Fernerer Bericht aus dem Feld Lager bey Pleintling von dem mit dem Feind vorgegangenen Scharmützel vom 29. May
Wienerisches Diarium Extra-Blatt vom 06.06.1742
Demnach dem Feind der Lust angekommen mit einem starken Detaschement von seiner Armee das von uns besetzte / an der Donau Nordseits liegende Schloß Hilgersperg zu überfallen / dann sich der am Fuß befindlichen Donau Brucken zu bemächtigen / hat selber gehoffet / in dieser Unternehmung so eher zu reussiren / als die Besatzung gedachten Schlosses sowol in lauter Croaten / als auch die weiters vorwerts unter Commando des Herrn General Feld Wachtmeister Baron von Helffreich gestandene Mannschaft eben von dieser Nation gewesen / mithin der Feind selbe als ein unregulirtes Volk nicht achtend / sein Heyl versuchet: es hat ihme aber sehr mißlungen / dann sobald ob berührte Königliche Truppen die feindliche Bewegung wahrgenommen / und der Anmarsche auch erfolget / haben sich solche unter Commando vorerwehnten Herrn Baron von Helffreich gestandene Croaten in behörige Positur gesetzet / das an dieselbe gekommene Französische regulirte Feuer standhaft ausgehalten / sodann ihre Salven entgegen gegeben / und zumalen diese Leute schon in der Jugend zum Feuer Gewehr und Sabel gewohnet / so ist auch geschehen / daß ihre entgegen gegebene Salve wohl angebracht worden / und die Kuglen denen feindlichen Truppen meistens an die Brust eingeschlagen / selbe folgsam andurch so mehrers in Unordnung gestürtzet / als sie Croaten nach dem Feuer geben mit auf die Achsel Werffung des Ober Gewehrs den Säbel zur Hand genommen / und ohneschrocken auf den Feind loß gegangen seynd / denselben zersprenget / und in die Flucht getrieben haben: das Erdreich ist meistens in Defiléen , Gebürgen / und Waldungen bestanden: von denen Franzosen haben sehr wenig / ausser denen sich etwa verschloffenen / Quartier bekommen: die feindliche entleibte Körper seynd verschiedentlich auf denen Strassen / in Wäldern und Gebüschen jämmerlich zerhauet / und in starker Anzahl / unter diesen auch / wie man aus denen eingebrachten Kleideren / und Beut Sachen abgenommen / viele Officiers vor findig gewesen ; den eigentlichen Numerum ihrer Tod und Blessirten kan man bey solcher Beschaffenheit nicht wissen: der Französische commandirende General Duc d’Harcourt sowol / als der Bayrische Feld Marschall Graf Törring seynd bey der Expedition selbsten zugegen gewesen. Das würkliche Schargiren hat in der Mittag Stund angefangen / da bald darauf der Feind in Unordnung gebracht / hierzu aber nicht wenig durch den Ausfall / welchen der im Schloß Hilgersperg stehende Obrist Leutenant von Benzony in einem Thal gemacht / contribuiret / und also der Feind zerstreuet worden. Das Verfolgen deren Croaten hat bis in die spate Nacht gedauret / wo man noch hin und her eintzele Schuß gehöret / und was sich nicht hat salviren können / das Leben eingebüsset / auch wo immer der Sabel angebracht werden mögen / es denen Köpfen gegolten. Der Uberrest hat sich mit dem Harcourt und Törring auf das præcipitanteste in das Lager retiriret / welche die hinter sich über einen Morast geworfene Brucken gleich haben abwerfen und ruiniren lassen / dann sonsten die Croaten den Feind gar bis in sein Lager verfolget hätten. Es wird bestättiget / daß dieses feindliche Detaschement aus allen Grenadier Compagnien von der Armee / auch sammentlichen Piqueteren / und 5. Mann von jeder Compagnie / dann 3000. Pferden bestanden. Bey dieser Action haben sich der Herr General Feld Wachtmeister Baron von Helffreich / und Herr Obriste Miensky nicht allein in der tapfermütigen Anführung ohnvergleichlich wohl gehalten / sondern auch schon vorhinein in Machung deren gehörigen Bewegungen ihre Klugheit erwiesen. Es seynd auch 5. Stücke eroberet worden ; und wann sowol das Erdreich verstattet hätte / daß die daraus postirte Cavallerie agiren können / als auch die zweyte Donau Brucken wäre verfertiget gewesen / so dörfte sicherlich geschehen seyn / daß kein Mann mehr hätte zuruk kommen sollen. Wir haben dabey 8. Todte / und 52. Blessirte bekommen.
Feld Lager bey Vilshofen in Bayern 1. Juny
Den 28. hörete man noch immer / das auch die andere Nacht hindurch ein und andere Musqueten Schuß / so die den in die Wälder versprengten Feind verfolgende Croaten thaten. Den 29. in der Fruhe wurde die grosse Donau Brucken in dem Dorf Plaintling angefangen zu schlagen / welche auch durch den in höchsten Dienst unermüdeten und wohlerfahrnen Brucken Hauptmann Hr. Eschenauer um 9. Uhr zu jedermanns Verwunderung / und seinem besonderen Lob zu Stand gebracht / und darauf so gleich an den Tete du Pont zu arbeiten angefangen. Die Bericht von dem Feind waren / wie daß selber die Brucken nach der gestrigen Action abzubrechen / und dadurch denen Unserigen den Zugang zu seinen Lager völlig zu sperren willens ware. Bey Plainting hat der Feind einige Materialien zu einer Brucken zusamm geführet / woran er auch bereits zu schlagen angefangen / und hatte selber nicht nur allein einen namhaften Succurs bereits erhalten / sondern erwartet noch in wenig Tägen 11. Battaillons. Den 30. in der Fruhe recognoscirten Seine Excellenz der Commandirende Herr General-Feld-Marschall wiederumen den Posto von Winzer / und befahle zugleich die herumgelegene viele feindl. Todte einzuscharren: es liesse sich aber vom Feind kein Mann sehen / ungeachtet man ihme bis an das Lager ritte. Die Deserteurs berichten / wie daß der Feind in der vorigen Action / so letzthin vorgewesen / von dem Marschall Hertzog d’Harcourt und Graf v. Thörring seye commandirt gewesen: das Commando wäre bestanden in 22. Granadiers Compagnien und 16. Esquadronen / und ware der Verlust / wie bereits gemeldet / groß / absonderlich an der Anzahl deren Blessirten ; die Consternation aber noch grösser / indeme die sogenannte unüberwindliche Granadiers von irregulirten Truppen / unserer tapferen Croaten / denen man ihres Wol verhaltens halber grosses Lob beymessen kan / seynd geschlagen worden / und man hat Nachricht / daß auf etl. Meil Wegs todt und blessirte Frantzosen anzutreffen waren. Den 31. in der fruhe höreten die Vor Posten in des Feindes Lager zu Pferde blasen und die Trommeln rühren / wessentwegen man glaubte / es wurde sich selber von neuen an uns reiben wollen / doch ware solches nur eine Gasconade. Man halt vor sicher / daß unsere Armee morgen die Donau passiren werde und ist zur Erleuchterung heut fruhe alle schwere und unötige Bagage / Marode und Weiber nach Passau zuruk geschicket worden / es haben auch schon heut einige Regiment. das neue Lager jenseits der Donau zu beziehen angefangen.