Relation von Vilshofen vom 16.02.1743

Bericht des General-Wachtmeisters Baron von Roth über die Beschaffenheit und Befestigungen Vilshofens für den Fall einer Belagerung bzw. Einnahme der Stadt durch das österreichische Heer (Quelle: Haus, Hof und Staatsarchiv Wien, KA KPS LB K II c, 92 F). Teile des Habsburgerheeres lagerten zu dieser Zeit im benachbarten Ortenburg, und auch die Stadt Passau stand unter österreichischer Kontrolle. Die Informationen bildeten vermutlich die Grundlage für die erfolgreiche und rasche Okkupation Vilshofens im März 1745.


Von Passau bis Sampach zu reithen habe drey und ein halbe Stunde zugebracht, vom Sampach bis Vilshoffen eine starcke Stunde. Acht hundert Schritt zuewerths Vilshoffen muß man über eine kleine Bruckn den kleinen Fluß Wolfach, welcher ohnweith davon in die Donau fällt, passiren. Das aus der Donau in die Wolfach häuffig gestossene Eyß hatt verhindert zu probiren ob die Wolfach tieff. T?ach mahlen habn von der Brucken über die Vils in der Vorstadt den Weeg welcher von Allerspach kommet traversiren müßen. Man kan ringß herumb außerhalb der Mauern überall auch sowohl an der Vils als der Donau umb Vilshoffen zu Fuß passieren.

Vilshoffen hatt zwey Haupt Thör, das untere gegen Passau zu, das obere gegen Pleintling, ferner an der Donau zwey Wasser Thörle, das eine bey des Urbans Hauß, wird genandt das Bader Thörle, das undere bey dem Mauth Hauß, das Mauth Thörle.

Umb Vilshoffen ist eine zwar nicht dicke noch standhaffte, jedoch mit verschiedenen Pfeilern befestigte Mauer, man kan umb selbe auf einer Gallerie, welche aber nicht breuther als daß ein Mann commode darauf stehen und einanderer dabey passiren kan, umhern[?] Theils herumb gehen, außer an denen Orthen längst der Donau, wo die sechß Häußer auf die Stadt-Mauer gebauet seyn, und wo die Fenster koenen nur in einem Urbanischen Haus 8 mit Eysenen Gitter versehen, die übrigen aber ohne Gitter ans Wasser gehen, wie im Plan deutlich zu ersehen.

Hart an der Vils-Brucken ist ein durch die Stadt-Mauer durchbrochenes und auswerths angebautes Fleisch oder Schlacht-Haus, dieser Orth wäre mit einem Piquet wohl zu versichren.

Die Mauer hatt ferners vier Thürne, einen über dem untern Thor gegen die Vils-Brucken, einen über dem Obern-Thor gegen die Capuciner, und zwey Thürne wo die Vils in Donau fält.

Ferner seynd etliche Canale, so unten under der Stadt gehen, welche zu observien seyn.

Ein Commando Cavallerie von 100 Pferden könte bey künfftiger Besezung Vilshoffen mit Infanterie füglich in das von denen Capucinern an der Donau gegen Pleintling liegende Breuhauß untergebracht, und von dorten aus eine Feldwacht auf der Höche gegen Pleintling, die andere Feldwacht auf der Höche beym so genandten Sieben-Becken-Beindt, welche dem Weeg von Schrembsberg nach Walcksin und nach Oberndorff, ferner andererseiths der Vils den Weeg von Allerspach füglich observiren und entdecken kan, halten. Wann ein dritter Porten an der Wolffach-Bruckn könte gehalten werden, wärn es umbso bessers. Jedoch müßte so dann ein Porten von Infanterie auf die Höche im Capuciner-Garthen ebenfalls gesezet werden, welcher allenfalls die Cavallerie souteniren könnte.

Vilshoffen zahlt beyläuffig hundert Häußer, wäre also 1 Obristleuthnant mit 300 Mann genugsamb zur Besezung Vilshoffen, wie dann auch mit derlay Anzachl vorigen Winter Herr Obrist Wachtmeister Epple allda gestanden. Daß bisher aber wie vergeben worden, die Mortalite nicht zu starck in Vilshoffen geweßen, zeiget gegenwürtiger Extract aus dem authentischen Mortuario.

Weil bishero zu Sampach keren under[?] hinterwerths die Porten nur auf 10 Schritte um Dorffe[?] gestanden, und nichts deconvriren können, habe dieselbe avantagenser auf die Höhen umbgesezet.


Passau den 16. Februarii 1743.

Ganz gehorsambster Diner Baron von Roth, General-Wachtmeister.