführungen ähneln sich deutlich. Auch die Darstellung der Vertreibung der Händler aus dem Tempel, die sich in beiden Kirchen unterhalb des Turmes am westlichen Kirchenportal befinden, zeigen eine inhaltliche Nähe.
Jesus vertreibt Händler und Käufer aus dem Tempel. Links: Cosmas Damian Asam (Osterhofen um 1732). Rechts: unbekannter Künstler (Aldersbach um 1755). Bild: © Robert Klugseder (CC BY-SA 4.0).