Kloster St. Salvator

Bittbrief des Abtes Joseph von Silbermann an den wittelsbacher Kaiser Karl VII. vom 04.01.1745 (Haus, Hof und Staatsarchiv Wien, StK Große Korrespondenz 220-1)


Aller durchleichtigister, grossmächtigister, unyberwindlichister Römischer Kayser, aller-genädigister Herr, Herr.

Euer kayserliche Mayestät erindern sich allergnädigst, wasgestalten allerhöchst deroselben kurz verwichen, als Euer kayserliche Mayestät sich in Vilshofen befunden, meine aller underthänigiste Aufwarttung gemacht, und mitls yberreichter Suplication nit allein meines anvertrauten Closters alhir zu St. Salvator sowohl noch von Zeiten dess vorigen Spänischen Successions-Krieg, die selbiges in Angesicht der dortmahls kayserlich feindlichen Trouppen zu Staub und Aschen verbrent worden, als widerumben novissime bey disen gegenwärtlig-anhaltenden Kriegs-Flamen durch die beschechene Blinderungen an hinweggenommen Getreyd, Vich, dan Haus- und Baumans Vahrnussen, dessgleichen mitls Erpressung unerfindlicher Brandtschäzungen, und ander unsäglichen Geld-Exactionen, die alle in zinsbare Capitalien erwachsen, und sich bereits auf 23000 Gulden erstreckhen, alle erlittene Calamiteten, und schon yber 30000 Gulden sich belaufende Damnificirungen, wehemittigist vorgestelt: Sondern, und weillen dises in der aussersten Decadence, ja bis zur gänzlichen Dissolution schmerzenlichiste darniederligende Clösterl (: welches ohne deme schon vorgetragner massen unter allen Clöstern in ganzen Land notabiliter das ärmste und geringste ist, indem es nur in 9 Religiosen bestehet, und dessen jährlich gewisse, so wohl an Geld als andern zu Geld angeschlagnen Naturalien anfählige Intraden mehr nit dan 962 Gulden 22 Kreuzer 2 Denare ertragen :) sich ex propriis ferners nit aufzuhelfen weis, zu dessen wider Empor-Bringung umb Conferirung seiner nächsten vacirenden Pfarr in subsidium aller diemittigist gebetten. Zumahlen sich aber die vorgetragne Calamiteten, und die Ellend dises unglickhseligen Clösterls hersider widerumben merckhlichen vermehret, indem bald nach Euer kayserlichen Mäyestät Abreis von Vilshofen anhero blos und alleing in das Closter eine Postirung von 50 bis 60 Man ausgesezt: und als dises auf Annächerung österreichischer Trouppen, so circiter in 1000 Man von Cavalerie und Infanterie nebst 2 mitgefürhrten Canonen bestanden, und Mitwoch den 23. verwichennen Monaths Decembri angeruckht, ihre Postirung verlassen, nit allein das Closter und nächstsituirten Mayrhof geblindert, sondern mich selbsten gefänglichen hinwenckh nacher Fürstenzell, Neuburg, Schärding, und endlichen gar zum österreichischen Haubtquartier nacher St. Mörthen einen Graf Tättenbachische Schlas durch ganzer 9 Täg quasi in triumphum herumb geschlepet: auch ehunder nit entlassen, bis mich schrüfftlichen obligirt, yber die wider noviter entlehnte- und würckhlich erlegte 500 Gulden noch 100 Ducatn nachzutragen, zusammen 925 Gulden guettzumachen, nichts zu meldn, was an verschidenen Honorarium, umb die Sach zuverringern, indem anfangs eine weitt grössere Summa an mich praetendiert worden, erloffen: und zwar haubtsächlichen von darumben, weillen man mir imputirt, ich hätte ersagte Postirung anhero erbetten.

Solchemnach habe Euer käyserliche Mayestät dise neuerlichen Fatalitetem abermahlen allergehorsambist verstellen, und mein unterthanngistes Petitum wegen mildrichister Conferirung einer nächst vacirenden Pfarr solcher gestalten widerhalten wollen, damit man die wiewohlen wenig: iedoch zur Selenheyl in Beichtstüell und Vortragung diss Wortt Gottes sonderbar bey den nächstentlegenen luterischen Marckht Orthenburg in Unterrichtung der von denen häuffig-kommend catholischen Ehehalten, beständig- höchstbedürfftigen Geistliche unterhalten könne, zu welch aller gnädigsten Erhör, dan perpetuirlich allerhöchsten Hulden und Genaden mich und lesterhaltnem[?] armes Closter aller diemiettig-gehorsambst empfehl, allstätts verharrend sub dato Closter St. Salvator den 4. Jenner 1745.

Euer kaiserliche Mayerstät etc. allerunterthänig-gehorsambster Iosephus abbas manu propria.